Ein ganz besonderes Sabbatjahr sollte es werden. Der Pathologe Kristian Starck plant nicht nur ein Buch, sondern auch einen möglichen Neustart für seine Identität: das Coming-Out als Transfrau. Doch dann bricht die Diagnose Prostatakrebs in sein Leben ein und konfrontiert ihn mit der eigenen Endlichkeit. Die Autorin Lou Bihl schickt die Hauptfigur des Romans „Ypsilons Rache“ in ein Auf und Ab der Selbstfindung, die zeigt, wie komplex das Thema Transidentität sein kann. Der Titel erscheint im Februar 2021 im Unken Verlag.
Geschieden, zwei erwachsene Töchter, erfolgreich im Beruf: Diese Bilanz kann Kris mit Mitte 50 ziehen. Wäre da nicht das Gefühl, im falschen Körper zu leben. Sein feminines Alter Ego Kristina hat er bisher nur sporadisch im Geheimen ausgelebt. Die Option, das Innen und Außen endlich in Einklang zu bringen, wird von seiner männlichen Biologie brutal ausgebremst. „Ypsilon-Krankheit“ nennt er den Krebs, der den Entscheidungsspielraum „einengt wie eine Würgepflanze“.
Zwischen Coming-Out und Therapiewahl hin- und hergerissen, bricht er dennoch zu einer Reise auf, die Klarheit in seine Seelenwelt bringen soll. Der perplexe Bruder, von der Nachricht überforderte Studienfreunde, die demente Mutter, das sind nur einige der emotionalen Herausforderungen, die auf ihn warten. Eine Begegnung in Hamburg wirbelt den Kosmos von Kris dann vollends durcheinander. Chloé, die früher einmal Leopold hieß, schenkt ihm als Mentorin, in die er sich obessiv verliebt, eine Perspektive der Hoffnung, bis ein einschneidendes Ereignis erneut alles ändert. Die Autorin Lou Bihl verdichtet „Ypsilons Rache“ zu einer turbulenten Innenschau eines Menschen mit Transidentität, die eins deutlich macht: Das wahre Selbst ist weit mehr als eine Frage der Chromosomen.
Die Autorin
Lou Bihl, Jahrgang 1951, stammt aus Freiburg. Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin verfasste sie zahlreiche wissenschaftliche Artikel und Buchbeiträge. Durch die langjährige Betreuung von Tumorpatienten erlangte sie neben der fachlichen Expertise auch tiefe Einblicke in das Seelenleben von Krebskranken. Seit dem Rückzug aus dem Berufsleben widmet sie sich dem literarischen Schreiben.