In Ypsilons Rache zeichnet die deutsche Autorin Lou Bihl das unspektakuläre Leben eines Pathologen, der sich mit Mitte fünfzig endlich traut, sein Gefühl im falschen Körper geboren zu sein, nicht mehr zu verheimlichen. Sein Coming-out als Transsexueller wird jedoch anders als geplant und ist von teifgreifenden Ereignissen geprägt.
Sein Leben lang hat Kristian seine Transsexualität geheim gehalten. Mit 55 Jahren beschliesst er, freundschaftlich geschieden und Vater zweier erwachsener Töchter, ein Coming-out zu wagen. In seinem Sabbatjahr möchte er auf einer Reise ein Buch schreiben und letztendlich das umsetzten, was in schon seit seiner Jungend beschäftigt, er will sich in eine Frau verwandeln. Doch die Dinge entwicklen sich anders als geplant.
Kristians Freund, ein Urologe, stellt bei Kristian die Diagnose Prostatakrebs fest. Er schlägt ihm vor, den Krebs zuerst chemisch zu behandeln und anschließend operativ zu entfernen. Sofort stellt sich Kris, der selbst Pathologe ist, die Frage, ob die Behandlung nicht seinem eigentlichen Ziel im Wege steht. Nach einer kurzen Recherche bestätigt sich seine Befürchtung, eine Operation zur Frau ist nach einer Prostatabehandlung nicht so einfach möglich. Kris muss sich entscheiden und er muss sein Geheimnis preisgeben.
Als Pathologe hat er viele Menschen gesehen, die den Krebs nicht besiegt haben und so schätzt er den Erfolg der Behandlung nicht besonders hoch ein. Das macht seine Entscheidung einfach, er will zuerst seine geplante Reise antreten und erst danach mit der Behandlung beginnen. Seine Reise ist in erster Linie ein Coming-out, bei mit Freunden, Verwandten, Kollegen und alten Studienfreunde über seine Transsexualität spricht. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich. Bei seinem Bruder trifft er auf Unverständnis, ein Studienfreund zeigt sich überraschend als abweisend und seine Töchter nehmen die neu Botschaft sehr unterschiedlich auf. Ein Freund in Köln, für den er eine Gastrede bei einem Ätzrtreffen hält, stärkt seinen Entschluss und möchte ihm helfen. Und das ist das Escort-Girl Chloé, das Kristian beim Besuch seiner Mutter in Hamburg kennenlernt, erweist sich als neuer Freund und Ratgeber. Chloé hieß früher Leopold und Kristian verliebt sich in seine neue Mentorin. Ein tragisches Ereignis unterbricht seine Reise.
Kristians Entschluss, seine Transsexulität öffentlich zu machen, ist nicht nur die Verwirklichung seines Kindheitstraumes, es ist auch der Ausbruch aus einem langweiligen Leben in dem sich Kristian immer eher für den einfacheren Weg entschieden hatte. Da passt es um so mehr, dass ein Beruf Pathologe ist. Es brauchte schon eines wirklich einschneidenden Anstoßes, die Diagnose Prostatakrebs, damit sich Kristian endlich verändert. Ein bewegende und unterhaltsame Geschichte über ein Leben und verpasste Entscheidungen.
Ypsilons Rache ist im April beim Unken Verlag erschienen.
Die Autorin
Die 1951 in Freiburg geborene Lou Bihl ist Ärztin und Verfasserin zahlreicher Artikel und Buchbeiträge, hat sich aber mittlerweile aus dem Berufsleben zurückgezogen. Durch die Betreuung zahlreicher Tumorpatienten erhielt sie interessante Einblicke in deren Gefühls- und Gedankenwelt. Das Thema in „Ypsilons Rache“ ist aber ein gänzlich anderes.