Der Münchner Autor Knud Hammerschmidt ist einer dieser polyglotten Allrounder und Weltenbummler. In diesem Jahr ist sein erster Roman erschienen "Das Lächeln am Rand der Welt: Eine Camino Rhapsodie". Knud Hammerschmidt, Jahrgang 1963, erzählt von den Wanderungen dreier höchst unterschiedlicher Pilger auf dem Jakobsweg. Und der Mann weiß, wovon er schreibt, war er dort doch selbst auf diversen Routen unterwegs und hat dem europäischen Pilger-Weg-Geflecht bereits drei Bücher gewidmet. Als Admin mehrerer Facebook-Gruppen berät er seit 2012 Pilger und solche, die es werden wollen. Seine Erfahrungen fasste er in drei Pilgerratgebern zusammen: dem 2012 erschienenen „Ohne Schmerz kein Halleluja“ sowie dem englischsprachigen Guide „Dude looks like a pilgrim“ (2015). Zusätzlich erschien gerade seine kurz gefasste „Gebrauchsanweisung für den Jakobsweg“. Lesering-Redakteurin Claudia Diana Gerlach führte ein Interview mit "Knud the Dude".
1. Lieber Knud Hammerschmidt,
Du bist – wie die Protagonisten in Deinem Roman - viel auf dem Jakobsweg unterwegs gewesen. Wie viele Kilometer dieser ganz besonderen Wegstrecke kleben denn inzwischen unter Deinen diversen Schuhsohlen? Und wie viele Schuhe hat die Strecke vernichtet?
Da ich ja im Schnitt nur 2 Wochen im Jahr dafür Zeit habe, kleben weniger Kilometer unter meinen Sohlen, als man so denken mag. Bei jedem Weg gehe ich so rund 350 km. Inklusive ein wenig hin und her und Sightseeing 😉 Bislang sind es wohl rund 1900 Kilometer. Bis 2019 hat mein erster Wanderschuh das brav mitgemacht. In diesem Jahr habe ich mir ein neues Paar gegönnt. Die haben erst knapp 50 km auf dem Tacho, einfach nur zum einlaufen.
2. Im Roman lernen Dich die Leser als sehr gebildeten Menschen kennen: Dein Buch fällt durch seine wissenschaftliche Gestaltung und Deine Sprachkenntnisse auf. Was möchtest Du Deinen Lesern aus Deinem Leben erzählen?
Ach ja, Bildung.... das ist so etwas, was man im Laufe des Lebens ansammelt. Ich habe das Glück einen sehr belesenen, abenteuerlustigen, universell interessierten Vater gehabt zu haben. Er hat mich früh an Literatur, Kunst und die schönen Dinge des Lebens herangeführt. Meine Zeit in der internationalen Hotellerie hat meinen Horizont noch erweitert. Mir fremde oder andere Kulturen faszinieren mich nach wie vor. Reisen ist mir ein tiefes Bedürfnis und Quelle von Erkenntnissen. Vieles habe ich rein autodidaktisch gelernt, aus reiner Freude an der Sache. Fremdsprachen fallen mir immer noch leicht. Englisch und Französisch habe ich ja mal schulisch gelernt, aber richtig gut wird es eben nur durch die praktische Nutzung. Spanisch hab ich z.B. einfach so aufgeschnappt, mit einer Handvoll Basics aus der Fachliteratur und der Rest passiert eben so, im Gespräch. Ich schnappe im Urlaub sehr leicht wichtige Phrasen einer Sprache auf. Vieles vergesse ich leider wieder. Es lag nie in meiner Absicht dem Roman eine wissenschaftliche Gestaltung zu geben. Ich mag einfach Fußnoten so gern. Und weil der Camino nun mal aus so vielen Sprachen, Ansichten und Menschen besteht, war mir das authentische Feeling zu wichtig, um es durch durchgängig Deutsch zu verwässern. Die Fussnoten sind eigentlich dafür gedacht, auch diejenigen abzuholen, die gerade nicht wissen, wovon ich da schreibe. Ich finde, wenn man Fremdsprachen als Stilmittel nutzt, sollte man auch eine Übersetzung anbieten, das gleiche gilt für Quellen-
3. Außer dem Roman hast Du verschiedene Guides über den Jakobsweg herausgebracht. Wie kamst Du auf diese Idee?
Der erste Guide entstand unterwegs auf dem ersten Weg, zuerst als Schnapsidee. Die nahm dann aber konkret Gestalt an. Und so ergab sich das. Just for fun. Aber mit einem gewissen Anspruch an mich selbst. Wenn man am Tag so 25-30 km zu Fuss geht, kommen einem teilweise interessante Gedanken. Der 2. Guide ist eher so eine Art Gebrauchsanleitung, wenngleich recht amüsant. Als eine Art Hilfestellung und Checkliste
4. Was hat Dich zu dem Roman inspiriert?
Der Weg an sich, zumindest was das Thema angeht. Die Charaktere wurden natürlich auch von verschiedenen Menschen inspiriert, sind aber reine Fiktion. Ebenso ihre Geschichten, die sich peu á peu entwickelten. Das Bedürfnis einen Roman zu schreiben, war schon länger vorhanden. Mir war klar, wenn ich diese erste Hürde nehme, etwas komplett neu zu kreieren, lerne ich was neues dazu. Jetzt bin ich an einem Punkt, bei dem eine Idee ausreicht, um eine Erzählung zu schreiben, Menschen und ihr Leben zu erfassen, zu beschreiben, sie zum Leben zu erwecken. Ohne den Roman wäre das nicht möglich gewesen. Es war schön, sich etwas auszudenken, eine bestehende Welt neu zu vermessen, Dinge passieren zu lassen und die passende Sprache dazu zu finden. Letzteres macht sich mir selbst bei zwischenmenschlichen Szenen besonders bemerkbar. Bei einer sinnlichen oder erotischen Szene beispielsweise, muss die Sprache zum Rest des Buchs passen. Das war auch Teil des Lernprozesses beim Schreiben-
5. Wo schreibst Du am liebsten?
Am Laptop. An einem Schreibtisch. Das ist ein Arbeitsprozess. Ideen etc. kurz in einem Notizbuch aufzuschreiben, ist eines. Etwas anderes ist die Umsetzung. Da brauche ich ein Arbeitsumfeld.
6. „Knudthedude“, Dein Name auf Instagram, ist das ein Spitzname?
Jein. Das ergab sich mal auf Bali, als mein Freund Agus, der am Legian Beach Liegen und Surfbretter vermietet, Anfangsschwierigkeiten mit der Aussprache von „Knud“ hatte. Also sagte ich zu ihm „ Knud. Like the Dude. ( Big Lebowski)“ Das Knudthedude blieb dann hängen. Und ich mochte das gern, so hab ich es für manche Internet Pseudonyme ebenso verwendet wie für meine Website.
Wenn man Knud heißt, braucht man eigentlich keinen Spitznamen 😉