Gabriele Krone-Schmalz: "Respekt geht anders" Streiten für die Demokratie!

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Der Streit nimmt in einer demokratischen Gesellschaft einen hohen Stellenwert ein. Umso verheerender ist es zu beobachten, dass sich rund um öffentliche Debatten zunehmend verhärtete Lager bilden. Flüchtlingskrise "Ja oder Nein?", Corona-Maßnahmen "Ja oder Nein?" Cancel Culture "Ja oder Nein?" Das Diskutieren scheint durch blindes Urteilen ersetzt worden zu sein. In ihrem neuen Buch, welches den programmatischen Titel "Respekt geht anders" trägt, betrachtet die Bestsellerautorin Gabriele Krone-Schmalz "unser zerstrittenes Land"

In ihrem neuen Buch plädiert die Bestsellerautorin Gabriele Krone-Schmalz für eine aufgeschlossenere Streitkultur. Foto: C.H.Beck

Ein Verständnis für den gegenüberliegenden Blick; Einfühlungsvermögen und Empathie; die Fähigkeit, den eigenen Standpunkt von anderer Position aus zu betrachten; sich infrage stellen können. Will man ein konstruktives Streitgespräch führen, sind all diese Komponenten unerlässlich. Wo häufig ein allzu bequemes "Ja" oder ein endgültiges "Nein" das Gespräch unter den Teppich kehrt, wäre dann ein zweifelndes "Ja, aber..." zu hören, welches, im Sinne aller Diskutant*innen, den Diskurs vorantreibt. Nicht erst seit gestern trauern wir um den Verlust einer intakten Streitkultur. Politisch und gesellschaftlich haben sich Lager gebildet, die, meilenweit voneinander getrennt, mit jeder öffentlich sich bildenden Debatte stärker verhärten. Wir haben da jene, die für "Nein" stimmen, und auf der anderen Seite die "Jasager". Wir haben flammende Begeisterung und zerstörerische Ablehnung. Streitigkeiten verlaufen totalitär: Flüchtlinge "Ja, Nein?"; Corona-Maßnahmen "Ja, Nein?"; Cancel Culture "Ja, Nein" etcetera. Die Lust, auch nur ein Stückchen Verständnis für das Gegenüber aufzubringen, scheint durch stumpfer Bequemlichkeit ersetzt worden zu sein. Wo aber vorschnell und ohne Anschauung "Ja" oder "Nein" geurteilt wird, schwebt die Demokratie in Gefahr.

Ein aggressives Klima

Genau um diese Gefahr geht es in dem neuen Buch der Bestsellerautorin Gabriele Krone-Schmalz. In "Respekt geht anders. Betrachtungen über unser zerstrittenes Land" zeigt sie auf, wie sich in Deutschland ein immer aggressiver werdendes Klima der Intoleranz ausbreitet. Obgleich wir doch anschauliche Beispiele haben, die uns zeigen, wo diese Reise enden könnte, ziehen wir uns weiterhin dorthin zurück, wo wir uns der Bestätigung sicher sein können.

"Uns wird in den USA ein Schauspiel geboten, das uns leider zeigt, wohin die Reise gehen kann, wenn öffentliche Debatten nicht mehr von Respekt getragen sind. Unter dem scheidenden Präsidenten Donald Trump ist Diffamierung salonfähig geworden. Ich sehe daher mit Sorge auf Deutschland. Wir sind im Kampfmodus. Aber mit Blick auf die aktuellen Themen, die wir derzeit zu bewältigen haben, müssen wir unsere Debattenkultur dringend kritisch reflektieren", erklärt Gabriele Krone-Schmalz den Grund für ihr Buch. "Demokratie ist auf respektvolle Diskussionen angewiesen. Wenn in der Mitte der Gesellschaft nicht mehr konstruktiv gestritten wird, werden die Ränder stärker. Radikalisierungen nehmen zu."

Corona, eine gesellschaftliche Axt

Zuletzt war es die Debatte um die Corona-Pandemie und den mit ihr einhergehenden Maßnahmen, die schnell Gegensätze hervorbrachte. Gesundheit oder Wirtschaft, Jung oder Alt, Privilegien ausleben oder Leben retten. Wo ein Diskurs hätte stattfinden sollen, wurde sogleich polarisiert. Und eben hier wäre es notwendig, so die Autorin in ihrem Buch, "... dass sich möglichst viele den üblichen Polarisierungen - ob Entweder-oder, Gut und Böse, Jung gegen Alt etc. - verweigern und trotz aller Meinungsunterschiede respektvoll miteinander umgehen..."

"Es hilft, etwas gelassener zu sein und sich klar zu machen, dass auch in der Gegenposition ein Körnchen Wahrheit liegen kann. Nur so sind Kompromisse möglich und Kompromisse sind das Schmiermittel der Demokratie.", schreibt Gabriele Krone-Schmalz weiter.

Es ist eines der zentralsten Probleme unseres Jahrhunderts, dass uns die Empathie zunehmend abhanden gekommen ist. Dass sie sich hinter der schlichten Zustimmung versteckt hält oder ganz offen mit der Verneinung dementiert wird. Wenn das Polarisieren aber den Streit ersetzt, leben wir nicht länger in einer Demokratie; auch wenn sich das politische System weiterhin als solche bezeichnet. Jedes blinde "Ja", jedes rigorose "Nein" sind ein Schritt in die falsche Richtung.


Gabriele Krone-Schmalz: "Respekt geht anders. Betrachtungen über unser zerstrittenes Land"; C.H.Beck, 2020, 174 Seiten, 14,95 Euro

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