Die österreichische Schriftstellerin Lydia Haider hat 15 Textbeiträge unterschiedlichster Künstlerinnen zusammengetragen, die sich allesamt mit dem Thema Hass befassen. "Und wie wir hassen!" ist eine Angriffsbewegung gegen patriarchale Strukturen.
Ich weiß nicht, warum ich euch so hasse...
Hass, Wut, Hetze. Man braucht keine langen Untersuchungen anzustellen, um herauszufinden, dass viele Formen des "Sich-Entladens" weitaus häufiger auf männlicher Seite anzutreffen sind, als auf der weiblichen. Das auch Frauen hassen können, sollte mittlerweile kein großen Geheimnis mehr sein. Wann, wo und was sie hassen, zeigt das von der österreichischen Schriftstellerin Lydia Haider herausgegebene Buch "Und wie wir hassen". Es versammelt 15 "Hetzreden" diverser Künstlerinnen. Mit dabei sind nicht nur bekannte Autorinnen wie Stefanie Sargnagel und Sybille Berg, sondern auch Bildende Künstlerinnen wie Sophia Süßmilch und Verena Dengler oder die Rapperinnen Ebow und Judith Rohrmoser von "Klitclique".
Stumpfe Männlichkeit
Inhaltlich berühren sich die abgedruckten Texte beinahe alle dort, wo sie gegen das Reproduzieren patriarchaler Strukturen anschreiben. Ob das in Form einer Mutter dargestellt wird, die allmählich damit beginnt ihren Fußball begeisterten Sohn zu hassen, oder in ironisch gebrochenen, humorvollen Texten: Grundthema ist oft die Idiotie stumpfer Männlichkeit. Dass es eine Form stumpfer Männlichkeit gibt, die so stumpf ist, dass sie ihre eigene Stumpfheit nicht begreifen kann, scheint die Wut-Reden nur noch weiter anzuheizen.
Qualitativ gibt es zwischen den einzelnen Texte weitreichende Unterschiede. Sophia Süßmilch etwa, präsentiert mit ihrem Beitrag eine recht stupide Hass-Liste, die nicht sonderlich originell, sondern eher wie "einfach-drauf-los-geschrieben-und-wütend-und-ich-könnte-den-ganzen-tag-so-weiter-machen" wirkt. (Eventuell eine Krankheit der Bildenden Künste? Eine Symptom der Wahrhol´schen 15 Minuten?) Andere Autorinnen bemühen sich weitaus stärker darum, so etwas wie eine nächste Ebene in ihre Text zu ziehen.
Grundsätzlich sollte man es vermeiden, dieses Buch mit Schwätzereien wie "So hassen Frauen..." oder "Sie können auch anders..." oder "Warum sollten nicht auch Frauen..." zu versetzen. Im Idealfall ist da zunächst die Provokation. Dann die Reflexion. Und dann erst "Aber Thomas Bernhard und Maxim Biller und Karl Kraus...", und am Ende ein hoffentlich fruchtbares Streitgespräch.
Lydia Haider (HG.) - "Und wie wir hassen!: 15 Hetzreden", Kremayr & Scheriau, 2020, 192 Seiten, 19, 90€