In der Corona-Krise ist der Name Robert Koch durch das nach ihm benannte Institut in aller Munde. Der Arzt und Forscher, der 1882 die Entdeckung des Tuberkulose-Erregers verkündete und 1892 maßgeblich an der erfolgreichen Cholera-Bekämpfung in Hamburg beteiligt war, gilt als eine der Lichtgestalten der deutschen Medizingeschichte.
Die Expedition indes, die er 1906 ins „Schutzgebiet“ Deutsch-Ostafrika unternahm, bezeichnet selbst das Robert-Koch-Institut als dunkelstes Kapitel in der Geschichte des Mediziners. Der ehemalige Intensivmediziner Michael Lichtwarck-Aschoff erzählt in seinem beklemmenden Buch „Robert Kochs Affe – Der grandiose Irrtum des berühmten Seuchenarztes“, wie der Nobelpreisträger damals medizinische Versuche an Menschen mit Schlafkrankheit durchführte. Koch empfahl zudem, die Kranken in Lagern zu internieren, um durch diese Absonderung die Arbeitskraft der Gesunden zu erhalten. Bei seinen Experimenten und Maßnahmen nahm er schwere Schäden an Leib und Seele, ja sogar Todesfälle in Kauf, doch jahrzehntelang blieb diese Schuld unbekannt.
Lichtwarck-Aschoff zeigt anhand dieses erschütternden Beispiels aus der deutschen Kolonial- und Medizingeschichte, warum Menschenrechte und Medizin zusammengehören.
Das Sachbuch ist im März im Hirzel Verlag erschienen.
Der Autor
Michael Lichtwarck-Aschoff hat viele Jahre als Intensivmediziner in Augsburg gearbeitet sowie in München, Basel, Freiburg und Uppsala geforscht und als außerplan-mäßiger Professor für Anästhesiologie und Intensivmedizin gelehrt. Nach dem Ende seiner Klinikarbeit bedenkt er schreibend, was das wohl sein könnte: die Medizin.2015 wurde Lichtwarck-Aschoff mit dem Schwäbischen Literaturpreis wie auch 2016 mit dem Preis des Irseer Pegasus ausgezeichnet.