Neuerscheinungen Verstoßene und Flaneure: Das bringt Suhrkamp im März

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Der Suhrkamp Verlag hat die Neuerscheinungen für den März angekündigt. Ein zentrales Thema einiger der im kommenden Monat erscheinenden Bücher ist die Suche nach Heimat und die damit verbundene Ortserkundung. Wir stellen fünf Titel vor, die wir unter der Überschrift "Verstoßene und Flaneure" zusammenfassen wollen: Peter Handkes "Dämonengeschichte", Robert Walsers "Poetenleben", Andreas Maiers Roman "Die Städte", Juliane Lieberts Gedichtband "lieder an das große nichts" und Wilhelm Schmids Buch "Heimat finden".

Dass der Begriff Heimat viele Bedeutungen haben, und sich demnach die Suche nach einer solchen sehr unterschiedlich gestaltet kann, zeigt das März-Programm des Suhrkamp Verlags. Wir stellen fünf Bücher unter der Überschrift "Verstoßene und Flaneure" vor. Foto: Pixabay

Das Leben eines Poeten ist immer auch das Leben eines Flaneurs. Der Flaneur wiederum, ist nicht nur jener Akteur, der Momentaufnahmen vorüberziehen und hinter sich lässt, sondern - gerade in einer an Geschwindigkeit erkrankten Welt - auch ein Verstoßener, der nie auf der Höhe der Zeit ist. Nach Heimat zu suchen bedeutet für ihn, Ausschau zu halten nach einem Baumstumpf, einer Lichtung, einer schmutzigen Ecke. Ein Platz im weitesten Sinne, der es ermöglicht, dort zu leben, wo er bereits wohnt. Diese Suche ist das Thema einiger demnächst bei Suhrkamp erscheinender Bücher. Selbstverständlich gestaltet sich die Suche hierbei unterschiedlich.

So schreibt der Literaturnobelpreisträger Peter Handke in seinem neuen Buch von einem scheinbar Besessenen, einem Obstgärtner, der Tag für Tag durch den Ort streift. Robert Walser versammelt im 15. Band seiner "Poetenleben"-Ausgabe anhand von insgesamt fünfundzwanzig Prosastücken die Facetten des Dichtenden, von der hellen "Wanderung" bis in das enge und düstere "Zimmerstück" hinein. Andreas Maier schreibt mit seinem Roman "Die Städte" eine weitere Ortsumgehung, und zeichnet das Bild vergangener Jahrzehnte anhand von Städte und Landschaften nach. Juliane Liebert streift mit ihrem Gedichtband "lieder an das große nichts" übermüdet und entkräftet durch die Großstadt, und trifft dabei auf "die einsamen, die lauten, die leichten dinge". Und was Wilhelm Schmid in seinem aktuellen Buch, wird bereits anhand des Titels - "Heimat finden" mehr als deutlich. Wir präsentieren die Bücher mit den vom Verlag beigelegten Klappentexten.

Peter Handke: "Mein Tag im anderen Land - Eine Dämonengeschichte" (erscheint am 29.03.2021)

In der Gegend gilt er als Besessener, »besessen nicht allein von einem, sondern von mehreren, vielen, gar unzähligen Dämonen«. Tags geht er, der eigentlich Obstgärtner ist, durch den Ort. Leise redet er in Zungen in einer nichtexistierenden Sprache, erschreckt die Dorfbewohner mit Beschimpfungen und Schmähreden, mit Orakelsprüchen. Nur die Schwester hält zu ihm, die Eltern leben schon lang nicht mehr. Sie beobachtet, wie er anderen Lebewesen, Tieren zuspricht, und will nicht wahrhaben, dass er wie aus der Kehle eines Engels singt. Sie folgt ihm, auch an den See »mit dem anderen Land an dem Ufer gegenüber« – dort blickt ihn ein Mann an, wie er »noch keinmal von einem Menschen angeblickt worden war«, und da fahren die Dämonen aus ihm heraus. So macht er sich, »nach einem freilich langgezogenen Abschied, auf den Weg hinüber ins andere Land«. (Klappentext / Surhkamp Verlag)

Robert Walser: "Poetenleben - Werke. Band 15" (erscheint am 29.03.2021)

Die häufig »geschenkten Anzüge«, in die Walser seine Figuren steckt, werden zu bunten Zeichen seiner Verwandlungskunst. Sie führt von der ausschweifenden, hellen »Wanderung« bis ins enge, düstere »Zimmerstück«, von der romantischen Begegnung mit der geheimnisvollen »Marie« bis zu den Härten des Ersten Weltkriegs, in den »Der Arbeiter« aufbricht. Ein genialer »Hölderlin« steht gegen einen Hilfsbuchhalter, der seine dichterischen Ambitionen nur auf Löschpapier ausleben kann. In all diesen vielgestaltigen Auftritten behauptet Walser seine poetische »Bewegungsfreiheit«. Jener Prinz, der mit dem schlafenden »Dornröschen« auch die Welt wachzuküssen versteht, ist Walsers Wunschfiguration eines Dichters. »Poetenleben« heißt auch das: ein Leben, das sich allein dem »Poeten« verdankt. (Klappentext / Suhrkamp Verlag)

Andreas Maier: "Die Städte" (erscheint am 08.03.2021)

In der neuen Folge seiner Ortsumgehung nimmt uns Andreas Maier mit auf Reisen. Er zeichnet das Bild der vergangenen Jahrzehnte anhand der Städte und Landschaften, die die Urlaubsrouten einer mobilitätsbesessenen Gesellschaft flankierten. Mal ist er als siebenjähriges Kind mit den Eltern im Auto unterwegs zur verhassten Ferienwohnung in Brixen, mal trampt er als Sechzehnjähriger nach Südfrankreich und hört sich Nacktbusendiskurse am Strand an. Im Piemont klappt ein Selbstmord ganz und gar nicht, und schließlich, als der Billigfliegertourismus massenhaft über uns hereinbricht, fährt er lieber nach Weimar und sieht dort zu seiner Überraschung die neuen Rechten über den Frauenplan marschieren.

Juliane Liebert: "lieder an das große nichts" (erscheint am 08.03.2021)

An der Schwelle zum Schlaf, unterwegs durch die Großstadt, begegnen wir Nikolai Gogol und Marianne Faithfull, Sockendandys und Partymädchen, Versehrten und Abgehängten, »mit dem gesicht nach unten«, »am broadway an der haltestelle«, »für zehn, fünfzehn minuten wirklich«. Sie sind »der spiele so müde, selbst die messer haben das stechen satt«. Denn was ist das Herz anderes als »ein muskulöses hohlorgan« – Kraken haben drei davon, wir Menschen: »eine plötzliche angst vor zügen«. (Klappentext / Surhkamp Verlag)

Wilhelm Schmid: Heimat finden - Vom Leben in einer ungewissen Welt (erscheint am 08.03.2021)

Menschen suchen vermehrt nach Heimat in einer Welt, die ungewiss erscheint, und in einem Leben, das sich schneller ändert, als es zu verstehen ist. Mehr als je zuvor sehen sich auch diejenigen mit Heimatlosigkeit konfrontiert, die eigentlich wohlbeheimatet sind. Heimat wird zum flüchtigen Gut in der Epoche des Globalwerdens von Menschen und Dingen. Im permanenten Hin und Her zwischen den Welten werden die Menschen selbst flüchtig und beginnen sich zu fragen: Wo bin ich wirklich daheim? Wo war ich es? Wo wird Heimat künftig möglich sein? (Klappentext / Surhkamp Verlag)

Weitere Neuerscheinungen im März bei Suhrkamp

  • Mischa Mangel: "Ein Spalt Luft"
  • Rumena Bužarovska: "Mein Mann"
  • Urs Stäheli: "Soziologie der Entnetzung"
  • Hans-Peter Müller: "Krise und Kritik"
  • Omer Bartov: "Anatomie eines Genozids"
  • Ole Nymoen, Wolfgang M. Schmitt: "Influencer"
  • Hedwig Richter: "Aufbruch in die Moderne"
  • Armin Schäfer, Michael Zürn: "Die demokratische Regression"
  • Priya Basil: "Im Wir und Jetzt"
  • Simone Buchholz: "River Clyde"
  • Katja Oskamp: "Marzahn, mon amour"

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