Leipziger Buchmesse Gastland Portugal präsentiert neue Generation von Autoren

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Das Team der Leipziger Buchmesse trotzt der Pandemie und plant für den 27.Mai die Pforten zu öffnen. Mit einem genehmigten Hygienekonzepot wird Ausstellern und Teilnehmern Planungssicherheit versprochen. Dazu gehört eine Maskenpflicht auf dem gesamten Messegelände und eine Beschränkung der Besucherzahl. Um Massenaufläufe zu vermeiden wird es einen Hallenlaufplan und größere Gangbreiten geben.

Die Leipziger Buchmesse findet gemeinsam mit dem Lesefest Leipzig liest, der Manga-Comic-Con und der Antiquariatsmesse im kommenden Jahr vom 27. bis 30. Mai auf dem Gelände der Leipziger Messe statt. Foto: Leipziger Buchmesse

Fernando Pessoa, José Saramago und António Lobo Antunes haben die portugiesische Literatur ab den 1980er-Jahren in Deutschland bekannt gemacht und prägen ihr Bild bis heute. Doch neben diesen Klassikern bietet das Gastland der Leipziger Buchmesse 2021 auch eine ganze Generation neuer portugiesisch-sprachiger Autoren, die auf dem deutschen Buchmarkt bisher kaum bekannt sind. Zur Leipziger Buchmesse (27. bis 30. Mai 2021) können sich die Leser nicht nur auf neuen, sondern auch ausgezeichneten Lesestoff aus Portugal und weiteren portugiesisch-sprachigen Ländern wie Angola, Guinea-Bissau, Kap Verde, Mosambik oder São Tomé e Príncipe freuen. Ein Gastlandauftritt, der vielschichtige Perspektiven aus verschiedenen Kontinenten verspricht.

Zu den jüngsten Stimmen zählt Afonso Reis de Cabral. Von dem 30-Jährigen erscheint im März 2021 „Aber wir lieben Dich“ im Hanser Verlag. Das Buch basiert auf der wahren Geschichte der Ermordung einer Transsexuellen, die nach anfänglichem Ruhm nun in einer Bauruine in Porto haust. Niemand kümmert sich um sie, bis schließlich Rafa, ein Junge aus einem Heim für Schwererziehbare, sie entdeckt. Es ist die Begegnung zweier Menschen am Rande der Gesellschaft. Zerrissen zwischen Attraktion und Verachtung, Gruppenzwang und Geltungsdrang, gleitet Rafa in eine Spirale des Bösen. Cabral, der bereits mit 15 Jahren seinen ersten Gedichtband veröffentlichte, wurde 2019 für diesen Roman mit dem José-Saramago-Literaturpreis ausgezeichnet.

Auch von dem Saramago-Literaturpreisträger und bereits in zahlreiche Sprachen übersetzten Autoren José Luís Peixoto erscheint am 1. März 2021 ein neuer Roman. In „Galveias“ (Septime Verlag) schlägt am Rande des gleichnamigen Dorfes nachts ein geheimnisvoller Himmelskörper ein. Dies verändert das Leben der Bewohner:innen, die dem Lesepublikum sprachgewaltig vorgestellt werden: etwa ein ältlicher Casanova, dessen Frau in der Schreckensnacht ihr Gehör einbüßt, eine betrogene Ehefrau, deren Rache an ihrer Nebenbuhlerin sich plötzlich in Leidenschaft verwandelt, ein Pfarrer, der ständig seine Nöte in Wein versenkt oder ein Briefträger, der nach Bissau reist, um wie jedes Jahr seine in der Heimat geheim gehaltene Familie zu besuchen. Es ist schon der dritte Roman des 1974 (übrigens in Galveias) geborenen Autors auf Deutsch.

Der bereits mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete, 1970 in Angola geborene Autor Gonçalo M. Tavares gilt als eine der großen Überraschungen der jüngeren portugiesischen Literatur. Seine Bücher wurden in 55 Ländern veröffentlicht und in über 30 Sprachen übersetzt. Im Rahmen des Gastland-Auftritts gab es bereits 2020 einige wichtige Neuerscheinungen von ihm: Mit „Herr Juarroz und das Denken“ wurde im Herbst der zehnteilige Zyklus „Das Viertel“ nicht nur um einen weiteren Band ergänzt. Auch die illustre Gesellschaft, die sich bislang u.a. aus „Herr Valéry und die Logik“ und „Herr Brecht und der Erfolg“ zusammensetzte, ist nun um eine Person reicher (Edition Korrespondenzen). Daneben nimmt der Autor in „"In Amerika", sagte Jonathan“ (15. März 2021, Kupido Verlag) das Publikum mit auf eine skurrile Reise mit Kafka in die USA.

Eine Vertreterin einer ganz besonderen neuen Generation ist Isabela Figueiredo (geboren 1963). Sie zählt zu jenen Autor:innen, die sich literarisch kritisch mit den Themen Migration und Kolonisation auseinandersetzen. In „Roter Staub“ (Weidle, 2019) beschrieb die Autorin ihre Kindheit zur Kolonialzeit in Mosambik. Ihr neuer, autobiographischer Roman „Die Dicke“ (März 2021, Weidle) handelt von einer jungen, intelligenten und eigensinnigen Frau, die stark übergewichtig ist. Dieser Umstand überlagert und beschädigt alles: ihre sozialen Kontakte, ihr Gefühlsleben und ihren Wirklichkeitsbezug.

Ondjaki ist nicht nur ein weiterer Saramago-Preisträger, sondern auch einer der bedeutendsten Schriftsteller Afrikas. Von dem 1977 in Angola geborenen und in Luanda lebenden Autor erscheint im März im TFM Verlag „Sonhos azuis pelas esquinas – Blaue Träume in jedem Winkel“. Die zweisprachige Ausgabe enthält 20 spannende Erzählungen, die meist auf Reisen spielen, sich durch eine sehr poetische Sprache auszeichnen und das Alter Ego des Autors immer wieder auftauchen lassen. Von Ondjaki wurden bereits zwei Romane ins Deutsche übersetzt.

Lyrikfans können sich auf ein Buch von Margarida Vale de Gato freuen: Die 1973 geborene portugiesische Dozentin, literarische Übersetzerin und Autorin zweier Lyrikbände war bereits mit einigen Gedichten in der „Anthologie Grand Tour – Reisen durch die Junge Lyrik Europas“ vom Hanser Verlag vertreten. Im April 2021 erscheint die deutsche Übersetzung ihres Gedichtbandes „Die nicht reklamierten Reste. Lyrisches Handbuch des Übersetzens" (Arbeitstitel) beim Hochroth Verlag. Darin leiht sie berühmten Schriftstellerinnen ihre Stimme, etwa Emily Dickinson, Anna Karenina und Christina Rossetti.

Einen interessanten Überblick über das Schaffen der neuen Autoren-Generation gibt der Elfenbein Verlag. Hier erscheint im Frühjahr ein Buch mit Texten von fünf Stipendiaten, die am Residenzprogramm der Botschaft von Portugal/Camões Berlim teilgenommen haben, so etwa Afonso Cruz. Der 1971 geborene Autor, der zugleich Illustrator, Musiker und Filmemacher ist, wurde bereits in zwanzig Sprachen übersetzt und mit dem europäischen Literaturpreis ausgezeichnet. Seit 2008 hat er rund 30 Bücher veröffentlicht, darunter Romane, Theaterstücke sowie fiktive Enzyklopädien. Auch die mehrfach ausgezeichnete Schriftstellerin und Performerin Patrícia Portela (geboren 1974) ist mit Texten vertreten. Sie lebt in Belgien und Portugal und hat sich durch ihre transdisziplinäre künstlerische Arbeit einen Namen gemacht. Miguel Cardoso, der in Lissabon lehrt, übersetzt und schreibt, veröffentlichte Gedichte, Essays und andere Texte in verschiedenen Anthologien und Periodika. Als er 2019 als literarischer Residenzstipendiat einen Monat in Berlin war, hat er sich ausgehend von Berlinpostkarten unterschiedlicher Epochen und Texten von Walter Benjamin, Franz Kafka und Rosa Luxemburg poetisch mit der Stadt, mit ihren Bildern und der Erinnerung an sie auseinandergesetzt.

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