Millennium 4 Stieg Larsson vs. David Lagercrantz: Wer ist besser?

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Die langerwartete Millennium-Fortsetzung "Verschwörung" ist endlich da. Unser erster Eindruck: Lagercrantz kann´s!

Lisbeth Salander ist zurück: Für Verschwörung hat Heyne einen aufwändigen Trailer produziert. Foto: Heyne

Riesen-Hype um "Verschwörung" von David Lagercrantz: Der vierte Teil der Millennium-Serie ist gestern erschienen und natürlich der Bestseller schlechthin. Derzeit lesen wir "Verschwörung" für unseren Lesering Buch-Test. Unseren ersten Eindruck erfahren Sie in der Lesering-Preview!

Lesering-Preview: "Verschwörung" von David Lagercrantz*

  • Story: Zunächst steigt Lagercrantz in die Darstellung von Mikael Blomkvists aktueller Lebenssituation ein. Seine Zeitschrift Millennium ist wieder einmal vom Untergang und damit gleichzeitig durch die Übernahme eines mächtigen Medienmoguls bedroht. Ein Informant bietet Mikael Blomkvist, dessen Stern am Himmel des investigativen Journalismus zu sinken droht, eine äußerst vage Geschichte an. Blomkvist lässt sich darauf ein, weil er glaubt, dass seine geliebte Hackerin Lisbeth Salander im Umfeld aufgetaucht sein könnte. Währenddessen marodiert die in einem parallel geführten Handlungsstrang durch den Cyberspace, um erst später wieder auf Blomkvist zu treffen. Ein Schwerpunkt ist jedoch die Einführung von Frans Balder, einem Experten für künstliche Intelligenz, der Blomkvist besagte Informationen zuspielen soll. Balder treibt aber recht Verwunderliches um. Nachdem er sich jahrelang nicht um seinen autistischen Sohn gekümmert hat, holt er ihn jetzt aus den Fängen der - natürlich - trunksüchtigen Mutter und deren Lebensgefährten. Lagercrantz wirkt dabei bemüht, den Sinneswandel von Frans Balder glaubwürdig darzustellen, und scheitert daran. Allerdings scheint der autistische Junge eine Schlüsselfigur im Roman zu werden. Möglicherweise tritt diese Ungereimtheit also im Gesamteindruck noch in den Hintergrund.

  • Charaktere / Exposition: Lagercrantz lässt sich ähnlich wie Stieg Larsson relativ viel Zeit für die Charaktere-Exposition. Mit anderen Worten: Innerhalb der ersten 100 Seiten passiert nicht viel mehr, als die Leser auf den gleichen Stand zu bringen. Journalist Mikael Blomkvist geht es ebenso so schlecht wie seiner Zeitung Millennium, Lisbeth Salander taucht überwiegend in Blomkvists Visionen auf.

  • Spannung: Sobald Lisbeth Salander nach etwa 80 Seiten erstmals länger ins Bild kommt, nimmt die Story Fahrt auf. Sie folgt, wie immer, ihrer eigenen Agenda, und verbreitet mit medusenhaften Charme Angst und Schrecken unter Bösewichtern, die es ihrer Ansicht nach nicht besser verdient haben. Blomkvists und Salanders Wege kreuzen sich allerdings erst später, als Frans Balder ermordet wird.

  • Stil: Ähnlich wie Stieg Larsson folgt auch David Lagercrantz einem beschreibenden Stil, der nicht immer jedermanns Sache ist, aber zu der deskriptiven, journalistischen Darstellung der Handlung passt. Nach knapp der Hälfte des Buchs wirkt "Verschwörung" dialoglastiger als die Vorgänger. Stieg Larsson hatte allerdings insbesondere in den Kapiteleinstiegen geschickt durch Auslassungen atmosphärisch Spannung erzeugt. Das vermissen wir bisher. Was uns nicht gut gefällt: Lagercrantz oder der Übersetzer hat einige Stilblüten und recht plumpe Cliffhanger verbaut. Da zittert schon mal wer "wie Espenlaub" oder er sah im nächsten Moment "etwas Unglaubliches".

  • Erster Eindruck: Fans werden "Verschwörung" lieben und es kaum abwarten können, Lisbeth Salander wiederzutreffen. Clever: In einer Anfangssequenz lässt David Lagercrantz eine mysteriöse Szene mit der Hackerin aufblitzen, die alleine den Leser bereits weiter treibt. Der Reiz liegt, wie bei den Originalen von Stieg Larsson, im Plot, und nicht im Stil. Es wird viel direkt beschrieben und wenig atmosphärisch dargestellt. Dass dies alleine schon durch das ungleiche Duo Blomkvist und Salander funktioniert, zeigen 80 Millionen verkaufte Bücher. Den Lesering Buch-Test finden Sie in Kürze.

*Lesestand: 45% (28. 8. 2015)


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