Das Dorf als Ballungsort ist zuletzt immer wieder Thema in den großen Romanen der Schriftstellerin Juli Zeh gewesen. In "Unterleuten" wird ein kleines Örtchen in der brandenburgischen Provinz zum Zentrum gesellschaftlicher und politischer Grabenkämpfe. In "Über Menschen" - Zeh´s letzter Roman - ist es das Dörfchen "Bracken", welches der Protagonistin Dora als Zufluchtsort dient. Auch die Autorin selbst ist 2007 aufs Land gezogen; eine Entscheidung, die ihr wie eine Erlösung vorkam.
Juli Zeh über das Dorfleben als Erlösung und den falschen Umgang mit Corona-Maßnahmen
"Im Dorf ändert sich das Sozialverhalten", sagt die Autorin Juli Zeh in einem Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Andere Menschen sind oft eine Zumutung für uns. Auf dem Dorf sind sie unausweichlich. In der Stadt neigt man viel mehr zu Ausweichbewegungen. Das Miteinander auf dem Dorf folgt einem Pragmatismus. Und das macht sehr glücklich."
Von diesem Pragmatismus und anderen auf dem Dorf vorherrschenden Tugenden müsse die Gesellschaft dringen lernen, so Zeh. Anderenfalls droht alles auseinander zu fliegen. Die Autorin der Romane "Über Menschen" und "Unterleuten" lebt bereits seit 2007 im brandenburgischen Barnewitz, welches etwa sechzig Kilometer westlich von Berlin liegt.
"Wir müssen auch die Freiheit schützen, in Fragen des Umgangs mit der Pandemie in der Minderheit zu sein"
Eine dieser Tugenden wäre es, Toleranz zu zeigen. Zum Beispiel im Umgang mit unterschiedlichen Haltungen zur Corona-Politik der Bundesregierung. Im Gespräch mit der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte Zeh dazu: "In der Diskussion um die richtigen Maßnahmen gegen die Pandemie führt der ständige Verweis auf moralische Verpflichtung zu inneren Verletzungen. Wir müssen auch die Freiheit schützen, in Fragen des Umgangs mit der Pandemie in der Minderheit zu sein"
Die Autorin halte viel davon, verbindliche Regeln aufzustellen und zu befolgen, ohne ständig Verweise auf die Moral anzubringen. Fernab der medialen Berichterstattung, die ununterbrochen eine gestaltende Gesellschaft proklamiert, sei es wichtig Zusammenhalt zu schaffen und solidarisch auch mit jenen zu sein, die anderer Meinung sind als wir selbst. Fundamentale Bedrohungen wie Terroranschläge oder eben die Corona-Pandemie lösen bei Menschen ein stärkeres Verlangen nach Schutz und Sicherheit aus, ein Verlangen, welches Gesetzte und Beschlüsse nach sich zieht, die die Freiheit notwendigerweise einschränken.
"Das darf aber nie so weit gehen, dass die richtige Abwägung von Freiheit und Sicherheit vergessen wird. Die Meinungskämpfe um Sicherheit und Freiheit führen meistens dazu, dass eine Gesellschaft wieder in eine gute Balance kommt."
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
SPIEGEL Bestseller Update: Juli Zeh steigt mit "Über Menschen" auf Platz 2 ein
SPIEGEL Bestseller: Susanne Mierau und Klaus-Peter Wolf sichern sich Spitzenplätze
Was gibt´s Neues auf der Spiegel-Bestsellerliste im Juni?
Albert Camus: "Die Pest" kommt als Miniserie
ZDF verfilmt den Bestseller "Unterleuten" von Juli Zeh
Spiegel Bestsellerliste: Pati Valpati auf Platz 1
Das Literarische Quartett mit Juli Zeh, Ijoma Mangold und Philipp Tingler
"Philosophie Spezial. Denken, das ansteckt": Expertenrunde im WDR zum Thema "Aufbruch"
Das sind die Bestseller der ersten Jahreshälfte 2021
Krisenbewältigung: Wolfgang Schäuble spricht mit Denis Scheck über sein Buch "Grenzerfahrungen"
Schriftstellerin Nora Bossong mit Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet
NWZ-Leselounge: Klaus-Peter Wolf liest aus seinem aktuellen Bestseller "Ostfriesenzorn"
SPIEGEL Bestsellerliste: Julia Quinn mit "Bridgerton" auf Platz 2
Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr abgesagt
Markus Ostermair punktet mit Debütroman "Der Sandler"
Aktuelles
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
»Gnade Gott dem untergeordneten Organ« – Tucholskys kleine Anatomie der Macht
Ein Haus für Helene

Claudia Dvoracek-Iby: mein Gott
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
