Die verlegerische Vielfalt in Deutschland ist immer stärker bedroht. Dies geht aus einer Studie zur Buch- und Verlagsbranche hervor, die Kulturstaatsministerin Monika Grütters in Auftrag gegeben hat. Grund hierfür sind unter anderem immer mehr digitale Angebote, die als Konkurrenz zum Buch auftreten und den Wettbewerbsdruck auf die Verlage erhöhen.
Eine vom Forschungsinstitut DIW Econ durchgeführte Studie zeigt auf, dass sich die gesamte Buch- und Verlagsbranche in einem „fundamentalen Strukturwandel“ befindet. Das Konsum- und Leseverhalten der Kunden habe sich stark gewandelt. Grund dafür seien unter anderem neue digitale Angebote, die enormen Wettbewerbsdruck auf die Verlage ausüben.
Von den aktuellen Daten der Buch- und Verlagsbranche ausgehend, kommt die Studie zu einem alarmierenden Ergebnis. Die verlegerische Vielfalt, heißt es in einem Resümee, könne „absehbar nicht allein durch die Marktdynamik im Buchverlagswesen erhalten werden“. Ausschlaggebend für diese Einschätzung sind folgende Entwicklung:
- Stand 2018 erwirtschafteten von rund 3.000 unabhängigen Verlagen in Deutschland nur 358 Verlage einen Jahresumsatz von mehr als 1 Mio Euro.
- Die Zahl der umsatzsteuerpflichtigen Verlage ist zwischen 2010 und 2018 jährlich um durchschnittlich 1,5% gesunken. Dieser Rückgang betraf mit 2,4% pro Jahr insbesondere kleine Verlage mit einem Jahresumsatz unter 100.000 Euro. Deren Anzahl ging somit um mittlerweile 22% zurück.
- Die Zahl der Buchkäufer ist zwischen 2012 und 2019 von 36,9 Mio auf 28,8 Mio pro Jahr zurückgegangen.
- Die Zahl der Erstauflagen sank von 2009 bis 2018 um 14% von 81.739 auf 70.395.
- Bei den Neuerscheinungen kam es zu einem Rückgang um 15% von 93.124 auf 78.746.
- Darüber hinaus zeigt die Studie eine zunehmende Marktkonzentration auf, bei der die 40 größten Verlage rund 80% des Gesamtumsatzes auf dem deutschen Buchmarkt erzielten.
Wir brauchen neue Strategien
„Die Zahlen zeigen deutlich, dass die kulturelle Vielfalt des Buchmarktes langfristig ernsthaft bedroht ist, wenn sich die Verlage künftig weit mehr den auflagenstarken Neuerscheinungen zuwenden und literarische Nischen dabei auf der Strecke bleiben“, so Kulturstaatsministerin Monika Grütters. „Deshalb brauchen wir kluge Strategien, um die verlegerische Vielfalt auch in Zukunft zu erhalten.“
Einige solcher Strategien werden auch in der Studie vorgeschlagen. Beispielsweise ist dort von einer strukturellen Verlagsförderung die Rede; ebenso von Produktionszuschüsse für zirka zwei zusätzliche Bücher pro Verlag im Jahr.
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