Ferdinand von Schirach und Alexander Kluge: "Trotzem" Gespräche über die Chancen einer besseren Welt

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Der Gesprächsband "Trotzdem" von Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach führt die Spiegel-Bestsellerliste im Bereich Sachbuch an. Zu lesen ist darin ein reger Austausch über die Chancen und Gefahren des Corona-Shutdowns. Und ein Anreiz, die Gesellschaft zum Besseren zu wenden.

Welche Chancen stecken in Corona? Darüber unterhalten sich die Autoren und Juristen Alexander Kluge und Ferdinand von Schirach in dem Gesprächsband "Trotzdem" Foto: Luchterhand Verlag

Ferdinand von Schirach ist einer der bekanntestes und erfolgreichsten Autoren Deutschlands. Erste große Erfolge feierte der ehemalige Strafverteidiger mit Büchern wie "Verbrechen", "Schuld" oder den bereits verfilmten Roman "Der Fall Collini". Auch sein letztes Buch "Kaffee und Zigaretten", in dem der Autor erstmals autobiografisch arbeitete und aufarbeitete, war ein enormer Erfolg und führte die Spiegel-Bestsellerliste im Bereich Belletristik einige Zeit lang an. Am 11. Mai erschien nun der Gesprächsband "Trotzdem". Zu lesen ist darin ein anreizendes Gespräch zwischen von Schirach und dem Autor, Filmemacher und Juristen Alexander Kluge.

Welche Chancen und Gefahren bringt der Corona Lockdown mit sich? Ferdinant von Schirach und Alexander Kluge, beide sowohl Autoren als auch Juristen, haben während des Aufkommens der Corona-Krise einen regen Austausch gepflegt. Das Ergebnis ihrer Unterhaltungen ist nun als Buch erschienen. In "Trotzdem" sprechen sie über Grund- und Freiheitsrechte, über die Entstehung der Demokratie, über Gewaltenteilung und persönliche Freiheit.

Beunruhigende Maßnahmen?

Da eine diskursive Auseinandersetzung unmöglich nur einspurig verfahren kann, zeigt das Buch "Trotzdem" sowohl die Zweifel als auch die Hoffnungen beider Autoren. Was können wir aus der Corona-Krise mitnehmen? Schirach ist davon überzeugt, dass das Virus eine "Zeitwende" bedeutet. Ein Punkt, an dem sich eine Gesellschaft und auch jeder/jede an ihr Partizipierende entscheiden muss, in welch eine Richtung es künftig weitergehen soll. Welch ein Leben wollen wir leben? In Krisen-Zeiten steckt immer auch Gestaltungspotential.

Die harten Maßnahmen, mit der die Regierung auf die Pandemie reagierte, beunruhigt den Bestseller-Autor. "Sicherheit ist uns näher als Freiheit. Das erklärt die hohe Zustimmung zu immer härteren Maßnahmen. Mich beunruhigt diese Tendenz", heißt es etwa in einer Äußerung von Schirachs. Alexander Kluge, der ebenfalls nicht abgeneigt ist die Gefahren einer radikalen Freiheitsbeschneidung zu sehen, versucht aus den Lehren der Gegenwart ein positives Morgen zu bilden:

„Wir können offenbar alles, wenn Gefahr droht, das haben wir jetzt gelernt. Und warum sollen wir die Lehren nicht ins Positive wenden? Die europäische Idee wankt durch diese Krise. Die Solidarität zwischen unseren Ländern scheint es doch nur in guten Tagen zu geben. Aber wir können das ändern. Lassen Sie uns doch heute einmal so mutig sein wie die Verfassungsväter in Amerika. Wir könnten das Ruder herumreißen und uns endlich eine europäische Verfassung geben“

Geschichte der Demokratie

Auch wenn im Zuge der Gespräche das Corona-Thema im Mittelpunkt steht, wäre es falsch zu behaupten, "Trotzdem" sei ein Buch über Corona. Es ist ein Buch während Corona, und wird als solches vor allem an jenen Punkten interessant, an denen es um die Geschichte der Entstehung der demokratischen Ordnung geht. Um die Eckpfeiler der Freiheits- und Grundrechte. Denn gerade hier wird den Lesern ein Handlungsspielraum aufgezeigt. Was mittels immenser Kraft und Ausdauer entstehen konnte, kann in - vielleicht - abgewandelter Form weitergedacht werden. "Wir können heut neu über unsere Gesellschaft entscheiden..." lautet ein Gedanke von Schirachs.

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