Quadratisch, praktisch, gut? Nicht in Wilmas ganz speziellem Fall. Denn bei der armen Henne in Grit Poppes Bilderbuch „Wilma Wunderhuhn“ sehen die Eier so aus wie Quader. Eine Katastrophe! Unsere letzte Oster-Empfehlung aus der Rubrik Kinder- und Jugendliteratur.
In dem kleinen Bilderbuchdörfchen Poppenheim bei Pappenheim lebt auf einem Bauernhof eine rundum glückliche Hühnerschar. Alles ist in bester Ordnung, die Hennen lustwandeln im grünen Gras, ganz nach Bio-Etikette. Das Hennenvolk legt Eier in hervorragender Qualität, der Osterhase schaut schon über den Zaun. Perfekt! Wäre da nicht die wundersame Wilma Wunderlich. Das Huhn legt nämlich Tag für Tag würfelförmige Eier.
Wilma Wunderhuhn, der Star auf dem Hühnerhof
Die anderen Hennen auf dem Hof, die auf die flotten Namen Emma Henna und Dolli Dotta hören oder nicht hören, beginnen zu tratschen, Wilma sei nicht nur wunderlich, sondern bestimmt richtig verrückt. So falsche Eier zu legen, unerhört! Selbst der stolze Hahn Kalki kann der armen Henne Wilma keinen Tipp geben, wie sie das Problem lösen kann - und er hat wirklich schon einiges mit seinen vielen Hennen erlebt. Wilma wird von den anderen Hühnern ausgegrenzt und zunehmend trauriger.
An einem besonders warmen Tag, den das übrige Hühnergeschwader zum Dösen nutzt, probiert Wilma aus, was sie mit den merkwürdigen Würfeleiern eigentlich so alles anstellen kann, denn zu irgendetwas müssen die komischen Dinger doch zu gebrauchen sein. Wilma kickt ihre Quadereier als Fußbälle durch die Gegend. Geht nicht, zu viele Kanten! Die ungewöhnliche Henne kommt nun aber in Fahrt: Sie baut einen Eierturm (das können die anderen Hennen nicht!), legt eine Schlange und bemalt die Eier mit Hilfe selbstgemachter Farben. Und dann hat sie endlich die alles verändernde, die bahnbrechende Idee. Schon zeigen auch die gelangweilten anderen Hennen Interesse, und auf einmal ist Wilma Wunderhuhn der Star auf dem kleinen Hühnerhof.
Fazit
Dieses neu erschienene Bilderbuch von Grit Poppe überzeugt mit einer pfiffigen Idee und einer treffend erzählten Geschichte über eine schwierige Situation, in der der Hauptfigur zum Glück der Humor nicht abhandenkommt. Die zauberhaften Illustrationen von Annika Sauerborn umrahmen die Geschichte und verleihen dem Werk zusätzlich einen ganz besonderen Charme. Die Botschaft des Buches über den Umgang mit der eignen Originalität ist für jedes einzelne Kind ein wichtiges Thema. Und die heiklen Themen Diskriminierung und Ausgrenzung sind hier kindgerecht im Umfeld Hühnerhof verpackt. Fazit: Ein lustiges, neues Bilderbuch für Kindergartenkinder, das gut zum Osterfest passt!
Die Autorin und die Illustratorin
Die Schriftstellerin Grit Poppe, 1964 in Boltenhagen an der Ostsee geboren, studierte am Literaturinstitut in Leipzig und war zu Wendezeiten in der Bürgerbewegung „Demokratie Jetzt“ aktiv. Seit 1989 schreibt sie Romane und Geschichten für Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Ihr realistisches Jugendbuch „Weggesperrt“ wurde 2010 mit dem GustavHeinemann-Friedenspreis ausgezeichnet und gehört in vielen Schulen zu den Standardwerken im Deutschunterricht. Grit Poppe lebt heute in Potsdam. Die poetischen Illustrationen des Bilderbuches fertigte die Künstlerin Annika Sauerborn, die in Mainz am Rhein lebt.
Grit Poppe – Wilma Wunderhuhn, erschienen 2020 im Carlsen Verlag, 32 Seiten, empfohlen für Kinder von 3 – 6 Jahren, 10,00 Euro
