Lori Nelson Spielman ist mit "Morgen kommt ein neuer Himmel" ein Buch gelungen, das mehr als nur ans Herz geht.
Eine Welt stürzt für die 34jährige Brett zusammen, als ihre geliebte Mutter stirbt. Eigentlich wähnte sich Brett in einer vorgezeichneten Lebensbahn: Lover Andrew ist gesellschaftlich anerkannt, sie selbst hat eine vielversprechende Position im Familienbetrieb.
Doch in die Trauer um ihre Mutter Elizabeth mischt sich Entsetzen: Während die gesamte Familie sich aufgrund ihrer Erbschaft bis an ihr Lebensende keine Sorgen mehr machen muss, hinterlässt Elizabeth ihrer Tochter zunächst nichts als eine groteske Aufgabensammlung. Im Alter von 14 Jahren hatte sie nämlich noch große Pläne und eine Liste mit Lebenszielen aufgeschrieben. Darunter fielen typische Teenie-Wünsche wie das eigene Pferd, ein oder zwei Kinder, die Beziehung zu ihrer beste Freundin für immer zu pflegen und immer ein gutes Verhältnis zu ihrem Vater zu haben.
Diese Liste, die Brett irgendwann weggeworfen hatte, legt ihr ihre Mutter nun nach ihrem Tod als Testament vor. Sie soll die restlichen, noch nicht erreichten Lebensziele abarbeiten. Einige der Ziele erscheinen Brett schlicht albern, andere scheinbar längst erfüllt. Insbesondere gilt es, sich "in den Richtigen" zu verlieben. Brett schwant bereits, dass ihre Mutter Andrew eben nicht als "den Richtigen" ansieht.
Die Sache wird kompliziert, als Brett ihren Freund als materialistisch berechnend entlarvt, der sie möglicherweise schon lange mit einer ihrer Freundinnen betrügt. Offenbar wusste Mutter mehr.
Ist der Richtige vielleicht Anwalt Brad Midar, der eigens zur Testamentsvollstreckung und zur Überwachung der Aufgabenerfüllung von Elizabeth anstelle ihres greisen Justiziars eingesetzt wurde?
Oder der geheimnisvolle Burberry-Mann, der immer wieder Bretts Wege kreuzt? Da wären aber auch noch diverse Männer, die plötzlich in ihr Leben treten. Das hat sich nämlich von Grund auf verändert: Als Aushilfslehrerin verdingt sie sich gemäß der Aufgabenliste als Lehrerin in sozial schwachen Familien, sie unterstützt ein Frauenhaus und schämt sich schließlich für ihren eigenen Reichtum.
Schließlich entpuppt sich die Aufgabe, ein gutes Verhältnis zum Vater aufzubauen, als ganz besonderer Schachzug von Elizabeth. So erfährt Brett, dass sie ein uneheliches Kind ist. Ihr wahrer Vater hat sich jedoch nicht von ihr abgewendet, sondern ganz besondere Gründe gehabt...
Fazit: Taschentuch-Alarm! Nur wenige Autorinnen schreiben so anrührend, romantisch und tiefgründig wie Lori Nelson Spielman. "Morgen kommt ein neuer Himmel" ist dabei so treibend geschrieben, dass man es kaum mehr aus der Hand legen will. Mag sein, dass die Autorin ab etwa der Hälfte des Buchs allzu oft die glückliche Fügung bemüht, und die Handlung damit vorhersehbar wird. Sicherlich ist die rasche Hinwendung der Brett Bohlinger mal zum einen, mal zum anderen Galan auch nicht bis zum Ende schlüssig erzählt, was zu Recht von Amazon-Kunden kritisiert wird. Aber: Spielman gelingt es so geschickt, die feminine Heldenreise mit Mini-Stories zu würzen, dass Bretts manchmal doch zu gefällige Selbstfindung dauerhaft verzaubert. Dabei schwingt in der Wandlung des verzogenen, reichen Mädchens in eine empathische, glückliche Frau eine Botschaft mit, die in Büchern mit pastellfarbenen Einbänden fast schon Pflicht ist: Träume nicht dein Leben, lebe deinen Traum.
Für wen eignet sich´s? "Morgen kommt ein neuer Himmel" ist ein klarer Fall für Fans von Cecelia Ahern oder Jojo Moyes. Für Leserinnen von Kerstin Gier fehlt die Komik, für After- oder Grey-Leserinnen die Erotik. Interessant ist die edle Ausstattung des Paperbacks mit aufwändigem Prägedruck, Altarfalz und schwerem Papier - als Geschenk bestens geeignet!