In Dietmar Daths für den Deutschen Buchpreis nominierten Roman "Gentzen oder: Betrunken aufräumen" geht es um einen weitestgehend in Vergessenheit geratenen Pionier der Informatik: Gerhard Gentzen. Der 1945 verstorbene Mathematiker zählte zu den genialsten seines Fachs. In seinem Buch schick Dietmar Daths unter anderem Jeff Bezoz, Frank Schirrmacher und die Philosophin Ruth Millikan auf Spurensuche...
Der deutsche Logiker Gerhard Gentzen zählte zu den genialsten seines Fachs. Doch heut, knapp 75 Jahre nach seinem Tod, erinnert sich kaum jemand mehr an ihn. In seinem Roman "Gentzen oder: Betrunken aufräumen" begibt sich Dietmar Dath mit seinen Protagonisten Laura und Jan auf Spurensuche, und zeichnet einige fulminante Biografien nach.
Eine wirre Suche
Neben Gerhard Gentzen begegnen uns hier noch andere Figuren: Da ist der Schriftsteller Dietmar, der bereits zehn Jahre lang an einem Roman über einen berühmten Logiker arbeitet; da ist Frank Schirrmacher, der sich mit dem Internet herumschlägt; auch Amazon-Chef Jazz Bezoz bekommt seinen Auftritt, ebenso wie die amerikanische Philosophin Ruth Millikan. Sie alle treffen sich auf einem Tableau, welches ohne die bahnbrechenden Erkenntnisse jenes Informatik-Pionier, Gerhard Gentzen, nicht denkbar wäre.
Denn schließlich wird der gegenwärtige Status Quo maßgeblich durch die schier unendlich erscheinende Rechenleistung unserer Computer gehalten. Flugbuchungen und Güterverteilung, die Steuerung von Atomwaffenarsenale, die detaillierte Abbildung eines Lebens, geschaffen auf der Grundlage virtueller Spuren, die wir tagtäglich im Netz hinterlassen.
Ebenso wie sich diese Spuren in einem ungeheuren Tempo überschneiden und überlappen, treffen in Daths Roman unterschiedliche Erzählstränge aufeinander. Und wo die philosophisch motivierte Frage nach Intentionalität auf einen süffisanten Jeff Bezoz trifft, muss die Erde letztendlich in Gefahr schweben.
Dietmar Dath: "Gentzen oder: Betrunken aufräumen"; Matthes & Seitz Berlin, 2021, 604 Seiten, 26 Euro