Dominique Horwitz: Tod in Weimar Sterben, nur nicht aus Langeweile

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Im Roman des deutschen Bühnenstars Dominique Horwitz ist ein Seniorensitz für Schauspieler Kulisse für eine Mordserie.

Tod in Weimar: Mörderhatz im Altenheim. Bild: Knaus Verlag

In der Villa Gründgens, dem Weimarer Seniorenstift für pensionierte Schauspieler, herrscht rege Betriebsamkeit. Anstelle sich die Nachmittage mit Bingo und Brettspielen zu vertreiben, hat sich der Schillerzirkel zusammengefunden. Die betagten Mimen wollen "Die Räuber" geben - und das sogar im Weimarer Nationaltheater.

Das Ensemble stirbt aus

Ärgerlich, dass nicht nur die Zeit bis zur Premiere drängt, sondern ihnen die eigene Endlichkeit auf drastische Weise vor Augen geführt wird. Plötzlich rafft es nämlich nicht etwa einen der Bewohner des Heimes dahin, sondern den Hausmeister in seinen besten Jahren.

Interimsweise hilft Touristen-Kutscher Roman Kaminski auf diesem Posten in der Villa Gründgens aus. Kaminski, der sich als Statist in der historischen Kulisse von Weimar versteht , war früher tatsächlich selbst Schauspieler. Nach dem Tod der Eltern hatte er jedoch den maroden Gutshof mit Gestüt übernommen.

So erlebt Kaminski aufgrund eigener Berufserfahrung zunehmend amüsiert, wie in der Villa Gründgens zwischen Piano, Plüschkissen und Chippendale-Sofas ein skurriles Ensemble entsteht. Doch die Todesfälle häufen sich: Zuerst bricht Erwin "Buffo" Reichenbach röchelnd zusammen, später geht es für den an den Rollstuhl gefesselten Oberst Lehndorff auf die letzte Fahrt.

Der Kutscher wird zum Kommissar

Zu viel für Roman Kaminski: Der Kutscher, der nebenbei auch noch das sich ausschließlich durch Kraftausdrücke definierende Straßenkind Frettchen betreut, nimmt eigene Ermittlungen auf. Das bringt ihn schließlich selbst mit der Polizei in Konflikt und gefährdet seine große Liebe.

Als noch eine Neonazi-Bande hinter Frettchen hinterher ist, bröckelt die Fassade des liebenswerten historischen Weimars und des Miss-Marple-Ambientes endgültig.

Fazit: "Tod in Weimar" wirkt wie eine liebenswerte Mischung aus "Eine Leiche zum Dessert" und "Miss Marple". Die fiktive Villa Gründgens, Weimar selbst, die skurrilen Theater-Originale und natürlich Kutscher Roman Kaminski als Conférencier von Dominique Horwitz´ Wahlheimat sind eine Kombination, mit der kaum mehr etwas schief gehen kann.

Gerade aber das in der Villa Gründgens aufspielende Ensemble ist Geschmackssache. Da parlieren die Senioren zwischen Goethe- und Schiller-Zitaten nicht etwa auf sprachlich hohem Niveau, wie man es von Kulturschaffenden erwarten würde. Vielmehr wird bis an die Grenze zum Tourette-Syndrom gepöbelt und geschimpft, oft durchsetzt von abgerittenen Plattitüden, vielfach ohne ersichtlichen Grund.

Da ein Großteil des Ensembles am Ende der Geschichte allerdings ohnehin nicht mehr unter den Lebenden weilt, darf man auf die Nachbesetzung von wortgewaltigeren Protagonisten hoffen - für "Mehr Tode in Weimar".

Für wen eignet sich´s? "Tod in Weimar" ist ein Fall für Leser, die Spaß an charmant geschriebenen Krimis mit lokalem Flair haben. Fans von harten Thrillern sind hier falsch.

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