Der Literaturnobelpreis geht in diesem Jahr an den tansanischen Schriftsteller Abdulrazak Gurnah. In ihrer Begründung verwies die Jury auf Gurnahs vehemente und unerbittliche Auseinandersetzung mit dem Kolonialismus, von der seine Werke durchdrungen sind.
Der tansanische Schriftsteller Abdulrazak Gurnah erhält den Literaturnobelpreis. Wie die Jury in ihrer Erklärung mitteilte, erhält Gurnah den Preis "für sein kompromissloses und mitfühlendes Durchdringen der Auswirkungen des Kolonialismus und des Schicksals des Flüchtlings in der Kluft zwischen Kulturen und Kontinenten". Gurnahs Werk sei stark von der englischsprachigen Literatur beeinflusst, so die Jury. Und doch hätte der Autor mit den Konventionen gebrochen und die kolonialistische Perspektive auf Afrika umgedreht.
Abdulrazak Gurnah lebt und arbeitet in Großbritannien. Er publizierte zehn Romane und zahlreiche Kurzgeschichten. Sein Durchbruch gelang ihm 1994 mit "Paradise", welches auf deutsch unter dem Titel "Das verlorene Paradies" erschien.
"Das wäre, das wäre ein Streich"
Nach eigenen Angaben war Gurnah von der Bekanntgabe seines Gewinnes si überrascht, dass er den Anruf der Schwedischen Akademie zunächst für ein Scherz gehalten hat. "Ich dachte, das wäre ein Streich", so der Preisträger in einem auf dem Twitter-Kanal der Nobelpreise veröffentlichten Interview. Erst nachdem Mars Malm, Ständiger Sekretär der Akademie, weiterhin mit ruhiger und gelassener Stimme sprach, sei die Nachricht wirklich angekommen.
Abdulrazak Gurnah
Abdulrazak Gurnah wurde 1948 geboren und wuchs auf der Insel Sansibar auf. Gegen Ende der 1960er Jahren kam er als Flüchtling nach England, wo er als 21-Jähriger im Exil bereits zu schreiben begann. Gurnah verfasste seine Werke hauptsächlich auf auf Englisch. Bis vor kurzem war er Professor für englische und postkoloniale Literatur an der Universität Kent.
Der Literaturnobelpreis
Der Literaturnobelpreis ist mit zehn Millionen Kronen (etwa 950.000) dotiert und wird von der schwedischen Akademie vergeben. Im vergangenen Jahr ging die Auszeichung überraschend an die US-amerikanische Lyrikerin und Essayisten Louise Glück.
2019 ging der Preis an die polnische Schriftstellerin Olga Tokarczuk und an den Österreicher Peter Handke. Letztere Vergabe hatte international für Aufsehen und Kritik gesorgt, da sich Handke während der Jugoslawienkriege mit Serbien solidarisiert und 2006 auf der Beerdigung des Ex-Diktators Slobodan Milošević eine Rede gehalten hatte.