Lesering kürte den wunderbaren Liebesroman »Mondscheinblues« von Katrin Koppold zur Indie-Perle des Monats Januar. Koppold veröffentlicht mittlerweile sowohl via Selfpublishing als auch im Rowohlt-Verlag. Wir wollten im Lesering-Interview unter anderem von der Autorin wissen, warum sie beide Veröffentlichungsformen schätzt, was ihre literarischen Vorbilder sind und wovon sie als Autorin träumt.
Ihr wievielter Roman ist Mondscheinblues?
Katrin Koppold: »Monscheinblues« ist nach der vierbändigen Sternschnuppenreihe, dem Chicklit-Krimi »Hochzeitsküsse und Pistolen« und »The Diamond Guys: Fynn«, das ich unter dem Pseudonym Jade McQueen geschrieben habe, mein siebter Roman. Aktuell arbeite ich an einem Liebesroman, der seine Protagonisten auf die Insel Amrum führen wird. Anders als bei meinen anderen Romanen wird die Geschichte aus der Sicht von drei Frauen einer Familie erzählt, die aus drei verschiedenen Generationen stammen. Was aber gleich bleibt, ist die Mischung aus Drama, Romantik und Humor. Das Buch ist ein absolutes Herzensprojekt für mich. Ich habe über ein Jahr auf der Handlung und den Figuren herumgedacht, bevor ich im November letzten Jahres meine erste Zeile geschrieben habe.
Wie finden Sie generell Ihre Themen?
Katrin Koppold: Die Themen finden meistens mich. Mir fällt gerade auf: Das ist eine Standardaussage von Autoren, oder? Aber es stimmt wirklich. Auslöser für Mondscheinblues war ein Gespräch mit meiner Korrektorin, die meinte, dass lumbersexuelle Männer die metrosexuellen Beckhams ablösen würden. Der Begriff »lumbersexuell« hat mich sehr amüsiert und ich habe ihn sofort gegoogelt. Im Bilderarchiv haben mich dann vollbärtige Männer in Holzfällerhemden, deren Arme eine Menge Tattoos zierten, angelacht. Relativ schnell sah ich nach meiner Recherche einen dieser Holzfäller 2.0 und eine Fashionista vor mir, die sich am Flughafen das erste Mal begegnen und alles andere als begeistert darüber sind, eine gemeinsame Reise antreten zu müssen. Auslöser für die Amrum-Roadnovel war ein Traum über einen Jungen, in den ich mit achtzehn verliebt war. Ich bin aufgewacht und mir war klar: In meinem nächsten Buch möchte ich über eine Frau schreiben, die sich auf die Suche nach ihrer Jugendliebe macht. Kurz darauf habe ich mich mit einem alten Schulfreund getroffen, der mir eine herzzerreißende Geschichte über seinen Vater erzählt hat, bei dem mit sechzig bereits schnell fortschreitende Demenz diagnostiziert wurde und der sich daraufhin einen letzten Urlaub mit seiner Familie wünschte, bevor er anfing zu vergessen. Auf diese beiden Säulen habe ich meinen Plot aufgebaut.
Wie lief das bei Nina und Tom?
Katrin Koppold: Gibt es da reale Vorbilder in ihrer Umgebung? Bei Nina nicht, aber sie war den Sternschnuppenlesern bereits auch als Nebenfigur der Bände 2 bis 4 bekannt. Sie ist für mich im Laufe der Reihe immer realistischer geworden. Bei Tom hatte ich das männliche Model Chris Millington vor Augen, vermutlich, weil er mich im Zusammenhang mit dem Begriff »lumbersexuell« ständig angesprungen hat. Ninas Mutter ist mit leichten Abweichungen die Mutter einer Freundin, die wirklich den Feinkostladen »Gusto Italiano« in München führt, für den Fotografen Herb stand Herbert Glööckler Partner. Aus meinem direkten Umfeld nehme ich selten jemand in meine Bücher auf. Da eine Kinoverfilmung von einem meiner Romane mein größter Traum wäre, orientiere ich mich überwiegend an Schauspielern. Matthias Schweighöfer, Florian David Fitz, Elyas M´Barek dienten mir alle schon als Vorlage für meine männlichen Hauptdarsteller.
Wieviel Nina steckt denn in Ihnen?
Katrin Koppold: In jeder Figur steckt immer eine Menge von Katrin Koppold, aber es sind mehr meine eigenen Ängste, Träume, Erfahrungen, Erlebnisse, die dort einfließen, und weniger Charakterzüge - so vielschichtig bin ich (zum Glück) nicht. Nina ähnelt mir vom Typ her kaum, da kann ich mich mit ihrer Freundin Fee viel eher identifizieren, die in »Zeit für Eisblumen« aus der Sternschnuppenreihe die Hauptfigur gespielt hat. Wobei ich ihren Schmerz über ihre unglückliche Liebe zu Jakob, ihren Wunsch, endlich die Anerkennung ihres Vaters zu gewinnen und ihren Drang, es allen recht zu machen, nachvollziehen kann. Ich habe mit ihr mitgelitten und mich auch ein klein wenig in Tom verliebt. Es ist vermutlich dieses Sich-in-Figuren-hineinfinden können, ohne dass deren Probleme zwangsläufig die des Autors sind, die letztendlich dafür sorgen, dass auch ein Leser mit ihrem Schicksal mitgeht.
Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?
Katrin Koppold: Wie die meisten Schriftsteller habe auch ich schon immer viel geschrieben. Mein Bruder bekam von mir zum Beispiel einmal ein Märchenbuch zu Weihnachten geschenkt und mit 14 habe ich eine Liebesgeschichte im Stil der damaligen Denise-Heftchen angefangen. Außerdem war ich einige Jahre freie Mitarbeiterin bei einer lokalen Zeitung und habe nach der Schule dort auch ein Praktikum gemacht. Richtig von der Pike auf gelernt, habe ich es aber erst durch in einem zweijährigen Fernstudium und in den Schreibkursen von Rainer Wekwerth, einem Autor des Arena-Verlags. Es gibt bestimmt Menschen, die irgendwann einmal auf die Idee kommen, sich hinzusetzen und aus dem Stegreif und ohne jede Erfahrung ein wirklich tolles Buch schreiben. Aber ich denke, das sind Ausnahmen. Natürlich hat Schreiben auch etwas mit Talent und Leidenschaft zu tun, vor allem aber mit Handwerk und einer Menge Selbstdisziplin.
Ist die Veröffentlichung via Selfpublishing eine bewusste Entscheidung?
Katrin Koppold: Mittlerweile ja. Anfangs hatte ich keine Wahl, weil alle Verlage meinen Debütroman »Aussicht auf Sternschnuppen« abgelehnt haben. Nachdem dieser Band und die folgenden drei Erfolg hatten, hat Rowohlt mir aber die Taschenbuchrechte an der Reihe abgekauft. Auch die Amrum-Roadnovel werde ich über Rowohlt herausbringen. Ich schätze die Zusammenarbeit mit einem solch renommierten Verlag sehr, es gibt jedoch auch immer wieder Projekte, die ich gerne im Eigenverlag veröffentlichen möchte. Es ist schön, die Möglichkeit zu haben, sich kreativ auszutoben und die Bücher zu schreiben, für die man selbst brennt, und nicht nur die, an die Verlagsmenschen glauben.
Welche Tipps können Sie Debütanten, die ihre Bücher auch selbst veröffentlichen möchten, mitgeben?
Katrin Koppold: Mittlerweile ist es viel schwerer, im SP Erfolg zu haben wie früher, der Markt ist viel größer geworden, die Konkurrenz härter. Ich bin froh, dass ich bereits in der Anfangszeit dabei war. Trotzdem rate ich jedem Debütanten, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn der große Erfolg auf sich warten lässt und weiterzumachen. Ich zumindest würde wohl auch Geschichten schreiben, wenn sie kaum noch jemand lesen wollte. Einfach, weil ich das Schreiben liebe. Und auch wenn das vielleicht naiv klingt: Ich bin fest davon überzeugt, dass Sternschnuppenwünsche wahr werden können, wenn man nur fest genug daran glaubt und bereit ist, hart für deren Erfüllung zu arbeiten. Bei mir zumindest hat es funktioniert.
Können Sie vom Schreiben schon leben? (…möchten Sie das?)
Katrin Koppold: Ja, ich schreibe seit anderthalb Jahren hauptberuflich und werde es auch mindestens noch weitere anderthalb Jahre machen, weil noch so viele Geschichten in meinem Kopf herumspuken, die unbedingt noch geboren werden wollen. Ich habe allerdings auch eine sichere Beamtenstelle als Lehrer im Rücken, zu der ich jeder Zeit zurückkehren kann. Ohne diese Absicherung wäre es mir ein bisschen mulmig zumute, finanziell ganz vom Geschmack der Verlage und Leser abhängig zu sein.