Am 7. Oktober wird bekannt gegeben, wer in diesem Jahr mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wird. Und allmählich beginnt es wieder, das jährlich wiederkehrende Tuscheln über die ewigen Anwärter.
In knapp zwei Wochen wird die schwedische Akademie den Gewinner oder die Gewinnerin des diesjährigen Literaturnobelpreises bekannt geben. Wie in den vergangenen Jahren auch, werden einige AutorInnen als heiße AnwärterInnen auf die höchste Literaturauszeichnung überhaupt gehandelt. Einige von ihnen bereits seit Jahren, andere erst seit kurzem. Wir haben eine Liste von SchriftstellerInnen zusammengestellt, die auch in diesem Jahr für den Literaturnobelpreis in Frage kommen.
Ljudmila Jewgenjewna Ulizkaja
Die russische Schriftstellerin Ljudmila Jewgenjewna Ulizkaja steht erst seit vergangenem Jahr auf der Liste der Favoriten. In ihren Erzählungen verbindet die 1943 geborene Autorin russische und jüdische Erzähltraditionen mit modernen Erzählkunst. Alltägliche Leidenschaften und Grausamkeiten durchziehen und durchkreuzen die Leben ihrer Protagonisten, so dass ein nur schwer entwirrbares Geflecht entsteht.
Haruki Murakami
Murakami gilt bereits seit einiger Zeit immer wieder als potenzieller Literaturnobelpreisträger. Rezensenten bezeichnen den japanischen Autor immer wieder als den populärsten und einflussreichsten seiner Generation. Murakamis Werk zeichnet sich durch die Darstellung surrealistische Begebenheiten, sowie durch die ständige Bezugnahme auf die westliche Popkultur aus.
Margaret Atwood
Auch Margaret Atwood wird seit letztem Jahr wieder als Nobelpreis-Anwärterin gezählt. Besondere Aufmerksamkeit erlangte sie unter anderem auch durch die vom Streaming-Dienst Netflix ausgestrahlte Serie "The Handmaid´s Tale" (Der Report der Magd), die auf Atwood gleichnamigen Roman beruht. In ihren Roman spielt die Stellung der Frau in der Gesellschaft, sowie andere aktuelle gesellschaftliche Probleme wie die globale Erwärmung eine wichtige Rolle.
Ngugi Wa Thiong'o
Der kenianische Schriftsteller und Kulturwissenschaftler Ngugi Wa Thiong'o gehört bereits seit Jahren zum engsten Favoritenkreis. Ngugi schreibt in seiner Erstsprache Kikuyu, da er die Englisch als ein fortwährenden Ausdruck eines anhaltenden politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und letztlich auch linguistischen Kolonialismus versteht. Er selbst sagte diesbezüglich: "Ich glaube, dass mein Schreiben in der Kikuyu-Sprache, einer kenyanischen Sprache, einer afrikanischen Sprache, fester Bestandteil des antiimperialistischen Kampfes der Völker Kenyas und Afrikas ist."
Cees Nooteboom
Bereits 1990 wurde der Niederländer Cees Nooteboom für den Nobelpreis vorgeschlagen. Sein Name ist von der Liste der heißen Anwärter nie ganz verschwunden. Nooteboom wurde bereits mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Internationale Bekanntheit erlangte er mit seinem 1980 erschienen (1985 in Deutschland) Roman "Rituale", der in Deutschland nicht zuletzt durch eine schwärmerische Besprechung des "Literarischen Quartetts" rund um Marcel Reich Ranicki seine LeserInnen fand.
Ian McEwan
Auch wenn Ian McEwan längt nicht mehr so weit vor auf der Anwärter-Liste steht, wie es vor Jahren einmal der Fall gewesen war, ist er noch immer nicht von der Bildfläche verschwunden. In McEwans Werk trifft man immer wieder auf ein freies Spiel der Assoziationen, welche dann, beinahe unmerklich, in gewisse Situationen gelenkt werden. Dabei changiert er zwischen Bewusstsein und Unbewusstem, so im Leser das Gefühl entsteht, es bahne sich eine unabwendbare Katastrophe an.
Salman Rushdie
Für seinen Roman "Die satanischen Verse" wurde der indisch-britische Schriftsteller Salman Rushdie 1988 von dem iranischen Staatschef Chomeini zum Tode verurteilt. Bis zum Jahre 2016 steigerte sich das Kopfgeld für den Tod Rushdies auf insgesamt 4 Millionen Dollar. Aber auch die Repression konnte den Erfolg des Romans nicht verhindern. Und vielleicht auch nicht den Literaturnobelpreis.
Ali Ahmad Said
Ali Ahmad Said (alias "Adonis") ist wohl der Daueranwärter unter den Anwärtern auf den Literaturnobelpreis. Er zählt als einer der bedeutendsten arabischen Dichter der Gegenwart. Durch seine kritischen Gedichte und Essays, die für Offenheit und, ein Lebenstraum Adonis, für die Trennung von Staat und Religion einstehen, erregte er immer wieder Aufsehen in der arabischen Welt. In einem 2014 geführten Interview mit der Wochenzeitung "Die Zeit" sagte der damals 84-jährige über den Zustand der arabischen Welt: Der arabische Mensch sei noch nicht geboren, er existiere noch nicht.
Joyce Carol Oates
Auch die US-amerikanische Schriftstellerin musste, zum Unbehagen vieler, immer wieder auf den Preis verzichten. Seit dem Erscheinen ihres ersten Romans im Jahre 1963, hat Oates mehr als 40 Romane sowie einige Theaterstücke, Novellen und mehrere Sammlungen Kurzgeschichten geschrieben. In ihren Bücher finden sich sowohl realistische als auch fantastische Elemente wieder, die immer mit sozialkritischen Akzenten versehen sind. In ihren Jugendbüchern schreibt sie von der Schwierigkeit, die eigene Identität zu finden und gegenüber der Außenwelt zu verteidigen.
Ismail Kadare
Mit seinen Romanen "Der Palast der Träume" und "Der große Winter hat sich der albanische Schriftsteller Ismail Kader längt in die Weltliteratur eingeschrieben. Anhand seiner Protagonisten beschreibt er oft das Leben unter totalitären Regimen, wobei er die Handlung oft in einen historischen Kontext setzt. Er gilt als der international erfolgreichste albanische Autor.
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