Simon Becketts neuester Roman hat nichts mit Dr. David Hunter zu tun - leider auch nicht mit dem bekannten Spannungsaufbau.
Der Brite Sean ist auf der Flucht. Wir wissen nicht so recht, warum und vor wem - aber Blut auf dem Beifahrersitz seines Autos und ein Beutel weißes Pulver im Rucksack verheißen nichts Gutes. Jedenfalls ist Jean zu Beginn des Buchs gerade dabei, das verräterische Fahrzeug in Frankreich verschwinden zu lassen und die Drogen an sich zu nehmen, um dann per Anhalter weiterzufahren.
Die Landpartie wird von längeren Fußmärschen unterbrochen. Sean bittet bei einem abgelegenen Gehöft um ein Glas Wasser, um später noch auf dem Gelände in eine Bärenfalle zu tappen. Die Töchter Mathilde pflegt ihn zunächst heimlich gesund, aber bald findet Vater Arnaud den Verletzten. Nur mit Mühe hält Mathilde ihn davon ab, Sean aus dem Haus zu werfen. Dennoch wird Sean zunächst mehrfach vom unwirschen Vater mit der Waffe bedroht.
Ein Problem bleibt die frühreife 18jährige Tochter Gretchen, die Sean nicht nur penetrant nachstellt, sondern sich als äußerst psychotische Göre darstellt. Nabakovs Lolita scheint hier Vorbild gewesen zu sein.
Nur langsam taut währenddessen Arnaud auf. Mathilde setzt durch, dass Sean auf dem Hof, der nicht mal Telefonanschluss hat, arbeiten darf. Arnaud dämmert es bald, dass Sean ein dunkles Geheimnis hat und sich in Frankreich versteckt. Sean wiederum geht auf, dass Arnaud selbst ein dunkles Geheimnis hütet und bei den Dorfbewohnern verhasst ist.
Fazit: Simon Beckett schlägt auch in Der Hof seinen bei Fans beliebten plaudernden Erzählstil an. Allerdings, und das ist ungewohnt, treibt er diesmal die Handlung das gesamte Buch über kaum voran. Beckett ergeht sich in Detailbeschreibungen der langsamen Genesung von Sean, wobei aber im Grunde unklar bleibt, warum sich der Brite der durchaus präsenten Lebensbedrohung durch Arnaud überhaupt aussetzt, und zwar auch nach der Auflösung der Motivation von Sean. Im Gegensatz zu vielen Krimis mit Dr. David Hunter ist Simon Beckett diesmal allerdings nach langer, zäher Erzählung dann doch ein überraschendes, aber dennoch logisches Ende gelungen.
Für wen eignet sich´s? Fans von Simon Beckett werden enttäuscht sein, Dr. David Hunter nicht vorzufinden. Der Fälle des forensischen Anthropologen sind einfach spannender erzählt. Das Problem für alle Leser: Die meiste Zeit passiert in Der Hof einfach nichts. Da ist selbst das nicht einwandfreie Girl on the Train besser, und sicherlich Kein Sterbenswort von Harlan Coben.
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