War der Dichter Friedrich Hölderlin tatsächlich wahnsinnig, wie es seine Zeitgenossen dachten und die Ärzte diagnostizierten? Oder steckten andere, politische Motive hinter seiner "Inhaftierung" im Tübinger Turm. Dieser Frage gehen Hedwig Schmutte und Rolf Lambert in ihrer heute erschienen Dokumentation "Friedrich Hölderlin - Dichter sein. Unbedingt!" nach.
Am 11. September 1806 wird der als rebellisch geltende Dichter Friedrich Hölderlin gewaltsam aus aus seinem Wohnort in Bad Homburg abtransportiert. Man steckt ihn in eine psychiatrische Klinik in Tübingen, therapiert ihn mit den damaligen, äußerst fragwürdigen Methoden und kommt zu dem Ergebnis, Hölderlin sei unheilbar wahnsinnig. Man verfrachtet ihn in ein Turmzimmer. Hier wird der Dichter über drei Jahrzehnte lang leben. Die Ärzte gingen von 3 Jahren verbleibender Lebenszeit aus.
Eine notwendige Aktion im Sinne Hölderlins Gesundheit? Oder eine politisch motivierte Isolation, das Stumm-Machen eines Unruhestifters? War Hölderlin, der heute als einer der bedeutendsten Dichter seiner Zeit galt, tatsächlich wahnsinnig? Dieser Frage versuchen die Regisseure Hedwig Schmutte und Rolf Lambert in ihrem Dokumentar-Film "Friedrich Hölderlin - Dichter sein. Unbedingt!" nachzugehen.
Sie zeigen die künstlerische Radikalisierung Hölderlins, der auch "inhaftiert" weiterhin fordert, dass der politische Begriff um einen poetischen erweitert wird. Aufnahmen von Originalschauplätzen und Landschaften in Deutschland und Frankreich werden dabei mit den Ermittlungen namenhafter Experten angereichert. Auf Grundlage historischer und autobiografischer Quellen zeigt die Dokumentation die Entstehungsgeschichte eines großen Werkes und einen Dichter, der für seine Zeitgenossen weithin unverständlich blieb.
Die vom SWR und ARTE produzierte Doku wird am 29. März um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen zu sehen sein.