Die kleine Fränze ist in einem wirklich scheußlichen Versteck gelandet! Sie sitzt im Dunkel einer stinkenden Mülltonne, wo sie auf der Flucht vor ihren Schulhof-Feinden hineingeklettert ist. Doch in den ekeligen Abfällen spürt sie eine Bewegung. Als das Mädchen zögernd eine Hand nach dem anderen Besucher der Tonne ausstreckt, fühlt sie nasses Fell. In dem Kinderbuch „Fränze Knoof und der Hund mit den gelben Streifen“ von Karen Sehn ist das verzweifelte Kind überglücklich, in dieser unrühmlichen Situation auf das Haustier ihres Herzens gestoßen zu sein: einen kleinen Hund!
Sobald sich die Jungenclique, von der Fränze gejagt worden war, verzogen hat, organisiert das Kind die Rettung des kleinen Hundebabys. Das Tierchen ist völlig abgemagert, verdreckt und noch sehr winzig, doch Fränze ahnt, dass der Welpe ein gelb gestreiftes Fell hat.
Ein brisantes Zeugnis
Resolut kippt sie ihre Schulhefte und Bücher aus dem Ranzen, der kurzerhand zur Hunde-Transport-Box umfunktioniert wird. Das Zeugnis landet ebenfalls im Müll. Aus gutem Grund! Es ist der letzte Schultag der zweiten Klasse und in dem ollen Zeugnis steht, dass Fränze die Klasse wiederholen muss. Da nimmt sie doch lieber den Hund mit nach Hause als dieses brisante Stück Papier.
Fränze ist nicht so ganz klar, was ihre aus Mutter und Großvater bestehende Familie von einem Haustier halten werden. Deshalb kauft sie für das halb verhungerte Wesen erstmal eine große Portion Hundefutter von ihrem Taschengeld und säubert das Tierbaby dann gründlich im Waschbecken.
Das scharfe Mutterauge
Natürlich bleibt der neue Hausgenosse nicht lange unentdeckt von den scharfen Mutteraugen: Doch Fränzes Mutter, die in mehreren Jobs gleichzeitig das Geld für die kleine Familie verdient, nimmt den kleinen Hund und das grauenvolle Zeugnis mit viel Humor und Gleichmut.
Unterstützt von ihrer Familie beginnt Fränze mit der Aufzucht und Erziehung des Tierkindes, die Sommerferien werden auf diese Weise zu einem fröhlichen Abenteuer.
Chaos mit Kälbern und Kühen
Doch Fränze hat viele Ideen im Kopf: Sie ist ein überzeugter Vegetarier und wirklich leidenschaftlicher Tierfreund. Mehr von ihrem Herzen als von ihrem Verstand gesteuert, schleicht sie sich eines nachts heimlich zu den Kuhställen der Agrargenossenschaft, um Kälber mit ihren Müttern zu vereinen. Doch die Aktion läuft total aus dem Ruder, Fränze kommt geradeso unentdeckt davon. Aber die Katastrophe ist trotzdem passiert und zu allem Übel ist auch noch Fränzes kleiner Hund in dem Getümmel mit den Kühen verschwunden.
Der Kampf mit den Buchstaben
Fränze muss jetzt lernen, ihren Verstand zu benutzen. Unter Anleitung ihres geduldigen Großvaters gestaltet sie Suchplakate für den vermissten Hund. Und diese vielen Suchzettel schreibt das kleine Mädchen ganz allein. Was eine große Anstrengung für sie bedeutet, denn Fränze kämpft mit ihren Lese-Rechtschreib-Problemen, die auch der Grund für ihr Sitzenbleiben in der Schule sind. Schafft sie es, ihre Schwierigkeiten richtIg anzupacken und ihren kleinen Hund wiederzufinden? Soviel können wir schon verraten: Es bleibt turbulent in Fränzes Leben - und es wartet mehr als eine große Überraschung auf sie…!
Autorin Karen Sehn hat mit ihrer Romanfigur Fränze eine eigenwillige, herzensgute kleine Heldin geschaffen, die lernen muss, sich sowohl auf ihr Bauchgefühl als auch auf ihren Verstand zu verlassen, um ihre Probleme in den Griff zu bekommen. Durch diesen spannenden Entwicklungsprozess erobert sie nicht nur die Herzen ihrer jungen und älteren Leser, sondern sie schafft auch den Weg aus ihrer anfänglichen Außenseiter-Position zurück in die Gesellschaft.
Kleine Heldin in Not
Die Geschichte hat einen ruhigen, unaufgeregten und sehr anschaulichen Erzählstil, der in reizvollem Kontrast zu den vielen Dramen steht, in die die kleine Protagonistin ständig stolpert. So lassen sich die oft schrecklichen Dinge, die Fränze passieren, für die kleinen Leser gut und nervenschonend miterleben. Dabei hilft ein gut konstruierter Spannungsbogen den Kindern, das Buch so schnell wie möglich durchzulesen.
Fazit: Ein spannendes und mit feinem Humor geschriebenes Kinderbuch um eine sehr ungewöhnliche kleine Heldin. Ein Buch mit und fürs Herz. Must-Read für kleine Tierfreunde!
Autorin und Illustratorin
Die in Leipzig geborene Karen Sehn, Mutter dreier Kinder, hatte schon immer mit Büchern zu tun. Sie machte eine Ausbildung als Handwerksbuchbinderin in der Sächsischen Landesbibliothek in Dresden. Karen Sehn studierte zugleich Gemeindepädagogik und arbeitet als Religionslehrerin.
Marie-Luise Sehn, die Tochter der Autorin, malt für ihr Leben gern. Mit den bezaubernden Illustrationen zu dem vorliegenden Buch gab sie ihren Einstand als Kinderbuchzeichnerin.
Karen Sehn: Fränze Knoof und der Hund mit den gelben Streifen, erschienen 2019 im Neissuferverlag, empfohlen für Kinder von 6 bis 10 Jahren, 168 Seiten, 15,50 Euro (gebundenes Buch)