Daniel Kehlmann - Tyll Ein Schelm im Dreißigjährigen Krieg

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Die Buchhandlung Eures Vertrauens hat derzeit geschlossen? Wir versuchen zu helfen! Über die Ostertage hinweg empfehlen wir täglich zwei neue Buchtipps für groß und klein. Heute empfehlen wir für die älteren Leser*innen den Roman "Tyll" von Daniel Kehlmann.

Daniel Kehlmann versetzt die Figur des Till Eulenspiegel in die Zeit des Dreißigjährigen Krieg. Foto: Rowohlt Verlag

Ein Narr, ein Spieler, ein Revolutionär. Daniel Kehlmanns Roman "Tyll" versetzt die Figur des Till Eulenspiegel in die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Aus historischer Sicht ist das nicht korrekt, als Roman-Ansatz jedoch vielversprechend und hochinteressant. Für die Figuren, die uns hier, im 17. Jahrhundert des Romans, begegnen, scheint der Narr jedenfalls eine gern gesehen Abwechslung zu sein. Kaum betritt er das erste Dorf, schauen und tuscheln die Bewohner: "Tyll! Tyll ist da!" Schon in der nächsten Szene werden sie Zeuge eines Theaterstücks, welches nicht ganz so glimpflich für die Schaulustigen endet, wie diese vielleicht erwartet haben.

Was Kehlmann in seinem Roman wirklich fabelhaft aufzeigt, ist der Geist des 17. Jahrhunderts, der keinen Unterschied zwischen Glauben und Wissen kennt, und in dem etwa dunkle Magie und das magische Erforschen eine große Rolle spielt. Der dreißigjährige Krieg erhält gleich am Ende des ersten Kapitels Einzug. Was er mit den Menschen macht, welch Verzweiflung und Unbehagen er anrichtet, wird anhand der Protagonisten klar. Kehlmann versetzt oft historische Begebenheiten, spielt mit der Chronologie wie ein Taschenspieler. Dieses Vermischen von Fiktion und Realität durchzieht das gesamte Buch, so dass das Publikum gewissermaßen dazu eingeladen wird, zu enträtseln, das vom Autor ins Leben gerufene Spiel mitzuspielen, oder es eben sein zu lassen.

Bei all dem Spaß, den man mit den raffiniert eingebauten Irrwegen haben kann, ist es doch ein trauriges, ein zum nachdenken anregendes Buch, welches uns Daniel Kehlmann hier vorlegt. Die Grauen des Krieges, auch sie vermischen sich mit den kleinen Showeinlagen, die dadurch einen umso bitteren Beigeschmack erhalten.


Daniel Kehlmann: Tyll; Rowohlt Verlag, Reinbek 2017; 480 Seiten, 22,95 €


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