Kalle ist auch bei schönstem Sommerwetter oft in seinen Gummistiefeln unterwegs. Der Schuljunge aus dem Kinderbuch „Kalle und das knallrote Wolkenfahrrad“ von Herr Mann wächst in ärmlichen Verhältnissen auf, obwohl seine alleinerziehende Mutter den ganzen Tag arbeitet. Doch ihr Verdienst reicht nur für das Nötigste. Kalle wird in der Schule oft gehänselt, besonders eine Drei-Jungen-Clique macht ihm das Leben zur Hölle. Aber durch eine geheimnisvolle Nachbarin eröffnen sich dem Jungen plötzlich völlig neue Möglichkeiten und Horizonte!
Kalle ist ein typisches Schlüsselkind, dessen Mutter oft schon zum Frühdienst aufgebrochen ist, bevor ihr Sohn erwacht, und die meist nicht da ist, wenn er aus der Schule zurückkommt. Kalles Leben ändert sich, als ihm an der Supermarkt-Kasse sein einziges Geldstück aus der Hand gleitet und auf Nimmerwiedersehen davonrollt. Eine Bekannte mit Namen Frau Prof. Dr. Karla Karlotta Klarwitta, die ebenfalls an der Kasse wartet, hilft ihm mit einer eigenen Münze aus der Patsche, und Kalle kann die Vorräte kaufen, die zu Hause dringend benötigt werden.
Das Schloss der Professorin
Das einsame Kind fasst den Plan, sich das Haus, in dem seine „gute Fee“ lebt, einmal genauer anzusehen. Frau Prof. Klarwitta ist eine Nachbarin und Freundin seinen Mutter und ihr schlossähnliches Haus sieht mit seinen vielen Türmchen überaus interessant aus. Kalle schlüpft aus erkundungstechnischen Gründen durch ein Loch im Gartenzaun auf das Grundstück. Als Kalle wie magisch angezogen vor der Haustür steht, öffnet sich diese sogleich: Dem kleinen Eindringling war nicht bewusst, dass überall auf dem Anwesen Videokameras installiert sind und sein Vorgehen von der Hausbesitzerin am Monitor mit großem Interesse beobachtet wurde.
Der wohl-programmierte BOT
Beim zweiten Besuch wird der Junge von einem kleinen Roboter mit blecherner Stimme freundlich begrüßt, der sich wohl-programmiert als „BOT“ vorstellt. BOT geleitet Kalle in eine große Halle, die hinter dem Haus liegt: Hier lagert alles, was das Herz des technikbegeisterten Jungen höher schlagen lässt. Frau Prof. Klarwitta freut sich über Kalles Auftauchen und bittet ihn, ihr bei ihren Forschungsarbeiten zu assistieren. Denn die Wissenschaftlerin erfindet Flugmaschinen, hat aber so ein gewisses Problem mit Höhen... Kalle ist entzückt über diesen Vorschlag und über die ungewöhnlichen Gegenstände, die er in der Halle entdeckt: etwa ein Flugzeug mit riesigen Segeln, das wie die High-Tech-Version eines Wikingerschiff aussieht.
Das Geheimnis des roten Rades
Nach Rücksprache mit seiner Mutter nimmt Kalle das Angebot der Forscherin an und hilft mit Feuereifer bei den Arbeiten an dem großen Flugobjekt, wobei er von Super-BOT kräftig unterstützt wird. Im Schuppen entdeckt Kalle ein eingestaubtes rotes Fahrrad. Kalle wünscht sich schon lange ein eigenes Rad, doch dafür fehlte seiner Mutter bisher das Geld. Kalle säubert das rote Fahrrad und macht es wieder flott. Als Kalle eine Probefahrt macht, entdeckt er das Geheimnis des roten Rades: Als er seinen ebenfalls radelnden Schulhof-Kontrahenten begegnet, die sofort die Verfolgung aufnehmen und Kalle jagen, entfaltet das rote Fahrrad seine magischen Kräfte und erhebt sich unversehens in die Lüfte. Kalle radelt auf seinem nun unsichtbaren Wolkenfahrrad durch die Wolken über seiner kleinen Heimatstadt.
Kalle erlangt durch seine neue Tätigkeit und seine unglaublichen Erlebnisse zunehmend mehr Selbstbewusstsein. Durch den Einsatz der magischen Forschungsprodukte von Prof. Klarwitta gewinnt er den Respekt seiner Mitschüler und lernt, sich gegen seine Widersacher in der Schule zu behaupten.
Der Polarlicht-Dieb
Doch auf seinen Touren mit dem knallroten Wolkenfahrrad erkundet der Junge auch völlig neue, phantastische Welten. Da er von den Nordlichtern schwärmt, transportiert ihn sein Zauberrad flugs nach Finnland, wo er staunend das grandiose Lichterspektakel erlebt. Plötzlich bemerkt er einen Mann, der ebenfalls auf einem Wolkenrad unterwegs ist und mit einer Art Riesen-Staubsauger die Polarlichter einfängt, um dann schleunigst mit seiner schönen Beute zu verschwinden.
Kalle erzählt der Professorin von diesem Diebstahl. Das Forschungsteam beschließt, der Angelegenheit mit Hilfe des großen Flugobjektes nachzugehen. Es beginnt eine abenteuerliche Luftfahrt...
Mobbing die Stirn bieten
Herr Mann hat mit seiner Geschichte um das knallrote Wolkenfahrrad ein immens spannendes und unglaublich phantasievolles Kinderbuch geschrieben. Doch dem Autor geht es nicht nur um eine abenteuerliche Geschichte: Er möchte auch auf die überall präsenten Themen „Ausgrenzung“ und „Mobbing“ hinweisen. Sein Kinderbuchheld Kalle ist ein Schulkind, das aufgrund seiner Armut gehänselt wird. Die Lehrer auf dem Schulhof schauen weg, wenn Kalles Mitschüler ihn drangsalieren; die Schikanen, unter denen der Junge täglich zu leiden hat, werden nicht erkannt. Das Kind versucht, sich selbst zu helfen, indem es das Alleinsein mit seinen Widersachern vermeidet und bei seinen Freunden Schutz sucht.
Dieses Buch ist eine großartige „Coming-of-Age“-Story, denn der Autor beschreibt sehr einfühlsam, wie sich der kleine Held Kalle aus seiner Opferrolle befreien kann.
Fazit
Eine sympathische Hauptfigur, ein niedlicher Roboter, eine unkonventionelle Erfinderin, viele magische Flugobjekte und eine tolle , wundervoll erzählte Story: Dieses spannende und zugleich warmherzige Kinderbuch hat das Potential, ein ganz großer Hit zu werden!
Der Autor
Herr Mann, Jahrgang 1970, lebt und arbeitet in Niedersachsen. In seiner Freizeit erfindet er Geschichten, die er dann als Bücher veröffentlicht.
Herr Mann: Kalle und das knallrote Wolkenfahrrad, erschienen 2020 bei BoD, empfohlen für Kinder von 5 bis 8 Jahren, 152 Seiten, 7,99 Euro (Taschenbuch)