Die kommende Ausgabe "ttt - titel, thesen, temperamente " setzt den Themenschwerpunkt darauf, wie Kunst und KünstlerInnen die Politik spiegeln und beeinflussen können. Dabei geht es unter anderem um die USA, um die Proteste in Belarus und um ein - nach wie vor? - geteiltes Deutschland.
Immer wieder setzten KünstlerInnen aus sämtlichen Sparten ihre politischen Überzeugungen in den Mittelpunkt ihrer Arbeit. Und nicht immer erschienen die dabei entstandenen Werke überzeugend. Je nachdem Wo und Wann sie geschaffen wurden, entstand - gerade bei Werken westlicher Bildender KünstlerInnen - nicht selten der Eindruck, dass das Politisieren der eigenen Arbeit nurmehr zum Bestandteil eines merkwürdigen Trends geworden war; der bequeme Rückgriff auf das nämlich, was die Nachrichten tagtäglich kostenlos ins Haus lieferten. Doch ist dieser Einwand haltbar? Die Dringlichkeit gesellschafts- und politikkritischer Kunst ändert sich - natürlich - mit der gegenwärtigen Gesellschaft und Politik unter deren Einfluss sie geschaffen werden. In dieser Hinsicht, ist es heut nicht nur begrüßenswert sondern notwendig, seine Stimme zu erheben. In der kommenden Ausgabe von "ttt - titel, thesen, temperamente" (20. September, 23:05 Uhr, NDR) werden Filmemacher, Schriftsteller und Aktionskünstler vorgestellt, die sich zu den drängendsten Themen unserer Zeit äußern. Mit dabei: Der Schriftsteller T.C. Boyle, die Jazz Musikerin Ludmilla Krukovskaya, der Maler Ales Puschkin, der Autor Thomas Oberender und die Künstlerin Angela Bulloch.
T.C. Boyle - Die USA, ein brennendes Land
T.C. Boyle gilt als Punk-Poet der amerikanischen Literatur, als jemand, der stets deutliche Worte fand und diese auch äußerte. Und solche findet er auch jetzt, kurz vor den Präsidentschaftswahlen in den USA. Der Schriftsteller lebt mit seiner Familie in Kalifornien, wo es mittlerweile jeden Herbst neue Waldbrände gibt. Gegenwärtig sind es 25, die allein in diesem Bundesstaat lodern, und deren Gefahr Donald Trump offensichtlich nicht ernst nimmt. Weiterhin sieht der Präsident keinerlei Zusammenhang, zwischen den Bränden und den Klimawandel. "ttt" spricht mit T.C. Boyle über ein aufgeheiztes Land.
Ludmilla Krukovskaya und Ales Puschkin - Proteste in Belarus
Nach wie vor gibt es starke Proteste in Belarus, gegen denen Präsident Alexander Lukaschenko mit immer brutaler vorgeht. Die Repression steigt, die Staatsgewalt greift immer härter durch, Verschleppung, Verhaftung und Einschüchterung sind an der Tagesordnung. Und doch halten die friedlichen Demonstrationen an. "ttt" stellt mutige Künstlerinnen und Künstler vor, die die Revolution in Belarus unterstützen. Zu Wort kommen die Jazz-Musikerin Ludmilla Krukovskaya und der Street-Art Künstler Ales Puschkin, der mit seinen Aktionen den repressiven Staatsapparat angreift.
Thomas Oberender - 30 Jahre Wiedervereinigung(?)
Seit 30 Jahren ist Deutschland wieder vereint. Tatsächlich? Beinahe alle Statistiken und Umfragen deuten darauf hin, dass dem nicht so ist. Gefühlt ist die Mauer bei vielen nicht gefallen und in Ostdeutschland lebende Menschen fühlen sich häufig zweitrangig behandelt. Doch was ist mit "Ostdeutsch" eigentlich gemeint, und wie kann darüber gesorgt werden, dass dieses Bild etwas differenzierter Betrachtet wird? Darüber spricht "ttt" unter anderem mit dem in Thüringen geborenen Dramaturg Thomas Oberender, Leiter der Berliner Festspiele und Autor des Buches "Empowerment Ost".
Angela Bulloch - Ungleichheit auf dem Kunstmarkt
Gerade die Kunstszene zeigt sich häufig offen und tolerant, verlangt Gleichberechtigung und fairness. Doch bei genauerem Hinsehen scheint das nicht für den mittlerweile fest an der Kunst angedockten Kunstmarkt zu gelten. Hier verdienen Künstler nach wie vor mehr als Künstlerinnen. Laut einer Studie liegt der "Gender Pay Gap" in der Berliner Kunstszene bei 28 Prozent, Künstlerinnen verdienen also im Schnitt ein Drittel weniger als ihre männlichen Kollegen. "ttt" schaut sich das Thema genauer an und spricht um Zuge der Recherche mit einer Hamburger Galeristin und der Künstlerin Angela Bulloch.
Oskar Roehler - "Enfant Terrible", eine Verbeugung vor Fassbinder
Rainer Werner Fassbinder ist eine Ikone des deutschen Films. Sein revolutionäres "Antitheater" hat das filmische Erzählen hierzulande auf eine neue Ebene gebracht. Nun verbeugt sich Oskar Roehler vor Fassbinder, mit einem Film über den Filmemacher. "Enfant Terrible" startet am 1. Oktober in den Kinos und zeigt Fassbinder in seinem privaten Kosmos, gemeinsam mit seinem Ensemble, ständig bei der Arbeit. "ttt" blickt genauer auf das Stück. Ist die Annährung gelungen?