Gesellschaft Juli Zeh über das Dorfleben als Erlösung und den falschen Umgang mit Corona-Maßnahmen

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Das Dorf als Ballungsort ist zuletzt immer wieder Thema in den großen Romanen der Schriftstellerin Juli Zeh gewesen. In "Unterleuten" wird ein kleines Örtchen in der brandenburgischen Provinz zum Zentrum gesellschaftlicher und politischer Grabenkämpfe. In "Über Menschen" - Zeh´s letzter Roman - ist es das Dörfchen "Bracken", welches der Protagonistin Dora als Zufluchtsort dient. Auch die Autorin selbst ist 2007 aufs Land gezogen; eine Entscheidung, die ihr wie eine Erlösung vorkam.

Bestsellerautorin Juli Zeh sprach in einem Interview mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" über den Umgang mit den Corona-Maßnahmen und das Leben auf dem Dorf. Bild: Sven Mandel - Eigenes Werk / Wikipedia

"Im Dorf ändert sich das Sozialverhalten", sagt die Autorin Juli Zeh in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Andere Menschen sind oft eine Zumutung für uns. Auf dem Dorf sind sie unausweichlich. In der Stadt neigt man viel mehr zu Ausweichbewegungen. Das Miteinander auf dem Dorf folgt einem Pragmatismus. Und das macht sehr glücklich."

Von diesem Pragmatismus und anderen auf dem Dorf vorherrschenden Tugenden müsse die Gesellschaft dringen lernen, so Zeh. Anderenfalls droht alles auseinander zu fliegen. Die Autorin der Romane "Über Menschen" und "Unterleuten" lebt bereits seit 2007 im brandenburgischen Barnewitz, welches etwa sechzig Kilometer westlich von Berlin liegt.

"Wir müssen auch die Freiheit schützen, in Fragen des Umgangs mit der Pandemie in der Minderheit zu sein"

Eine dieser Tugenden wäre es, Toleranz zu zeigen. Zum Beispiel im Umgang mit unterschiedlichen Haltungen zur Corona-Politik der Bundesregierung. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Zeh dazu: "In der Diskussion um die richtigen Maßnahmen gegen die Pandemie führt der ständige Verweis auf moralische Verpflichtung zu inneren Verletzungen. Wir müssen auch die Freiheit schützen, in Fragen des Umgangs mit der Pandemie in der Minderheit zu sein"

Die Autorin halte viel davon, verbindliche Regeln aufzustellen und zu befolgen, ohne ständig Verweise auf die Moral anzubringen. Fernab der medialen Berichterstattung, die ununterbrochen eine gestaltende Gesellschaft proklamiert, sei es wichtig Zusammenhalt zu schaffen und solidarisch auch mit jenen zu sein, die anderer Meinung sind als wir selbst. Fundamentale Bedrohungen wie Terroranschläge oder eben die Corona-Pandemie lösen bei Menschen ein stärkeres Verlangen nach Schutz und Sicherheit aus, ein Verlangen, welches Gesetzte und Beschlüsse nach sich zieht, die die Freiheit notwendigerweise einschränken.

"Das darf aber nie so weit gehen, dass die richtige Abwägung von Freiheit und Sicherheit vergessen wird. Die Meinungskämpfe um Sicherheit und Freiheit führen meistens dazu, dass eine Gesellschaft wieder in eine gute Balance kommt."



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