Fritz Gesing vs. James N. Frey Selber schreiben: Zwei Schreibpäpste im Duell

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Während Fritz Gesing für seriöse Autoren-Ausbildung steht, liefert James N. Frey in seinen Schreibratgebern reichlich umstrittene Thesen, aber auch Unterhaltungswert.

Fritz Gesing und James N. Frey sind Schreiblehrer, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Foto: Lesering.de

Selten schien es so einfach zu sein, selbst Schriftsteller zu werden: Selfpublisher wie etwa Hanni Münzer ("Honigtot") haben mittlerweile Verlagsverträge; und die Amazon-Verträge für Indie-Autoren mit Tantiemen bis zu 70 Prozent sind reizvoll.

Dennoch rufen die geringeren Schranken zur Veröffentlichung des eigenen Buchs massive Konkurrenz auf den Plan. So werden beim Selfpublisher Award von Amazon die ersten 1000 (!) Einsender mit einem Focus-Abo belohnt.

Das bedeutet zunächst einmal, dass man sich die altbekannte Schriftsteller-Binsenweisheit zu Herzen nehmen sollte: Nur wer viel liest, wird gut schreiben.

James N. Frey und Fritz Gesing: Zwei lohnenswerte Schreiblehrer,wenn auch mit anderen Weltanschauungen.Fotos: James N. Frey,Fritz Gesing
Dennoch gehen die Meinungen, wie ein Buch zu schreiben ist, teilweise deutlich auseinander. Während sich in den USA zum Beispiel beim Buchhändler Barnes & Nobles ganze Abteilungen nur dem kreativen Schreiben widmen, finden sich in Deutschland nur wenige Übersetzungen von US-Koryphäen. Allerdings decken auch deutsche Autoren bereits Spezialgebiete ab. So widmet sich Oliver Schütte in "Schau mir in die Augen, Kleines" nur der Dialoggestaltung. Der Duden-Verlag hat eine mehrteilige Reihe veröffentlicht. Darunter finden sich Titel wie "Schreiben dicht am Leben" über kreative Notiztechniken oder "Spannend schreiben." für Kimi-, Schauer- oder Mordgeschichten.

Für Einsteiger in die Schreibkunst bietet sich allerdings zunächst allgemeinere Lektüre an. Hier stößt man unweigerlich auf zwei durchaus gegensätzliche Charaktere.

Fritz Gesing: Leicht verständliche Grundausbildung für Autoren

Fritz Gesing, der unter dem Pseudonym Frederic Berger zahlreiche Historienromane wie Die Schwestern der Venus oder Die Geliebte des Papstes auf den Markt gebracht hat, vertritt eine eher konsensfähige Lehre. Gesing hat mit "Kreativ schreiben" bereits seit Jahren einen der deutschsprachigen Klassiker in der Sparte auf dem Markt.

So beleuchtet Gesing zunächst einmal Erzählperspektiven, diskutiert Chancen und Risiken autobiografischen und damit selbst reflektierenden Schreibens, klassifiziert Charaktere, analysiert Plots und widmet sich schließlich der wichtigen Überarbeitung des Manuskripts. Insgesamt bietet Gesing einen erschöpfenden Überblick über die grundsätzlichen Schreibtechniken. Der Schwerpunkt des Autors sind zwar auch Unterhaltungsromane, aber die Techniken sind breiter anwendbar als diejenigen von James N. Frey.

James N.Frey: Der Cowboy unter den Schreib-Gurus

Der Amerikaner ist bereits in seinen absoluten Postulaten mehr als amüsant. Alleine schon der Titel seines Schreibratgebers "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" lässt ahnen, auf was man sich hier einlässt. So verlangt er einem seiner Ansicht nach funktionierenden Helden so Manches ab. O-Ton: "Seine Gefühle sind leidenschaftlicher, seine Wut ist kälter, er reist mehr, kämpft mehr, liebt mehr, zieht sich häufiger um, hat mehr Sex. Viel mehr Sex."

Ob man nun James N. Freys schnodderigen Stil oder sein Weltbild ernst nimmt oder nicht: Der Amerikaner macht einfach Spaß. "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" deckt alle wesentlichen Facetten ab, wenn Sie es auf die typischen verfilmbaren, Bestseller-tauglichen Stoffe abgesehen haben. Mit dabei: Aufbau eines Handlungs- und Spannungsbogens, ein sehr plastisches Kapitel über die Dialoggestaltung, Erzählperspektiven und Überarbeitung.

Fazit: James N. Freys "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" muss man einfachmit einer gewissen amüsierten Distanz sehen. Im zweiten Band nimmt er einige der zuvor aufgestellten Forderungen übrigens zurück, und "Wie man einen verdammt guten Thriller schreibt" und "Wie man einen verdammt guten Krimi schreibt" kann man sich sparen, wenn man den ersten Band kennt. Fritz Gesing ist die seriösere, wenn auch nicht unterhaltsamere Variante, die mehr als nur die typischen US-Pageturner abdeckt.

Für wen eignet sich´s? Für Einsteiger sind definitiv beide Bücher sehr gut geeignet. Wer in den direkten Krimi- oder Thrillerbereich mit maskulinen Touch einsteigen will, liegt mit "Wie man einen verdammt guten Roman schreibt" besser. Leser mit allgemeinerem Interesse und weniger Neigung zu "Schriftstellergarn" greifen zu Fritz Gesings "Kreativ schreiben".


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