Schneeklumpen lagen immer noch im schattigen Eck des Gartens. Vor ein paar Tagen waren sie ein Schneemann. Plötzlich wurde es warm. Was für ein Luxus, bei 16 Grad Celsius im Freien zu verweilen, als winterliche Erscheinung. Und über Nacht kam ein feiner Regen, die Schneegeister verschwanden. Adieu! Bis zum nächsten Winter!
So sah es vor ein paar Tagen aus. Doch plötzlich wurde es wieder kalt, Unmengen von Schneeflöckchen fielen und blieben einige Tage als geschlossene Decke liegen, furztrocken. Einen neuen Schneemann konnte man daraus nicht bauen. Buchmessenbesucher erlebten Leipzig in weiß, bis der Sonntag kam. Unsichtbare Hände zogen an den schwarzen Ästen der Esche in unserem Garten, wie Lausbuben an Haaren kleiner Schulmädchen. Warmer sturmartiger Wind wehte den ganzen Tag lang, der Schnee schmolz dahin.
Schon am Nachmittag waren die meisten Wege im Auenwald braun und matschig. Es pustete auch die ganze folgende Nacht, der Wind kämpfte mit der Bläschenfolie, die draußen auf der Terrasse unsere Holzbank verhüllt. Es hörte sich an, als würde Zorro mit seinem flinken Degen die Luft durchschneiden: ZACK! ZACK! ZIING! SCHIIITT! An Schlaf war nicht zu denken. Wüstensturm, dachte ich, schälte mich aus dem Bett, rieb mir den Sand aus den Augen und trat barfuß nach draußen. Vom Sand keine Spur, feuchter Schnee überall. Und am Morgen war wieder alles weiß. Auf dem Weg ins Bad traf ich meinen Mann, in kurzen schwarzen Sporthosen. Ich gehe Laufen, Schatz, sprach er und ich sagte: Ich pflege dich nicht, wenn du hinfällst. Ja, rief er noch aus dem Treppenhaus, und: ich weiß Bescheid, ich komme ins Pflegeheim, wenn ich hinfalle!
Männer sind so unvernünftige Wesen... Immer das Schicksal herausfordernd, dabei die schlechtesten Patienten der Welt! Wenn einer meiner Männern krank wird, ziehe ich aus. Jedenfalls so lange, bis Krankenschwesterdienste nicht mehr von Nöten sind.