Buchrezension – "Ein Baum für Tomti" von Nina Blazon Gestatten: Mein Name ist Tomti, Baumgeist Tomti!

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In Nina Blazons Phantasie-Geschichte "Ein Baum für Tomti" macht sich Familie Lindemann auf die Suche nach einem neuen Zuhause für einen kleinen Besucher. Und erlebt dabei zum ersten Mal Natur hautnah! Eigenes Foto

Eines Nachts wird Familie Lindemann von einem lauten Poltern in der Küche geweckt. Mäuse? Geister? Nicht doch! Es ist der kleine Baumgeist Tomti, der in Nina Blazons Natur-Phantasie-Geschichte „Ein Baum für Tomti“ auf der Suche nach einem neuen Zuhause ist. Ein Buch über die Kraft der Freundschaft und den Zauber der Natur!

Mit Kekskrümeln auf dem Küchenfußboden und mächtigem Gepolter kündet er seinen Einzug an: Der kleine Baumgeist Tomti ist in die Wohnung der Familie Lindemann im siebten Stock eines Hochhauses gezogen. Tomti versteckt sich in einer Zimmerpalme, da sein eigener Baum gefällt worden ist, und nascht nachts heimlich Obst, Nüsse und Körnerfutte, doch dabei fällt Geschirr vom Tisch und alle werden aufgeweckt. Die vierköpfige Familie Lindemann in Nina Blazons Natur-Phantasie-Geschichte „Ein Baum für Tomti“ weiß nicht genau, ob sie bei den Geschehnissen in ihrer Küche an Mäuse oder Geister glauben soll. Während die Eltern nach dem nächtlichen Radau kopfschüttelnd wieder ins Bett schlurfen, schnappen sich die Töchter Maja und Fini die Taschenlampe und gehen der merkwürdigen Angelegenheit auf den Grund. Und so entdecken sie den neuen Mitbewohner: Mit stubbeligem Haar, moosgrünen Hosen und Stiefelchen aus Birkenrinde ertappen sie einen kleinen Jungen, der sich als Baumgeist namens Tomti vorstellt.

Auf zu den Bäumen!

Praktischerweise hat der Baumgeist die Gabe, sich für Leute sichtbar zu machen, die er selber auswählt. Denn der kleine Geist braucht Hilfe und erzählt den staunenden Schwestern seine schreckliche Geschichte an: Er hat seinen Baum und seine Erinnerungen verloren, weiß nicht mehr, wer er ist und wie er ist und hockt jetzt seit kurzen in der Zimmerpalme der Familie, die aber viel zu eng als Bleibe für ihn ist. Tomti sucht dringend einen richtigen Baum als Wohnung, aber er hat keine Ahnung, wo er einen finden kann. Das haben die beiden Stadtmädchen zunächst auch nicht: In ihrer Hochhaussiedlung gibt es zwar viele Häuser und Steine, aber kaum einen Grashalm, geschweige denn einen ganzen Baum!

Erst als die Mädchen Majas Schulfreund Konrad in die geheime Mission einweihen, erfahren die drei Baumsucher durch ihn von einer großen Platane, die einsam mitten auf einer Verkehrsinsel steht. So schnell wie möglich zeigen die drei Kinder Tomti dieses Domizil, doch der kleine Baumgeist ist entsetzt und kein bisschen dankbar. Zu viel Grau, zu viele riesige Menschen und dazu lauter „brüllende Auto-Drachen“, die überall rum rasen und Abgase verteilen – das ist wirklich nicht die richtige Umgebung für einen echten Baumgeist! Also grübeln die Baumsucher weiter, wo noch etwas großes Grünes wachsen könnte. Es beginnt eine abenteuerliche Schnitzeljagd durch die Stadt, auf der Suche nach einem Baum, der zu dem kleinen Geist passt. Dabei lernen die Kinder, auf die Natur zu achten, die es in ihrem Stadtteil nur spärlich gibt.

Wie sehen Birke, Ginkgo und Urzeitbaum von innen aus?

Die Eltern unterstützten das neue Interesse ihrer Töchter, und kaufen ein Baum-Lexikon. So lernen alle schnell, Bäume zu unterscheiden und zu benennen. Doch durch einen magischen Baumgeist-Zauberspruch erleben die Kinder die Natur „baumnah“: Der Spruch katapultiert nämlich allesamt wundersam verkleinert zur Wohnungsbesichtigung direkt in das Innere der Bäume, und so erfahren die kleinen Städter Erstaunliches. In der schneeweiß schimmernden Birke etwa gibt es bereits einen Bewohner: Hier lebt eine leicht putzsüchtige Baumgeistfrau mit dem passenden Namen Brigid Birkenblank, die von Tomti und seiner Kekskrümelspur überhaupt nicht begeistert ist. Der gruselige Ginkgo dagegen kickt seine Besucher sofort wieder hinaus Darüber ist die kleine Schar aber heilfroh, denn im Ginkgo war es grausiger als in der Geisterbahn. Doch mittels eines kleinen Mäuseknochens, den sie aus dem Gruselkabinett im Inneren des Urzeitbaumes mitgenommen haben, können die Kinder nun die Sprache der Tiere verstehen. Sie können jetzt einen Klönschnack mit ihrem Wellensittich halten, der sofort vehement ein anderes Futter verlangt. Als Fini jedoch die „Blut! Blut“ – Schreie eines Mückenschwarmes hört, gibt sie den Mäuseknochen lieber schnell weiter. Mückenstiche sind schon schlimm genug, blutrünstiges Mückengeschrei hingegen möchte wirklich niemand hören!

Da die Wohnungssuche in der Stadt mangels passender freier Bäume stagniert, begibt sich die Sucherschar aufs Land. Hier stürmen sie begeistert ins Innere der großen alten Linde auf dem Dorfplatz ..... und landen mitten in einem See aus klebrigen Honig. Sofort erscheint ein riesiger Wildbienenschwarm, um seinen goldenen Schatz zu verteidigen. Tomti und die Kinder retten sich mit einem Sprung in den Dorfteich, sehr zum Ärger der dort in den Uferbäumen lebenden, etwas trantütigen Baumgeister, die Tomti nun für einen Rabauken halten, der ihre geliebten Wasservögel verschreckt. Auf ihrer Suche in Land und Wald lernen die Vier noch viele weitere Baumgeister und Tiere kennen, bis sie endlich den passenden Baum für Tomti gefunden. Ende gut, alles gut? Von wegen! Tomti hat sich an die Kinder gewöhnt, fühlt sich einsam und bekommt furchtbares Heimweh.....

Fazit

Eine Geschichte, die die Macht der Freundschaft und Hilfsbereitschaft mit dem Zauber der Natur verbindet. Die kleine Hauptfigur lernt sich durch neue Freunde und Erlebnisse selber kennen und weiß zum Schluss ganz genau, wer sie ist und was sie will. Nina Blazons Anliegen, die Natur- insbesondere die Bäume - im Kinderzimmer präsent zu machen, wird unterstützt durch „Majas kleine Baumschule“ am Buchende, in der verschiedene Bäume in einer kleinen Übersicht präsentiert werden.

Für das Sichtbarwerden der märchenhaften Buchwelt von Nina Blazon sorgen die zauberhaften Illustratorin der Künstlerin Karin Lindermann. Die Geschichte ist zum Selberlesen von Grundschüler von 8 bis 10 Jahren gedacht, eignet sich aber auch gut zum Vorlesen in Etappen. Mit dem kleinen Baumgeist Tomti auf dem Selbstfindungstripp hat Nina Blazon eine neue liebenswerte Phantasiegestalt erschaffen, die die Herzen der Kinder im Sturm erobern wird.

Über die Autorin

Nina Blazon, 1969 geboren und in Neu-Ulm groß geworden, studierte Germanistik und Slawistik. Später arbeitete sie in einer Werbeagentur, heute schreibt sie als Journalistin und Autorin in Stuttgart. Die Illustratorin Karin Lindermann studierte Design in Münster und arbeitet heute als Lehrerin und freie Illustratorin. Themengerecht verraten diese beiden „Tomti-Mütter“ zum Schluss auch noch, in welchem Baum sie selber gerne wohnen würde - wenn sie Baumgeister wären!
Nina Blazon – Ein Baum für Tomti, empfohlen für Kinder von 8 bis 10 Jahren, erschienen 2019 im Carlsen Verlag, 144 Seiten, 14,00 Dieses Buch ist Gewinner des „Leipziger Lesekompass“ 2020!

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