Bereits mit ihren Büchern "Die Argonauten" und "Bluets" machte sich Maggie Nelson als postmoderne, experimentell arbeitende Autorin einen Namen. Ihr neuer Roman trägt den Titel "Die roten Stellen" und führt die SWR-Bestenliste für den Monat März an.
Maggie Nelson ist eine Verfechterin der hybriden Form; in ihren Büchern verzahnen sich essayistische, poetische und theoretische Reflexionen zu einem Ganzen. So war es beispielsweise in ihrem viel diskutierten Buch "Die Argonauten" der Falle gewesen, und auch der Folge-Roman „Bluets“ war ein Sammelsurium einzelner Textbausteine. Ihr neues Werk "Die roten Stellen" kommt etwas anders daher, was wohl vor allem an der stark autobiografischen Färbung des Buches liegt. Im Original erschien die Geschichte bereits 2007. Nun wurde sie vom Anglisten und Schriftsteller Jan Wilm kongenial ins Deutsche übersetzt.
Nelson schreibt hier über den Mord an ihrer Tante Jane Mixer, die erwürgt auf einem fremden Grab abgelegt wurde. Jahrelang hämmert die Unglücks-Geschichte im Kopf der Autorin, innerhalb der Familie wurde nie ausreichend über den Vorfall gesprochen. 35 Jahre lang wird geschwiegen; bis plötzlich neue DNA-Spuren auftauchen, und erneut nach Zeugen und Beweismittel gesucht wird.
Bereits am Anfang des Buches macht Maggie Nelson klar, in welch eine strukturelle Richtung die Erzählung verlaufen wird. Sie erwähnt das Buch "Wunschloses Unglück" des Schriftstellers Peter Handke. Diese Referenz liegt nahe, denn wie bei Handke auch, reflektiert Nelson unmittelbar innerhalb des Schreibens. Es gibt keine vornherein abgeschlossene Geschichte, die ohne weiteres abgetippt werden könnte. "Die roten Stellen" ist eine literarische Selbsterkundung, die Begriffe wie Scheitern, Angst, Verzeihen und Versagen auf einer äußerst persönlicher Ebene definiert.
Die SWR Bestenliste für den März
Folgende weitere Titel sind auf der SWR-Bestenliste März zu finden:
2. Paul Celan - "etwas ganz und gar Persönliches"
3. Bov Bjerg - Serpentinen
4. Michael Kumpfmüller - Ach, Virginia
5. J. M. Coetzee - Der Tod Jesu
6. Ann Petry - The Street - Die Straße
7. Sigrid Nunez - Der Freund
8. Marion Poschmann - Nimbus
9. Margaret Mitchell - Vom Wind verweht
10. Monika Helfer - Die Bagage