Auf der Suche nach günstigen Büchern sind Plattformen wie Medimops und Momox immer beliebtere Anlaufstelle. Zur Last gewordene Welzer lassen sich hier auf recht einfache Weise digitalisieren und anschließend verkaufen. Mit dem Bücherregal in der Tasche wird der nächste Umzug sicher ein Kinderspiel; aber welche Plattformen unterstützten Sie da eigentlich?
Anbieter wie Momox und Medimops bieten die Möglichkeit, zur Last gewordene Bücher im Handumdrehen zu digitalisieren und zu verkaufen. Die Vorgehensweise dabei ist simpel: Einfach die ISBN eingeben, den Wert des Buches ermitteln, und weg damit. Mindestens 15 Cent gibt es dabei pro Artikel, ab einem Wert von 10 Euro wird sogar der Versand übernommen oder die einst geliebte Ware vom Postboten abgeholt.
Ins Digitale verbannen
Bücher zum Ramschpreis? Da liegt es auf der Hand, dass - insbesondere zur Vorweihnachtszeit - die Geschäfte boomen. Hinzu kommt in diesem Jahr noch die Corona-Pandemie, die den ach so grausamen Weg in die Buchhandlung, oder gar in den An- und Verkauf, oder womöglich sogar den ins Antiquariat ohnehin verwehrt. Und wenn´s eh nicht geht, dann kauft mensch halt gern dort, wo es bequem und günstig ist, und landet letztlich auf Plattformen wie Medimops. Und wenn mensch schon dabei ist, sich verblüfft durch die unverschämt günstigen Bücher zu scrollen, dann liegt die Idee nicht fern, eventuell auch mal einen Blick in die eigene Bibliothek zu werfen, und selbst einige eingestaubte Romane in den digitalen Äther zu verbannen. So haben sich Momox und Medimops längst als digitale Tauschbörse abseits des Buchmarktes etabliert. Ein Sammelsurium lesbarer Restbestände, welches solange aufgesucht werden wird, wie es noch genug Käuferinnen und Käufer gibt, die das haptische Buch dem digitalen vorziehen.
Fest steht: Auf Plattformen wie Medimops und Momox werden jährlich Millionenbeträge mit Literatur verdient - über 100 Mio. Euro waren es bereits im August diesen Jahres -, Millionenbeträge, von denen ausgerechnet jene, die die in Umlauf gebrachten Waren einst produzierten, keinen Cent sehen. Verlage, Buchhandlungen und Autoren bleiben hierbei nämlich vollkommen außen vor. Und so sind die digitalen Ramschläden längst zu einem Stachel im Fleisch des Literaturbetriebes geworden, zu einer Gefahr, die immer bedrohlicher wird, solange sie weiterhin ohne Einschränkung bestehen, wachsen und schließlich Preisdumping betreiben kann.
Alles neu, alles gut?
Doch zeigt sich anhand solcher Geschäftsmodelle nicht nur, wie Bildung und Kultur ohne mit der Wimper zu zucken der Vermarktung unterworfen werden. Mit Momox wird auch ein Instrument geliefert, welches aus physischen Gütern innerhalb kürzester Zeit ein digitales Vergnügen machen kann. Hier wird Alt gegen Neu, antiquiertes Verhalten gegen Zukunftsgewandtheit getauscht; eine zuweilen umständlich zu tragende Last wird funktionalisiert. Disruption, bestehende Geschäftsmodelle durch Innovationen "zerschlagen". Dass dieser im Jahr 2020 zum Zauberwort öffentlicher Diskurse avancierte Begriff nicht per se mit positiven Entwicklungen einhergeht, kann man am Beispiel von Apps wie Medimops oder Rebuy (ebenfalls Ramschladen) mühelos ablesen.
Kurz und gut: Wem daran gelegen ist, jene zu unterstützen, die uns das "Kulturgut Buch" zur Verfügung stellen, der sollte grundsätzlich die Finger von den digitalen Ablagestellen lassen. Angesichts eines eher bescheidenden Jahres 2020, in dem private Buchhandlungen, Kleinverlage und ihre Autor*innen bereits ohnehin genug zu hadern hatten, wäre es eine Schandtat, nicht dort zu bestellen, wo das Geld dringend gebraucht wird. Schenken Sie sich dieses Jahr doch ein reines Gewissen. Und gute Lektüre.