Roman-Debüt Im Interview mit Diana Feuerbach

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Urlaubszeit = Lesezeit. Eine besondere Empfehlung ist das Roman-Debüt von Diana Feuerbach: Die Reise des Guy Nicholas Green: witzig/ unterhaltsam geschrieben. Lesering - im Gespräch mit der Autorin über Odessa, die Ukraine und Weltläufigkeit.

Im Interview Diana Feuerbach zu „Die Reise des Guy Nicholas Green“ © Foto: Peter B. Kossok

Lesering: Wie ist die Idee zum Buch entstanden?

Ich bin 2006 zum ersten Mal in die Ukraine gereist. Die meiste Zeit habe ich in Odessa verbracht. Dort ist mir dieser Stoff sozusagen über den Weg gelaufen. Ich bin westlichen Heiratstouristen begegnet und hatte großes Mitgefühl mit ihnen. Gleichzeitig habe ich die Einheimischen verstanden, die sich am halbseidenen Geschäft der Heiratsagenturen beteiligten.

Lesering: In Ihrem Buch fällt auf, dass Sie sehr detailreich verschiedene Länder beschreiben und viele Menschen unterschiedlicher Nationalitäten vorkommen. Warum?

Ich denke und fühle kosmopolitisch. Im Roman kommen Amerikaner, Südafrikaner, Australier, Italiener ... zu Wort. Deutsche nicht – das war eine bewusste Entscheidung. Mich faszinieren internationale „Treibhölzer“ wie Guy Nicholas Green, die gar nicht mehr wissen, wohin sie gehören. Oft begegnen sich in meinen Geschichten Menschen verschiedener Herkunft und Nationalität. Und zwar fast immer auf einer Reise. Dieses unvorhergesehene, überraschende Moment, und dass dann zwischen diesen Menschen etwas passiert, das finde ich immer spannend.“

Lesering: Gibt es eine „Geschichte hinter der Geschichte“?

Natürlich. Für mich gibt es im Roman zwei Sätze, die programmatisch sind. Der erste heißt „In fremden Geschichten liegt die Gnade der Ablenkung.“ Jemand steckt in der Krise, begegnet zufällig einer anderen Person und lässt sich hineinziehen in deren Geschichte, um seine eigenen Sorgen zu vergessen – und am Ende vielleicht selbst wieder auf den richtigen Weg kommen. Dazu passt auch der zweite wichtige Satz, ganz am Ende des Buches: „Man wird zum Menschen nur durch andere Menschen.“ Dieses Konzept stammt aus der südafrikanischen Obuntu-Philosophie der Mitmenschlichkeit.

Lesering: Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage in der Ukraine und besonders in Odessa?

Schon auf meiner ersten Reise 2006 habe ich die innere Zerrissenheit des Landes gespürt. Zwischen dem ukrainisch geprägten Lemberg im Westen des Landes und der russisch dominierten Krim beispielsweise lagen Welten. In Odessa hingegen schienen diese Arten von Zugehörigkeit kaum eine Rolle zu spielen. Selbst Freunde wussten nicht genau voneinander, wer nun eigentlich Russe ist, Ukrainer, Bulgarier, Jude … Der Grund hierfür ist die historisch verwurzelte, starke Liebe der Bewohner zu ihrer Stadt: man betrachtet sich als „Odessit“ und schreibt sich eine eigene „Nationalität“ zu. (…) Mich persönlich bestürzen die Ereignisse und ich bin voller Unruhe, was die Zukunft betrifft. Mein Roman jedoch hat mit alldem nichts zu tun; er ist nur am Rande politisch. Die Geschichte spielt Mitte der Nullerjahre, einer aus aktueller Sicht ruhigen, von Optimismus geprägten Zeit. Ich wünschte, es könnte bald wieder so werden.


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