Der New-Adult Roman „Astralliebe“ von Sissi Steuerwald beginnt mit einer Katastrophe. Das Drama nimmt seinen Lauf, als der schottische Teenie Hannah mitten in der Nacht durch einen Anruf des großen Bruders geweckt wird. Ben ist auf einer abgelegenen Party gestrandet. Recht alkoholisiert und leicht zugedröhnt bittet er seine Schwester, ihn heimlich mit dem Auto abzuholen. Die kleine Schwester willigt zähneknirschend ein, schleicht sich aus dem Haus und „leiht“ sich kurzfristig das Auto ihrer schlafenden Mutter aus. Obwohl sie noch gar keinen Führerschein hat, fährt sie vorsichtig durch die kalte Winternacht. Als sie zum Treffpunkt abbiegen will, gerät das Auto auf der glatten Fahrbahn außer Kontrolle, Hannah rast gegen eine Mauer.
Kurze Zeit später kommt sie auf dem Parkplatz, wo sie ihren Bruder abholen wollte, wieder zu sich. Glücklicherweise spürt sie keine Schmerzen, sie scheint den Horrorcrash unverletzt überstanden zu haben. Erleichtert schaut sie sich auf dem großen Platz um, wo sich Polizei, Feuerwehr und viele Schaulustige tummeln, und die Blaulichter für zuckende Lichtblitze sorgen.
Ein Gaffer läuft durch sie hindurch
Sie entdeckt ihren Bruder Ben, mit dem sie sofort sprechen muss, denn das Auto der Mutter hat offensichtliche einen Totalschaden, und sie selbst einen Schock erlitten. Doch weder ihr werter, völlig verstörter Bruder noch die anwesenden Rettungskräfte reagieren auf sie. Mit Entsetzen wird Hannah bewusst, dass sie für alle unsichtbar zu sein scheint: Ein Gaffer läuft sogar mitten durch sie hindurch!
Hannah begreift nicht, was geschehen ist. Hat sie den Unfall etwa gar nicht überlebt und irrt gerade als ihr eigener Geist über den Parkplatz? Mit Entsetzen beobachtet sie, wie die Feuerwehrleute das schwere Schneidegerät wieder verstauen und die Sanitäter einen leblosen Körper in den Krankenwagen schieben.
Der Typ in Pyjama und Socken
Doch dann spricht sie einer der Jungen auf dem Parkplatz an. Hannah ist unglaublich erleichtert darüber, dass jemand sie sehen kann, obwohl der junge Mann leicht underdressed in Pyjama und Socken unterwegs ist. Mit so einem Typ hätte sie sich normalerweise natürlich nicht unterhalten, doch in ihrer verzweifelten Lage geht sie auf die nächtliche Konversation mit dem „Pyjamaboy“ ein.
Und der junge Schotte, der sich wohlerzogen als Liam vorstellt, beginnt das Gespräch mit der surrealen These, er halte sie nicht für tot. Und als wäre das nicht schon schräg genug, stellt sich der Junge im Schlafanzug auch noch als Astralwanderer vor. Er vermutet, dass auch Hannah momentan in ihrem Astralkörper unterwegs ist. Ziemlich starker Tobak für das verwirrte Mädchen! Doch während Hannah ihre verzweifelte Familie beobachtet, die dem Krankenwagen hinterherrast, beginnt sie sich auf diese neuen Ideen einzulassen.
Astralreisen für Anfänger
Von Liam lernt Hannah, wie sie sich als Astralreisende allein durch die Kraft ihrer Gedanken bewegen kann, indem sie den Zielort visualisiert. So findet sie sich mit ihrer neuen Bekanntschaft unversehens im Krankenhaus wieder und wartet mit ihren Eltern auf die Diagnose der Ärzte über ihren eignen Zustand. Gemeinsam mit ihrer geschockten Familie erfährt Hannah, dass sie bei dem Unfall schwer verletzt worden ist und nun im Koma liegt. Ihr persönlicher Astralberater Liam verabschiedet sich hastig, denn er muss pünktlich zum Weckerklingeln in seinem eigenen Bett liegen. Hannah ist allein in ihrer neuen Welt. Sie nutzt die Lektion über das Astralreisen und besucht ihre beste Freundin und ihr eigenes Zuhause. Dort erlebt sie eine Überraschung, denn ihre vielgeliebte Sheltie-Hündin Bonnie reagiert auf ihre Astralanwesenheit, allerdings ziemlich verstört.
Gemeinsam durch die Nacht
Es beginnen merkwürdige Zeiten: Hannahs Einsamkeit endet, wenn Liam abends einschläft und so als Astralreisender wieder in Hannahs Welt auftauchen kann. Gemeinsam besuchen die beiden Nachtgestalten Orte, an denen sie schon einmal waren und bei dem Besuch der zauberhaften schottischen Ortschaften und romantischen Burgen kommt es wie es kommen muss: Die beiden Astralreisenden verlieben sich ineinander. Doch welche Zukunft hat diese Liebe: Wird Hannah je wieder aus dem Koma erwachen und sich dann an ihre Astralliebe erinnern können? Und auch für Liam ist die Angelegenheit nicht so einfach, verbirgt er doch gleich mehrere Geheimnisse vor seiner großen Liebe Hannah...
Winterliches Romantasy-Highlight
Romantisch, spannend, erfrischend anders und mit sehr sympathischen, kein bisschen perfekten Hauptcharakteren: Mit ihrem neuen Jugendbuch „Astralliebe“ hat Sissi Steuerwald eine wunderschöne Romantasy-Geschichte vor der Kulisse der märchenhaften schottischen Winterlandschaft erschaffen. Der Roman beginnt mit einem Anruf, der die junge Heldin durch den Handy-Klingelton „The Skye Boat-Song“ (Titelmelodie der Outlander-Serie) aus ihren Träumen holt. Und die Melodie dieses alten schottischen Liedes transportiert auch die Grundstimmungen dieses Romans: Träume, Sehnsüchte, phantastische Möglichkeiten und tiefe Gefühle – all dies lässt Sissi Steuerwald ihre Protagonisten erleben. Und zum Schluss geschieht dann...! Das verrate ich natürlich nicht, bitte selber lesen! 😊
Fazit: Ein außergewönliches Romantasy-Highlight, das eine phantastische Geschichte mit klaren Worten und großer Erzählkunst zur Realität werden lässt. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Leser ab zwölf Jahren, vor allem natürlich für Romantasy-, Schottland- und Sheltie-Fans! 😉
Die Autorin
Sissi Steuerwald lebt mit ihrer Familie, zu der auch vier Sheltie- Hunde gehören, in Rheinhessen. Nach ihrem mit Magister abgeschlossenen Studium arbeitete sie zunächst für Tageszeitungen und Magazine, später auch als Lektorin und freie Autorin. Ein besonderes Merkmal ihrer Geschichten ist jeweils ein Sheltie, der als heimlicher Star in jeder Geschichte seinen Platz hat.
Sissi Steuerwald: Astralliebe, erschienen Ende 2020 bei BoD (Books on Demand), empfohlen ab 12 Jahren, 326 Seiten, 12,99 Euro (Taschenbuch)