Die 80-jährige Schriftstellerin Helga Schubert gewinnt den diesjährigen Bachmannpreis mit ihrem Text "Vom Aufstehen". Gelesen hatte sie auf Einladung von Insa Wilke. Der Deutschlandfunkpreis geht an Lisa Krusche. Den KELAG-Preis gewinnt dieses Jahr der Österreicher Egon Christian Leitner, den 3sat-Preis Laura Freudenthaler. Somit geht ein recht harter Wettbewerb zu Ende, der vor allem eine äußerst streitlustig Jury zeigte.
Die Preise des diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Wettbewerbs sind verteilt, der Rauch legt sich und die Autorinnen und Autoren können aufatmen. Geschafft. Auch wenn es in diesem Jahr für die Lesenden weitaus ruhiger zuging - Corona-bedingt gab es kein Live-Publikum und somit wohl weniger Stress und Aufregung - hielt das Wettlesen einem doch in Atem. Das lag vor allem an die doch recht streitlustige Jury, dessen Neo-Juror Philip Tingler oft für Uneinigkeit und Kontroversen sorgte. Ein wichtiges Thema während der Diskussionen war immer wieder die Frage, wie man literarische Texte bewerten könne.
Helga Schubert - Vom Aufstehen
In ihrem Text "Vom Aufstehen" thematisiert die 80-Jährige Helga Schubert - die in ihrem Video-Beitrag darüber spaßte, dass die Juror*innen und Autor*innen des Wettbewerbs ihre Kinder oder sogar Enkel sein könnten - das Hinauszögern und das Erinnern an die eigene Mutter. In ihrer Laudatio sagte Insa Wilke, die Schubert zum Wettbewerb eingeladen hatte, "Vom Aufstehen" hätte all angerührt. Der Text hätte eine Geschichte der Katastrophe sein können, zeige jedoch, wie man Friede stiftet.
Den Tränen nahe zitierte die Gewinnerin eine Dankesrede Ingeborg Bachmanns. „Der Schriftsteller ist mit seinem ganzen Leben auf ein Du gerichtet“. Ein Verlag sowie eine Literatur-Agentur hätten bereits Kontakt mit ihre aufgenommen, teilte die sichtlich gerührte Schubert mit. Vielleicht könne sie nun ihren bereits mehrere hundert Seiten starken Roman fertigstellen und demnächst veröffentlichen. In den letzten Jahren hätte sie sich aus dem literarischen Betrieb eher zurückgezogen.
Helga Schubert wurde bereits im Jahre 1980 zum damaligen Bachmann-Wettbewerb eingeladen, durfte jedoch nicht aus der DDR ausreisen. Von 1987 bis 1990 saß sie dann als Juroren in der Jury des Wettbewerbes. Jetzt geht sie als Preisträgerin aus dieser skurrilen Bachmann-Geschichte heraus.
Deutschlandfunk-Preis für Lisa Krusche
Der Deutschlandfunkpreis geht an Lisa Krusche, die auf Einladung von Klaus Kastberger mit ihrem Text "Für bestimmte Welten kämpfen und gegen andere" angetreten war. Der Text zeichne eine dystopische Welt, in der Realität und Fiktion auf sonderbarer Weise verschwimmen.
KELAG-Preis für Egon Christian Leitner
Ebenfall auf Einladung von Klaus Kastberger las Egon Christian Leitner seinen Text "Immer im Krieg". Hier zeigte Leitner vereinzelte Menschen-Schicksale in einem Sozialstaat.
3sat-Preis für Laura Freudenthaler
Der 3sat Preis geht in diesem Jahr an Laura Freudenthaler und ihrem Text "Der heißeste Sommer". Freudenthaler las auf Einladung von Brigitte Schwens-Harrant und wurde bereits als mögliche Gewinnerin gehandelt.