3sat Zur Aktualität von Bertolt Brecht´s Dreigroschenoper

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Dreißig Jahre alt war Berthold Brecht, als er mit der "Dreigroschenoper" den größten Theatererfolge der Weimarer Republik feierte. Einige der in diesem kraftvollen Stück verwobenen Songs, etwa die "Moritat von Mackie Messer" oder der "Kanonensong" sind Welthits geworden. 3sat nimmt sich am 27. Februar (ab 20:15 Uhr) der "Dreigroschenoper" an und zeigt, dass die dort recht provokant angesprochen Themen nach wie vor hochaktuell sind.

Wie aktuell ist Bertolt Brechts Theaterstück "Die Dreigroschenoper" heute? 3sat widmet dem erfolgreichen Stück einen ganzen Abend. Foto: Bundesarchiv (Wikipedia)

Würde heut ein junger aufstrebender Lyriker, der nicht davor zurückschreckt, Themen provokant und bisweilen radikal zu verhandeln, der eine "wilde, kräftige, farbige Sprache" besitzt, die "... nicht aus Büchern zusammengelesen ..." ist; würde solch ein konsequenter Künstler heut auf den Plan treten, man würde ihn wohl eher canceln als lesen. Und dieser junge, aufstrebende Lyriker würde dann - besessen von den Möglichkeiten, mittels der Kunst zu partizipieren - aus diesem Eklat schöpfen müssen; würde Stücke schreiben, in denen jenes Canceln zur Schlinge um seinen und um den Hals der AktivistInnen wird, zur erstickenden Ideologie, die es immer nur gut meint, ja, zur Diktatur einer fixen Idee. Und vielleicht würde dieser junge Künstler, auf die Kunst als Körper insistierend, einen der Protagonisten am Ende seines Stückes ausrufen lassen: "Mein Fleisch soll im Rinnstein verwesen, dass eure Idee in den Himmel kommt? Seid ihr besoffen?" - so, wie es die Figur Andreas Kragler gegen Ende des Brecht-Stückes "Trommeln in der Nacht" ausruft.

"Und der Haifisch, der hat Zähne..."

In der Tat hätten es wohl gerade die frühen Werke Brechts heute schwer. Wo politische Radikalität herrscht, verdrängt sie den künstlerischen Gegenspruch. Wenn Kunstwerk die Radikalität des politischen Denkens und Handels enttarnt, Widersprüche aufzeigt und unbequeme Facetten beleuchtet, dann ist es für jene, auf denen der Scheinwerfer dann fällt am einfachsten, den Stecker zu ziehen. Selbst die "Dreigroschenoper", 1928 im Theater am Schiffbauerdamm in Berlin uraufgeführt, hätte es heute nicht leicht. Dabei ist die dort verhandelte Thematik aktueller denn je: Haifischkapitalismus, Skrupellosigkeit, Klassenunterschiede, Wut- und Vergeltungswünsche. Um diese und weitere Bezüge der "Dreigroschenoper" zur Gegenwart geht es am 27. Februar in der 3sat-Reihe "Wahnsinnswerke". Hier sprechen unter anderem Musiker Campino, Schauspielerin Meike Droste sowie der Intendant des Berliner Ensembles Oliver Reese über die zentralen Themen Antikapitalismus, Opportunismus und Frauenbilder.

Die Uraufführung der "Dreigroschenoper" war einer der größten Erfolge der Theatergeschichte, die Macki Messer Ballade wurde bis heute von mehr als 200 Künstlerinnen und Künstler gecovert und 1952 schließlich am Broadway aufgeführt. Die Musik zum Stück schrieb Kurt Weil, am Text arbeite Brecht gemeinsam mit seiner damalige Lebensgefährtin Elisabeth Hauptmann. Insgesamt bediente sich Brecht während seiner Arbeit großzügig bei John Gays "The Beghars Opera".

Brechts gescheiteter Traum

Joachim A. Langs Drama "Mackie Messer - Brechts Dreigroschenfilm" erzählt die Geschichte von Brechts gescheitertem Traum, sein Werk nach seinen Vorstellungen zu verfilmen. Er überwarf sich 1930 mit der Filmfirma, welche die Rechte an der "Dreigroschenoper" erworben hatte. Neben Lars Eidinger, der den kritischen Dramaturgen und Schriftsteller Bertolt Brecht spielt, sind außerdem Tobias Moretti, Hannah Herzsprung, Joachim Król, Claudia Michelsen und Robert Stadlober zu sehen.

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