Nach einer Stichwahl ist die Entscheidung gefallen: Der renommierte Ingeborg-Bachmann-Preis geht in diesem Jahr an Nava Ebrahimi, die auf Einladung von Klaus Kastberger den Text "DER COUSIN" las. Der Deutschlandfunk-Preis geht an Dana Vowinckel. Den KELAG-Preis erhält Necati Öziri. Timon Karl Kaleyta wird mit dem 3sat-Preis ausgezeichnet.
Nava Ebrahimi setzte sich mit ihrem Text "DER COUSIN" in der Stichwahl gegen Dana Vowinckel durch und erhält den Bachmannpreis 2021. Klaus Kastberger sprach in seiner Laudatio von einem Text, der wohl der komplexeste sei, den er von der Autorin kenne. Ebrahimi zeige, was es bedeutet, in kulturellen Überlappungsbereichen zu schreiben. Im Iran geboren, in Deutschland aufgewachsen, lebt in Graz - Das sage sich so leicht, so Kastberger. Die Literatur biete die Möglichkeit, Räume zu öffnen, in denen man so von persönlichem Leid berichten kann, wie es in der Gesellschaft nicht möglich ist.
Nava Ebrahimi war während der Preisverleihung live zugeschaltet. Sie sei froh, etwas sagen zu können, dann aber fehlten ihr die Worte. Sie habe sich gewisse Hoffnungen auf einen Preis gemacht, so Ebrahimi, mit dem Bachmannpreis habe sie jedoch nicht gerechnet.
Deutschlandfunk-Preis an Dana Vowinckel
Der Deutschlandfunk-Preis geht nach einer Stichwahl gegen Necati Öziri an Dana Vowinckel und ihrem Text "Gewässer im Ziplock". Mara Delius, auf deren Einladung Vowinckel las, fragte in ihrer Laudatio, wie man heute über liberales jüdisches Leben schreiben könne, ohne die lange zurück liegende Shoa klein werden zu lassen? Vowinckel zeige es. Der Text erzähle von drei jüdischen, nicht orthodoxen, Erfahrungswelten, von drei Generationen mit greifbarer Präsenz.
KELAG-Preis und Publikumspreis für Necati Öziri
Necati Öziri konnte bereits am ersten Tag überzeugen und wurde als heimlicher Favorit gehandelt. Letztlich erhielt er für seinen Text "Morgen wache ich auf und dann beginnt das Leben" zwei Preise. Für den KELAG-Preis konnte er sich in einer Stichwahl gegen Timon Karl Kaleyta durchsetzen. In ihrer Laudatio sagte Insa Wilke, es sei ein Brief an den Vater, der einem empfindsamen jungen Mann die Bühne gebe. Es sei ein Text, in dem soviel Realität auf einmal stattfinde. „Extrem charmant geht er voll ins Gefühl, schreibt mitten aus der Wut, behält erzählerisch aber die Zügel in der Hand.“
3sat-Preis an Timon Karl Kaleyta
Timon Karl Kaleyt erhält den 3sat-Preis für seinen Text"Mein Freund am See". Michael Wiederstein hielt die Laudatio. Er sagte, er habe bald gemerkt, mit der DDR-Mahagoni-Nusschale stimme etwas nicht im Text. Der Erzähler ende im zwiespältig im Licht einer Mordphantasie. Der Text entpuppe sich schlussendlich als das schamlose und böse, aber heitere Psychogramm eines Neurotikers. Auf Wunsch des Autors grüßte Wiederstein am Ende Kaleytas Mutter.