Die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich hat in Sachen Literaturvermittlung Enormes geleistet. Sie machte Bücher zu Bestseller und verhalf unbekannten Autorinnen und Autoren zu großen Karrieren. Mit der Augsburger Allgemeinen sprach Heidenreich nun über Literatur im Fernsehen, und über ihr neues Buch "Hier gehts lang". Eine ihrer bescheidenen Wünsche: Drei Minuten Sendezeit für Poesie und Lyrik im Fernsehen.
Aus der deutschen Literatur-Fernsehlandschaft ist die Autorin und Kritikerin Elke Heidenreich nicht mehr wegzudenken. Ihre Karriere als Literaturvermittlerin begann mit der Moderation der Schweizer Fernsehsendung "Literaturclub" in den Jahren 1993 und 1994 . Im August 2000 saß sie dann - es war die erste Sendung ohne Siegrid Löffler - als Gastkritikerin neben Marcel Reich Ranicki im "Literarischen Quartett". Ab 2003 besetzte ihre Sendung "Lesen!" dann den ZDF-Sendeplatz, der bis Dato vom "Quartett" bespielt wurde. Sechs- bis achtmal im Jahr stellte Heidenreich dort Neuerscheinungen vor, empfahl Bücher und ebnete den Weg für die ein oder andere Autorenkarriere. Viele der besprochenen Bücher wurden Bestseller (darunter etwa das Buch "Wer bin ich - und wenn ja, wie viele" von den damals noch weitestgehend unbekannten Richard David Precht). Der FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher betonte damals bereits: "Vor Elke Heidenreich hat es niemals eine so machtvolle Literaturkritikerin gegeben, auch nicht im 20. Jahrhundert."
Nur drei Minuten für die Poesie
Angesichts dieser immensen Leistung hinsichtlich der Kulturvermittlung im Fernsehen erscheint eine aktuelle Forderung Heidenreichs mehr als bescheiden. Der Augsburger Allgemeinen sagte sie:
"Ich habe bei Fernsehsendern immer wieder vorgeschlagen, man solle vor oder nach den Nachrichten drei Minuten für ein Gedicht opfern". Immer gebe es Platz für den Sport, so Heidenreich weiter, kaum jedoch Platz für die Kultur. "Ich denke, wir würden viele Menschen erreichen, und die Welt sähe etwas besser aus."
Elke Heidenreichs neues Buch: "Hier geht's lang! Mit Büchern von Frauen durchs Leben"
In ihrem aktuellen Buch "Hier gehts lang" schreibt die Literaturkritikerin über jene Autorinnen, von denen sie nachhaltig und maßgebend beeinflusst, inspiriert und geprägt wurde. Eine weibliche Literaturgeschichte quasi. Im Gespräch mit der Augsburger Allgemeinen sagt sie dazu: "Ich glaube, dass Männer an Büchern von Frauen weniger interessiert sind als Frauen an Büchern von Männern. Denn viele Männer interessieren sich nicht dafür, was Frauen fühlen und denken." Sicher seien solche Verallgemeinerungen immer falsch, aber manchmal, so Heidenreich, müsse man verallgemeinern, damit eine Diskussion in Gang kommt.
Dennoch könne man eine gewisse Bewegung beobachten. "Ich glaube, dass zum Beispiel alle Männer, die ihr Kind mit dem Fahrrad in die Schule bringen, am Leben von Frauen und an den Büchern von Frauen mehr interessiert sind als früher. Denn sie merken, dass ihr eigenes Wohlbefinden davon abhängt, ob man partnerschaftlich miteinander umgeht. Dass es also nicht schaden kann, zu wissen, was Frauen denken. Aber das Gros der Männer, wie ich es etwa im Business oder in der Politik erlebe, ist nach wie vor mehr mit dem eigenen männlichen Kram beschäftigt."
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"

Elke Heidenreich empfiehlt Bettina Flitners "Meine Schwester"
Drei literarische Doku-Tipps fürs Wochenende!
Bald ist es wieder soweit: Leipzig wird zum Literaturhotspot
Die SWR-Bestenliste – Januar 2025
Druckfrisch: Denis Scheck
Jürgen Becker (1932-2024) – Ein Leben für die Literatur
„Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer“ von Campino – Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik
Lyrikerin Elke Erb ist im Alter von 85 Jahren verstorben
Iris Wolff mit neuem Roman "Lichtungen" am Sonntag bei Denis Scheck
Denis Scheck kocht. Nicht nur beim Blick auf die Bestsellerliste
Jürgen Becker: 90 Jahre etwaige Spuren
Das "Literaricum" spricht über Herman Melvilles "Bartleby der Schreiber"
Thomas Rosenlöcher ist gestorben
Schriftsteller Franz Mon gestorben
"Das lyrische Quartett" startet am 10. April
Aktuelles
„Die Hüter der Sieben Artefakte“ von Christian Dölder – Wie ein Fantasyepos die klassischen Regeln neu schreibt
„Blood of Hercules“ von Jasmine Mas – Dark Romantasy trifft Mythos und Macht
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
»Gnade Gott dem untergeordneten Organ« – Tucholskys kleine Anatomie der Macht
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
