Nach vier Ausgaben und eine Menge Kritik geht die Literatursendung "Gottschalk liest?" nun zu Ende. Gäste der letzten Sendung waren die Autor*innen Jan Weiler, Jackie Thomae und - ein Idol Gottschalks - der Kabarettist Gerhard Polt.
Und vorbei. Die letzte Ausgabe "Gottschalk liest?" war zugleich auch der vorerst letzte Auftritt Gottschalks im BR Fernsehen. Eröffnet wird dieser Abend mit einem kleinen Geständnis: Thomas Gottschalk, der über 20 Jahre lang Moderator des TV-Formats "Wetten dass?!" war, erklärt, er sei seit langer Zeit nicht so nervös gewesen, wie an diesem Abend. Das liegt daran, dass der Kabarettist und Autor Gerhard Polt als Gast geladen ist. Polt ist ein Idol Gottschalks, von dem der Moderator sagt, dass er "sehr viel schlauer ist als ich".
Das "Gottschalk liest?" nach nur vier Ausgaben enden wird, war bereits vor Antritt der Aufzeichnung klar gewesen, und so war dieser Abschied weniger ein Abschied vom "Gottschalk liest?" Format, als ein Abschied Gottschalks aus dem BR Fernsehen. Diesen hatte der Moderator vor einiger Zeit überraschend angekündigt.
Die Gäste
Zurück zur Ausgabe. Zu Gast waren am 10. Dezember neben den bereits erwähnten Gerhard Polt die Autoren Jackie Thomae und Jan Weiler. Und mit Blick auf die vier nun bestrittenen Sendungen des Formats ist zunächst einmal zu sagen, dass sich die Qualität der Ausgaben zunehmend steigerte. Natürlich ist "Gottschalk liest?" qualitativ niemals an Formate wie "Das literarische Quartett" herangekommen, doch der Moderator selbst wirkte doch von Ausgabe zu Ausgabe sicherer und überzeugender.
Mit der Autorin Jackie Thomae sprach Gottschalk an diesem Abend über das Buch "Brüder". Überraschend war für die Autorin, dass der Entertainer hierbei nicht sofort den Finger auf Themen wie Rassismus legte, wie es sonst so oft getan wurde und wird. Thomae selbst erweist sich als angenehme und eloquente Gesprächspartnerin.
Der Kabarettist Gerhard Polt stellt kein eigenes, aktuelles Buch vor. Stattdessen würdigt und empfiehlt er den etwas in Vergessenheit geratenen Schriftsteller Oskar Maria Graf. Ansonsten wirkt Polt zurückhaltend, und - für Gottschalk an dieser Stelle wohl keine Überraschung - überlegen.
Das dritte Buch des Abends trägt den Titel "Kühn hat Hunger" und stammt aus der Feder des Autors Jan Weiler. Und auch hier lauerte die Gefahr, Gottschalk könnte sich sprachlich und thematisch vergreifen, behandelt Weiler in seinem Buch doch unter anderem die Beziehung zwischen Frau und Mann. Anstatt jedoch den Inhalt mit einem peinlichen Witz oder Vergleich herunterzubrechen, zieht Gottschalk Vergleiche zwischen den Büchern, und versucht sich der thematischen Tiefe zu stellen.
Wir haben doch keine Zeit
Wie bereits zu Beginn des "Gottschalk liest?" Format erläutert, ist der begrenzte Zeit-Rahmen die wohl größte Schwäche der Sendung gewesen. Zehn Minuten pro Autor*in reichen eben nicht aus, um mehr als bloße Plaudereien über Bücher aufzuzeichnen. Auch wenn Gottschalk gleich in der ersten Ausgabe klar machte, dass ihm daran gelegen ist, Unterhaltung und Literatur nicht zu trennen, hätten sich einige Zuschauer - und vielleicht auch Gottschalk selber - doch eine Vertiefung an der ein oder anderen Stelle gewünscht. Die Idee ist gut, doch die Zeit leider zu weit.