Interview mit Natascha Sturm Die Verlegerin von der Neiße

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Natascha Sturm ist Kinderbuchautorin, Verlegerin, Heilpraktikerin und Mutter: Alles kein Problem für die Powerfrau aus Görlitz! Die Chefin des Neissuferverlages gab Lesering-Redakteurin Claudia Diana Gerlach ein Interview. Den Link zu unserer Rezension des Kinderbuchs "Taty und Paul - Die fantastischen Abenteuer einer Elfe" von Natascha Sturm findet ihr im Anschluss an diesen Artikel.

Die Görlitzer Verlegerin Natascha Sturm. Die Görlitzer Verlegerin Natascha Sturm. Kinderbuchautorin und Verlegerin Natascha Sturm. Foto: von Natascha Sturm zur Verfügung gestellt.

1. Liebe Frau Sturm,
Ihr Lebenslauf inspiriert durch seine Vielfalt! Wie würden Sie sich mit Ihren eigenen Worten vorstellen
?

Ich hatte schon immer vielfältige Interessen, was sich sicher auch in meinem Lebenslauf ausdrückt. Schon als Jugendliche interessierte ich mich sehr für Ernährung und Naturheilkunde und begann daher ein Studium der Ökotrophologie. Ich musste aber feststellen, dass die Studieninhalte nicht meinen Erwartungen entsprachen und so entschloss ich mich „umzusatteln“ und eine Heilpraktikerausbildung zu absolvieren.

Da ich mich noch zu unsicher für die selbständige Ausübung dieses Berufes fühlte, machte ich anschließend noch eine kaufmännische Ausbildung (ich war jung und brauchte das Geld :-)! ). Diese gab mir später die Basis für meine verlegerische Arbeit. In diesem Beruf brachte ich es bis zur Prokuristin in einem mittelständischen Unternehmen der Druckbranche, bildete mich aber parallel stets weiter auf dem Gebiet der Naturheilkunde und schloss eine Ausbildung an der Freiburger Heilpflanzenschule unter Ursel Bühring als Phytopraktikerin für Heilpflanzenkunde und Phytotherapie ab. Jährliche Weiterbildungen, vor allem auf dem Gebiet der Frauenheilkunde, rundeten mein Wissen ab.

Als junge, zumeist „alleinerziehende" vollberufstätige Mutter (mein Mann war damals ständig im Aussendienst europaweit tätig), kam es durch einen zu operierenden Bandscheibenvorfall für mich jedoch zu einem Breakdown. Ich fiel ein ganzes Jahr aus, musste meine bisherige Tätigkeit aufgeben und begann in dieser Zeit zu schreiben - sehr ermuntert durch meinen vierjährigen Sohn und meinen Mann. Damals war mir noch nicht klar, dass dies einmal dazu führen würde, selbst einen Verlag zu haben.

2. Wenn man den Biografien von Ihnen glauben darf, so haben Sie bereits als Kind mit dem Schreiben begonnen. Wann und aus welchem Grund kam Ihnen die Idee, einen eigenen Verlag zu gründen?

Als sehr stilles und schüchternes Kind fiel es mir damals schwer, mich mündlich auszudrücken. Daher griff ich lieber zur Feder, schrieb meine Gedanken auf, verfasste Gedichte und schrieb Geschichten. Neulich schickte mir meine alte Schulfreundin ein solches Gedicht, das ich ihr einmal geschenkt hatte, als Erinnerung an damals, was mich sehr berührte.

Als ich dann später aus obigen Gründen wieder mit dem Schreiben begann, versuchte ich natürlich auch zuerst bei den großen Verlagen auf Gehör zu stoßen.
Natürlich ist es in unserer Verlagswelt äußerst schwer, als unbekannte Jungautorin einen Verlag zu finden, der das eigene Werk verlegt. In meinem Fall hat der überwiegende Teil der von mir angeschriebenen Verlage mein Skript nach vier bis sechs Monaten ungelesen zurückgeschickt., wie sich beim Nachfragen herausstellte.

Nachdem ein Verlag dann bereit war, meine Geschichte zu verlegen, stellten sich die Konditionen als so schlecht heraus, dass ich mich entschloss, das Ganze selbst in die Hand zu nehmen. Ich ließ mein Werk auf eigene Kosten lektorieren, was für mich eine äußerst kreative und inspirierende Zeit war. Als ich dann auch noch auf dem Görlitzer Weihnachtsmarkt - fast zufällig - die Arbeiten der Görlitzer Illustratorin Juliane Wedlich kennenlernte, wusste ich, dass ich dieses Buch von ihr illustrieren lassen wollte. Der erste Schritt zu einem eigenen Verlag war getan.

3. Ist das schöne, historische Görlitz ein bewusst gewählter Standort?

Wir wohnten lange Zeit im schönen Havelland bei Berlin, kannten aber Görlitz bereits von unseren Urlauben, die wir gerne in der Oberlausitz verbrachten. Als mein Mann dann der Ruf an die Hochschule Zittau/Görlitz ereilte, um dort erst als Lehrbeauftragter und später als Professor für Maschinenbau zu arbeiten, fiel die Entscheidung im Familienrat sehr schnell, nach Görlitz zu ziehen. Görlitz ist nach meinem Dafürhalten eine der schönsten Städte Deutschlands mit einer unglaublichen historischen Bausubstanz, die mich immer wieder fasziniert. Uns begeisterten auch die freundlichen Menschen und die Kinderfreundlichkeit der Stadt mit ihren vielen phantasievollen Spielplätzen sowie die Nähe zu Polen und Tschechien, die Ausflüge in das nahegelegene Iser- und Riesengebirge zulässt.

Blick auf die historische Altstadt von Görlitz.Blick auf die historische Altstadt von Görlitz.Foto: Claudia Diana Gerlach

4. Die Bücher aus Ihrem Verlag bezaubern nicht nur durch ihre Geschichten, sondern auch durch die herrlichen Illustrationen und die sehr hochwertige Buch-Qualität. Was sind die Grundideen Ihres Verlagkonzeptes?

Mein Herz schlägt für alles Schöne und so war es mir besonders wichtig, mit jedem Buch etwas Schönes in die Welt zu bringen.
Für Kinderbücher sind Illustrationen sehr wichtig, und so bin ich sehr dankbar, so wunderbare Illustratorinnen gefunden zu haben, die die Geschichten auf ihre Weise zum Leben erwecken. Eine weitere Philosophie des Verlages ist auch die umweltfreundliche und qualitativ hochwertige Herstellung der Bücher. Mit einer österreichischen Druckerei konnten wir dieses Konzept der nachhaltigen Produktionsweise im Cradle to Cradle® Verfahren mit unseren letzten beiden Titeln zur Vollendung bringen.

5. Diese Frage richtet sich an die Schriftstellerin in Ihnen: Was können Sie uns über die Entstehungsgeschichte Ihres Elfenabenteuers „Taty und Paul“ erzählen?

Wie ich bereits weiter oben erwähnte, begann ich wieder mit dem Schreiben, als ich durch eine Bandscheiben-Operation außer Gefecht gesetzt war. Inspiriert hatte mich mein Sohn, dem ich abends immer eine Gute-Nacht-Geschichte vorlas. Eines Abends wollte er eine Geschichte über Elfen und Zwerge hören. Nun hatte ich kein passendes Buch dazu, also dachte ich mir eine Geschichte aus. Da ich die Geschichte weiter erzählen sollte, begann ich alles aufzuschreiben. Das waren die Anfänge von „Taty und Paul“.

6. In Ihrem Kinderbuch sind mir ein paar Passagen aufgefallen, die autobiografisch wirken: in der sehr emotionalen Schilderung der Großmutter, die von ihrer Flucht aus dem im Krieg zerstörten Dresden berichtet. Gibt es da eventuell wirklich Gemeinsamkeiten mit der Romanfamilie?

Meine Großmutter war tatsächlich im Krieg damals die einzig Überlebende, als Bomben das Mehrfamilien-Wohnhaus komplett zerstörten und eine Feuerflut auslösten. Sie flüchtete sich aus dem brennenden Haus mit ihrem zweijährigem Sohn und suchte ohne Hab und Gut Zuflucht in einem Dorf einige Kilometer von der Stadt entfernt. Allerdings spielte das damals in Kassel und nicht in Dresden.

Meine Großmutter backte übrigens auch wunderbare Torten, für die sie berühmt war. Hier habe ich sie auch noch einmal verewigt. Die Hingabe zu den Kräutern legte dagegen mein Großvater in mir an. Als Masseur und medizinischer Bademeister kannte er sich gut in Kräuterkunde aus. In der Nachkriegszeit arbeitete er einer Apotheke in Bebra zu, der er selbst gesammelte Kräuter, vor allem Taubnesselblüten und Kamille, brachte und dort auch Salben anrührte.

7. Was gibt es für neue Pläne für Sie als Autorin und als Verlegerin?

Gerade entsteht der zweite Band von „Tatys kleiner Kräuterfibel“ mit neuen Kräutern. Das fertige Manuskript liegt bereits bei der Lektorin und das Buch wird wieder von Juliane Wedlich illustriert werden. Die ersten bezaubernden Entwürfe von ihr habe ich schon gesehen. Neben den Rezepten und all dem Wissenswerten zu den Kräutern wird es wieder schöne, lustige und spannende Geschichten und Gedichte geben, durch die die kleine Elfe Taty führt. Geplant ist die Herausgabe für das Frühjahr, und ich bin selbst schon ganz aufgeregt, wenn ich das Buch dann in der Hand halten werde.

Anschließend widme ich mich der Fertigstellung meines zweiten Kinderromans von „Taty und Paul“, der im nächsten Jahr erscheinen soll.

Mit dem Verlag werden wir im Mai auf der Leipziger Buchmesse mit einem eigenen Stand sein. Ich hoffe natürlich sehr, dass die Messe dieses Jahr stattfinden kann, um unser kleines aber feines Kinderbuchprogramm einem größeren Publikum vorzustellen.

Liebe Frau Sturm, wir bedanken uns ganz herzlich für dieses schöne Interview!

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