Kultur im Fernsehen Medienkritik: Bringt das ZDF genügend Literatur?

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Nachdem sich der NDR vor einigen Tagen deutlich für mehr Literatur in seinem Programm aussprach und dementsprechende Änderungen ankündigte, meldete sich nun auch das ZDF zu Wort. Auch hier gab es Kritik von Seiten des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels, der mehr Sichtbarkeit für die Literatur forderte.

Thea Dorn als neue Leiterin des "literarischen Quartetts". Foto: obs/ZDF/Svea Pietschmann

"Das Buch hat einen festen Platz im ZDF-Programm. Unsere Literaturberichterstattung zeichnet sich durch Kontinuität und Kreativität aus, die nicht zuletzt in neu entwickelten digitalen Formaten zum Ausdruck kommt.", so die Antwort der ZDF-Kulturchefin Anne Reidt auf die Kritik des Börsenvereins des Detuschen Buchhandels. Dieser kritisierte den Umstand, dass Literatur im Fernsehen grundlegend zu kurz kommt und forderte mehr Sichtbarkeit. Beim NDR hatte das "offene Schreiben" dazu geführt, dass der Sender signifikante Programmänderungen vornehmen will. Das ZDF hingegen, verwies auf die bereits herrschende Vielfalt und Kreativität, mit der man der Literatur hier stets einen festen Platz sicherte.

Und in der Tat war das Thema "Buch" bei dem Sender bisher bereits gut vertreten. Da ist zum Beispiel das Format "das blaue sofa", welches in Zusammenarbeit mit Bertelsmann, Deutschlandfunk Kultur und 3sat ins Leben gerufen wurde. Während der Frankfurter Buchmesse streamt das ZDF die dort stattfindenden Diskussionen und Gespräche live. Da ist das Literaturtool "Dein Buch", welches vor gar nicht langer Zeit auf "ZDFKultur" zur Verfügung gestellt wurde. Hier bekommen Nutzerinnen und Nutzer nach einigen "Such-Angaben" passende Buchvorschläge geliefert, ausgewählt aus mehr als 350 Titeln. Da ist "Das literarische Quartett" als Schlachtschiff der Literatursendungen, welches damals von Reich Ranicki geleitet, dann in Neubesetzung unter Volker Weidermann fortgeführt wurde. Erst vor kurzem gab es auch dort eine Veränderung, und Thea Dorn ist nun alleinige Leiterin des Quartetts.

"aspekte"

Auch in der Kultursendung "aspekte" werden beinahe in jeder Ausgabe neue Bücher präsentiert. Oft sind es literarische Debuts. Darüber hinaus wird jährlich der renommierte "aspekte"-Literaturpreis verliehen, und auch in Sonderausgaben des Formats findet sich stets ausreichend Platz für Literarisches (zuletzt etwa am 24. April 2020 mit "aspekte on tour aus der Staatsbibliothek Berlin". Hier waren die Literaturnobelpreisträgerinnen Herta Müller und Judith Schalansky zu Gast.) Im Übrigen ist für Oktober eine "Aspekte"-Literaturgala geplant, die in enger Zusammenarbeit mit der Frankfurter Buchmesse stattfinden soll.

Die Kritik des Börsenvereins

Woher kommt sie also, die Kritik des Börsenvereins, die sich an die Sender NDR, ARD und ZDF richtete? In dem Schreiben wird beklagt, dass "Bücher in den vergangenen Jahren massiv an Sichtbarkeit eingebüßt" hätten. Im ZDF beispielsweise, seien die Formate "Lesen!" und "Die Vorleser" vollkommen gestrichen worden. Mit Verweis auf weiter oben genannte Formate wie "aspekte" wies Anne Reidt diese Kritik sachte zurück.

"Die genannten Formate sind nicht ersatzlos weggefallen. Auf das legendäre 'Literarische Quartett' mit Marcel Reich-Ranicki folgten die Literaturformate 'Lesen!' mit Elke Heidenreich, später 'Die Vorleser', danach 'Das blaue Sofa', bis der Klassiker "Das Literarische Quartett' in neuer Besetzung vor fünf Jahren mit 15 Minuten mehr Sendezeit wieder auferstand." (Anne Reidt, ZDF-Kulturcheffin)

"Wen kümmerts?"

Während der NDR mit einer klaren Programmänderung auf das Schreiben des Börsenvereins reagierte, bleibt das ZDF also weiterhin bei seiner bisherigen Struktur. Und irgendwie will man sagen: "Wen kümmerts?" Denn natürlich wäre es schön, wenn mehr Kultur und weniger kulturelle Halbversuche zugänglich gemacht werden würden. Wenn mehr literarisches und weniger "prominentes" Schreiben seinen Weg in die Bücherregale findet und - mit Roger Willemsen gesprochen - mehr Zuschauer/Hörer dazu bereits wären, Lektüre zu wählen, die über- und nicht unterfordert. Das alles wäre ideal, sicher. Aber ist es realistisch?

Wenn das Buch ein Problem(?) hat, dann ist es doch eher die immer geringer werdende Aufmerksamkeitsspanne der potenziellen Leserinnen und Leser, die sich in einer hyperkapitalistischen Welt von Produkt zu Produkt flüchten müssen. Dann ist es überhaupt das Buch als Produkt, als Konsumgut, welches man eher besitzen als lesen will. Ja, womöglich hat die Literatur zu wenig Platz in den Medien. Aber auch dies nicht ohne Grund. Vielleicht ist die Zeit, die ein gutes Buch seinem Leser / seiner Leserin abverlangt, nicht die Zeit der raschen und mittlerweile alltäglichen Konsumtion. Es geht nicht um Formate wie "Das literarische Quartett". Es geht um all das, was außerdem noch passiert.


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