Am Mittwochmorgen begann die diesjährige Frankfurter Buchmesse. Ungewohnt still und beinahe surreal. Die Messehallen blieben menschenleer, die Stühle vor der ARD-Buchmessenbühne unbesetzt. Lesungen, Interviews und Diskussionen werden auch die kommenden Tage größtenteils im Netz zu verfolgen sein. So verlief der Auftakt der Veranstaltung.
Die Frankfurter Buchmesse ist das größte internationale Literaturevent des Jahres. Ein Fest, das Akteure aus verschiedensten literarischen Bereichen und Interessensgebieten versammelt, zum Austausch anregt und Wegfeiler setzt. Das konstruktive Zusammenkommen fällt in diesem Jahr allerdings weitestgehend aus, denn die Messe wurde mehr oder weniger komplett ins Digitale verlegt. Die Vorsteherin des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, Karin Schmidt-Friedrichs, findet an diesem Mittwochmorgen eine klare Umschreibung für die ungewohnte Situation: "Gespenstisch", sagt sie knapp. Und auch Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) fühlte sich während des Eröffnungsaktes ohne Publikum wie in einen dystopischen Roman versetzt.
Am Mittwoch ging es also los. Moderator Ulrich Kühn begrüßte "alle, die uns jetzt irgendwo im Nirgendwo zuschauen", und es begann so eine Frankfurter Buchmesse, von der bisher niemand weiß, wie richtungsweisend sie eventuell sein könnte. Denn auch wenn man natürlich enttäuscht darüber war, die Messe beinahe gänzlich ins Virtuelle verlegen zu müssen, gibt es auch positive Aspekte. Buchmessen-Chef Jürgen Boos jedenfalls, präsentiert Zahlen, die sich sehen lassen können: 4400 digitale Aussteller aus 110 Ländern haben sich für diese spezielle Art der Präsentation angemeldet. Online gibt es insgesamt 260 Stunden Programm mit 750 Sprechern. Auch die Zahl derer, die sich zum Eröffnungspanel zugeschalten haben, ist recht überzeugend: 800 Teilnehmer zählte die Buchmesse hier; mehr, als jemals in Frankfurt zugleich in einem Raum saßen.
Corona macht´s möglich
Corona hat in vielen Bereichen möglich gemacht, was seit langem auf dem Plan stand, jedoch nicht angegriffen wurde. So spricht auch Kritiker und Autor Ijoma Mangold als erster Gast auf der ARD-Buchmessenbühne davon, das plötzlich umgesetzt werde, was vorher bereits in der Luft lag. Corona wirke wie ein Katalysator. Normalerweise, so Mangold, könne man Gras nicht wachsen hören. Die Pandemie sei jedoch wie ein Regenguss, der das Gras in die Höhe schnellen lasse.
Auch der Literaturkritiker Denis Scheck spricht von einem verrückten Jahr. Von der ARD-Buchmesenbühne aus sendet er ein "Best of" seiner TV-Sendung "Druckfrisch". Es sei aber aber auch ein "überaus reiches Literaturjahr.", so Scheck, in dem viele Verlage ihre Bücher zunächst vom Frühjahr in den Herbst und dann wieder vom Herbst ins Frühjahr verschoben haben.
Ein Zusammenhalt
Ein Blick auf die Buch-Verkaufszahlen zeigt schnell, dass sich Autorinnen und Verlage auch (oder erst recht) in schwierigen Zeiten auf ihre LeserInnen durchaus verlassen können. Immer häufiger wurde in den letzten Tagen und Wochen betont, dass die Buchbranche eine ausgesprochen resiliente ist, die sich nicht so schnell zerschlagen lässt. "Seit Ende des Lockdowns verzeichnen die Buchhändler in vielen Ländern eine deutlich gestiegene Nachfrage und können so die Minuswerte aus dem Frühjahr reduzieren", berichtet GfK Entertainment zum Buchmessenstart. Diese ermutigende Nachricht deckt sich mit der Botschaft der Flaggen, die zur Eröffnungsfeier im Hintergrund aufblinkten: "signal of hope" steht da geschrieben.
Die Frankfurter Buchmesse: Ein Millionenverlust
Kreative Wege aus der Corona-Falle
Die Frankfurter Buchmesse? Retten wir, was zu retten ist
Frankfurter Buchmesse 2021: "Die Branche braucht Austausch und Sichtbarkeit..."
Frankfurter Buchmesse: Ein schwieriger Start, ein guter Verlauf
Frankfurter Buchmesse: Erste Einblicke und Zahlen
ZDF und 3sat: Literarische Höhepunkte zur Frankfurter Buchmesse
Der Ingeborg-Bachmann-Preis: Termine, Teilnehmer und Ablauf
Frankfurter Buchmesse findet trotz Corona statt
Leipzig liest extra! Mit diesem Konzept rettet sich die Buchmesse
SPIEGEL Bestsellerliste: Julia Quinn mit "Bridgerton" auf Platz 2
Schmerz, Tod, Wut: Ein Virus weckt subversive Kräfte
Leipziger Buchmesse auch in diesem Jahr abgesagt
Die Wuppertaler Literatur Biennale als Stream in voller Länge
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Jahresrückblick 2022: Die besten Bücher
Aktuelles
„Air“ von Christian Kracht – Eine atmosphärische Reise zwischen Mythos und Wirklichkeit
„Das Leben fing im Sommer an“ von Christoph Kramer – Ein nostalgischer Coming-of-Age-Roman
„Asterix in Lusitanien“ – Die unbeugsamen Gallier auf neuer Abenteuerreise!
Das Literarische Quartett: Thea Dorn lädt zur Frühlingsausgabe ein
Abschied von Anthony Phelps: Der haitianische Dichter und Exilant stirbt mit 96 Jahren
Dag Solstad (1941–2025)
Warum ich niemals für mein Land kämpfen würde: Gegen die Kriegstüchtigkeit von Ole Nymoen
Sylvester Stallone veröffentlicht seine Memoiren
Anthologie „365 Tage Frieden“ – Stimmen gegen die Sprachlosigkeit
„Cujo“ von Stephen King
„Sunrise on the Reaping“ – Suzanne Collins‘ neuestes Meisterwerk im „Tribute von Panem“-Universum
„Dream Count“ von Chimamanda Ngozi Adichie – Ein tiefgehendes Meisterwerk über Identität, Verlust und Neuanfang
