Als hätte der Autor und Journalist Ulrich Schulte die Entscheidung der Grünen vorhergesehen, Annlena Baerbock als Kanzerkandidatin aufzustellen, ist das Buch korrekt genderkonform mit einem Sternchen zwischen den Geschlechtern geschrieben. Ulrich Schüte berichtet seit 2011 über die Partei Bündnis 90 / Die Grünen und hat den Aufstieg von Robert Habeck und Annalena Baerbock eng begleitet. In seinem aktuellen Buch „Die grüne Macht: Wie die Ökopartei das Land verändern will“ durchleuchtet er unvoreingenommen und kritisch die Partei.
Auf 240 Seiten findet der Leser einen sehr gute und kurzweilige Zusammenfassung zur Geschichte der Partei Bündnis 90 / Die Grünen und deren Verwandlung von einer Protestpartei zu einer bürgerlichen stabilen staatstragenden und seriös agierenden Partei. Im Wahljahr 2021 überrascht die Partei mit den zwei Spitzenkandidaten Habeck und Baerbock, die sich rasant zu den Stars der deutschen Politik entwickelt haben. Ulrich Schulte zeigt kritisch die Metamorphose von den Wollpuliss tragenden Hardcore-Ökos zu professionellen Politikern, die um eine Mehrheit bemüht, Ihre Wählerschaft nicht überfordern wollen.
Gewagt ist hingegen die These Schultes, dass sich mit den Grünen im Kanzleramt nichts radikal ändern würde. Schulte malt ein Bild, in dem auch mit den Grünen die Flugzeuge in Frankfurt oder München weiterhin im Minutentakt abheben werden und SUVs weiterhin das Straßenbild prägen werden. Dabei ist doch eine grüne Regierung bei Ihren Befürwortern von der Hoffnung geprägt, den Klimawandel endlich zu stoppen, den Wohlstand besser zu verteilen und eine humanere Flüchtlingspolitik zu betreiben. Die Gegner grüner Politik fürchten sich vor zu vielen Verboten und möglichen Enteignungen, die Deutschland ins Abseits stellen könnten. Für Schulte sind weder die Hoffnungen noch die Sorgen berechtigt. Annalena Baerbock traut er lediglich zu, Bienenkästen auf den Balkonen des Kanzleramtes zu installieren.
„Die grüne Macht: Wie die Ökopartei das Land verändern will“ ist im Januar 2021 beim Rowohlt Verlag erschienen.
Ulrich Schulte, geboren 1974, hat einen einzigartigen Zugang zu den Grünen: Schulte leitet das Parlamentsbüro der Berliner taz und hat den Aufstieg von Robert Habeck und Annalena Baerbock eng begleitet. Er berichtet seit 2011 über die Partei Bündnis 90 / Die Grünen, hat viele Parteitage besucht und kennt fast alle ihre Spitzenpolitiker persönlich. Vor seiner
Zeit im Parlamentsbüro leitete Schulte drei Jahre lang das Innenpolitik-Ressort der taz. 2010 erhielt er das renommierte Arthur F. Burns-Stipendium und arbeitete zwei Monate lang bei der Chicago Tribune. Schulte gibt gelegentlich Lehrveranstaltungen am Institut für Kommunikationswissenschaft der Universität Münster. Er wurde an der Deutschen Journalistenschule in München ausgebildet und lebt mit seiner Familie in Berlin.