In einem Videobeitrag setzt sich der Fernsehmoderator, Autor und Philosoph Gert Scobel mit der gegenwärtig von Corona dominierten Lage in Deutschland auseinander. Die Verbreitung von abstrusen Verschwörungstheorien, aussichtslos erscheinende Diskussionen, irrationale Forderungen: Scobel fasst all jene Phänomene unter der Überschrift "Die Banalität des Dummen" zusammen.
Zunächst: Was man in der sogenannten Headline eines Beitrages gern "Der Corona-Aufstand" nennen würde, ist im Grunde nur ein Aufständchen. Ein winziges Aufständchen, von vergleichsweise wenig Demonstrierenden vollzogen, das allerdings schnell zu einem ernst zu nehmenden Aufstand werden kann, wenn die mediale Berichterstattung verantwortungslos agiert, und auf "Überschriften und Klickzahlen-Jagt" die gegebenen Ereignisse unübersehbar aufbläht. Daher ist es an dieser Stelle wichtig zu schreiben, was ist: Wenige Tausende demonstrieren auf den Straßen, während sich viele Millionen an Regelungen und Restriktionen halten.
Auch ist es wichtig zu erwähnen, dass es mit Sicherheit nicht per se schlecht oder dumm ist, zu demonstrieren. Freiheitsbeschränkungen sind keine Kleinigkeit. Auch ist es nicht automatisch gut oder clever, den verhangenen Beschränkungen blindlings zu folgen. Von einem einfachen Handeln (oder dessen Negation) vorschnell solcherlei Zuschreibungen abzuleiten, führt geradewegs an einen tieferen Diskurs vorbei. Wir müssen fragen: welche Intentionen stecken hinter diesen selbst ergriffenen Maßnahmen?
Zwangsimpfungen und Chip-Implantate
Da sind beispielsweise die abstrusesten Verschwörungstheorien, die vielen Demonstrierenden als Legitimation gelten. Von Chip-Implantationen und Zwangsimpfungen hört man ebenso, wie von der neuen Weltordnung eines totalitären Systems (als wäre es vorher nicht totalitär gewesen). Ständig sind es "die da oben" die uns an die Wäsche wollen, die uns wie Schäfchen durch ihre Weiden führen. Eines ist dabei sicher: Wer bisher noch kein Schäfchen war, der hat jetzt in der Corona-Krise die vielleicht einmalige Möglichkeit, eines zu werden. Denn Verschwörungstheorien, und das ist wichtig, funktionieren immer über einen Opfer-Status. "Die da oben" machen was sie wollen, und "wir hier unten", uns fällt nichts anderes ein, als es auszusprechen. Es gibt keine Alternativ-Vorschläge; das Narrativ einer "besseren Welt" existiert nicht in Verschwörungstheoretischen Kreisen. Ihre Erzählung ist schlicht eine Opfer-Erzählung, eine para-religiöse Geschichte, die genau dort endet, wo man "denen da oben" ausgeliefert ist. Das ist das genaue Gegenteil eines mündigen und selbstbestimmten Menschen.
"Die Banalität des Dummen"
In einem Youtube-Beitrag entwarf der Philosoph Gert Scobel hierzu die Umschreibung "Die Banalität des Dummen". Eine Ableitung des von der Philosophin Hanna Arendt geprägten Begriffes "Die Banalität des Bösen", den sie im Zuge ihres Berichtes zum Eichmann-Prozess entwarf. Adolf Eichmann, SS-Obersturmbandführer, ermöglichte in seinem Amt die Vernichtung von Millionen von Juden. Arendt wohnte seinem Prozess in Jerusalem bei. In ihren Reportagen schreibt sie, "Eichmann war von empörender Dummheit". Ein grauer, gehöriger und im Bürokraten-Deutsch dahinsäuselnder Funktionär, der mit seiner monotonen Sprechweise sogar dafür sorgte, dass sich der gesamte Saal während der Anhörung zutiefst langweilte. Ein kopfloser Ausführender, ein Untergebener, der letztlich eben das war: unmündig und fremdbestimmt.
Scobel übersetzt Arendts Begriff nun gewissermaßen auf auf die Gegenwärtige Lage. In Corona-Diskussionen, so Scobel, treffe er beizeiten auf fürchterliche Dummheit, von der nicht nur eine Gefahr für die Dummen selbst, sondern auch eine Gefahr für die Gesellschaft ausgeht. Denn auch wenn Dummheit keine politische Kategorie sei, so bestimmt sie doch politische Entscheidungen mit. Gerade die Möglichkeiten die soziale Netzwerke bieten, machen einen Schulterschluss demokratiefeindlicher und selbsternannter Freiheitkämpfer ohne Weiters möglich. Was aber tun, gegen die "Banalität der Dummen"? Mehr Bildung? Sicher. Aber Scobel ist sich auch im Klaren darüber, dass Bildung allein nicht helfen wird. Sie kann immer nur ein erweiterndes Werkzeug sein. Es müsse darum gehen, Dummheit einzugrenzen. Wie dies zu schaffen ist, darüber müssen wir uns in Zukunft sehr viel Gedanken machen und gute Antworten zu finden.