In der Reihe Feminismus, Kultur und Gesellschaft berichtet und informiert unsere Gastautorin Lea Illersperger wöchentlich über Themengebiete, die oftmals an den Rand der Gesellschaft gedrängt und ausschließlich dort besprochen werden. Die Reihe startet mit dem Thema "Mobbing am Arbeitsplatz". (A.d.R.)
Begriffserklärung
Mobbing unterscheidet sich von anderen Konflikten, indem es durch ein wiederholtes und regelmäßiges Schikanieren, Quälen und Verletzen eines einzelnen Menschen durch eine beliebige Art von Gruppe gekennzeichnet ist.1 Ziel ist es, eine Person zu isolieren, zu schwächen oder auszugrenzen. Mobbing am Arbeitsplatz kann auf unterschiedlichen Hierarchieebenen stattfinden: werden Arbeitnehmer*innen von ihren Vorgesetzten gemobbt, spricht man von „Bossing“, mobben hingegen Beschäftigte ihre Arbeitgeber*innen, ist die Rede von „Staffing“. Neben diesen beiden Begriffen gibt es noch das horizontale Mobbing, welches bedeutet, dass Personen von hierarchisch gleichgestellten Kolleg*innen gemobbt werden.
Ursachen
Betriebshierarchien, mangelnde Arbeitsgestaltung- oder organisation, unklare Kompetenzverteilung, Unter- oder Überforderung der Arbeitnehmer*innen, wirtschaftliche Probleme eines Unternehmens, aber auch Konkurrenzdruck, Neid und Kolleg*innen und auch eine schwache Führung schaffen ungünstige Rahmenbedingungen, welche ein Arbeitsklima hervorrufen, das Mobbinghandlungen begünstigt.²
Forschung
Heinz Leymann stellte in einer Interviewstudie (n=300) eine Anzahl von 45 verschieden Mobbinghandlungen fest.³ Beispiele dafür können Straining, soziale Isolierung, verbale Gewalt oder Angriffe auf die Person und ihre Privatsphäre, sowie körperliche Übergriffe und Gerüchte sein. Gemessen wurden diese Studien anhand von unterschiedlichen Fragebögen.⁴
In Deutschland wird die momentane Zahl der von Mobbing betroffenen Menschen bei rund 1.000.000 erwerbstätigen. Die meisten davon sind Kolleg*innen, die untereinander mobben/gemobbt werden, gefolgt von Vorgesetzten, welche unter Mobbing leiden.
Folgen
Sowohl die berufliche, als auch die private Situation der Betroffenen kann durch Mobbinghandlungen gefährdet sein. Verunsicherung, Demotivation, sozialer Rückzug, Nervosität, Angstzustände und Konzentrationsschwäche könne mögliche negative Auswirkungen im Beruf sein. Im Privatleben kämpfen diese Personen häufig mit Selbstzweifel/Selbsthass, teilweise mit finanziellen Problemen und Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, sowie in vielen Fällen mit Depressionen. Einzelfälle führen zu suizidalen Gedanken. Neben psychischen Einschränkungen steigt das allgemeine Erkrankungspotential. 43,9% der Betroffenen melden sich krank, die Hälfte davon länger als sechs Wochen.⁵
Prävention
Für Mobbingopfer ist oft die eigene Kündigung der einzige Ausweg. Arbeitgeber*innen tragen jedoch eine gewissen Verantwortung für ihre Angestellten. Arbeitsplätze sind so zu gestalten, dass die Gesundheit und das Leben, sowie die Integrität und Würde der Arbeitnehmer*innen geschützt wird.⁶ Wenn diese Faktoren jedoch durch Mobbinghandlungen gefährdet werden, sollten Gespräche mit Dritten, wie Mediator*innen oder Coaches schnellstmöglich stattfinden.
Anmerkung zum Schluss
Mobbing muss nicht immer verbal oder körperlich sein. Blicke und Gelächter reichen oft aus, um ein Unwohlsein in einer Person hervorzurufen. Jemand zu mobben ist mitunter ein Ausdruck der eigenen Verunsicherung oder Verletzung. Diesem Gefühl nachzuspüren, es sich vor Augen zu halten und gezielt auf die Menschen zuzugehen, die in diesem Geschehen involviert waren/sind und ein klärendes Gespräch einzufordern, könnte Mobbingsituationen verhindern.
Quellen:
1 Ursula Kraif (Red.): Duden. Das Fremdwörterbuch. 9. Auflage. Dudenverlag, Mannheim 2007, S.667
2 https://www.arbeiterkammer.at/beratung/arbeitundrecht/Arbeitsklima/Mobbing.html
3 Heinz Leymann: Handanleitung für den LIPT-Fragebogen. Leymann Inventory of Psychological Terror. Dgtv, Tübingen 1996
4 Dieter Zapf. Mobbing – eine extreme Form sozialer Belastung in Organisationen. In: Psychologie der Arbeitssicherheit
5 Bärbel Meschkutat, Martina Stackelbeck, Georg Langenhoff: Der Mobbing-Report – Repräsentativstudie für die Bundesrepublik Deutschland (PDF; 614 KB). Wirtschaftsverlag NW, Dortmund 2002