Eitelkeiten Der schöne Toni

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„Was sagen Sie zu den langen Haaren von Anton Hofreiter? Sieht die Frisur nicht zu sehr nach den Grünen aus?“

Ein erfreulicher Anblick: Dr. Anton Hofreiter. Illustration: ©Yvonne Kuschel / www.yvonne-kuschel.de

„Ach was, der Anton ist schon ein ganz patenter... Man sollte die Haare bei ihm nicht so sehr beachten... Es gab auch schon andere Politiker, die wegen ihrer Haare in der Presse standen: z.B. Gerhard Schröder, wegen seiner angeblichen Haarfärberei, oder Christian Lindner, der neu bepflanzte Geheimratsecken haben soll... Wir sollten aufhören, über die Frisuren von Politikern zu debattieren...“

So unterhielten sich vor wenigen Tagen zwei Herren am frühen Morgen im Radio.

Ich spitzte meine Ohren. Der schöne Toni? Der erfreuliche Blickfang zwischen all den grauen Politiker-Gestalten? Weil er nicht aussieht, wie all die anderen, wird schon über sein Äußeres gelästert? Demnächst auch über sein kleines Bäuchlein?

Dass Männer eitel sind, ist mir nicht neu, aber dass sie in aller Öffentlichkeit darüber lästern, vor allem über solche Äußerlichkeiten, das war mir nicht so geläufig. Über den sich lichtenden Haaransatz von Herrn Lindner habe ich vorher noch nie etwas gehört, auch hat mich dies nicht interessiert. Doch warum soll er nicht versuchen, besser auszusehen? Geheimratsecken oder Stirnglatzen sind eine fiese Laune der Natur, ähnlich fies wie Celulitis, aber die muss man zum Glück nicht auf dem Kopf tragen.

Ich fände es großartig, würden endlich auch andere männliche Körperteile ins Rampenlicht rücken, dorthin, wo sich bis jetzt vornehmlich weibliche tummeln. Allen voraus dicke Bäuche, Männerbrüste, Hühnerbrüste, Storchenbeine, hängende Hintern. Lauter männliche Tabu-Zonen! Das wäre zwar nicht besonders appetitlich, aber wegen der Gleichberechtigung völlig in Ordnung.

Unpassende oder schlecht sitzende Kleidung bei Politikerinnen ist ein unterhaltsames Thema, doch erinnere ich mich nicht, über schlecht sitzende Anzüge oder Augenkrebs erregende Krawattenmuster männlicher Kollegen je etwas gelesen oder gehört zu haben. Eimal war da was mit den Turnschuhen von Joschka Fischer, aber das ist bereits ein sehr alter Kaffee.

Haare scheinen also ein Thema zu werden... Männer tragen plötzlich mehr Haare auf dem Kopf, vor allem im Gesicht. Kommt das vielleicht daher, weil die Nacktmolchmode (Ganzkörperrasur) noch nicht als passé ausgerufen wurde?

Woher ich davon weiß? Vom Strand natürlich! Dort erlebt man immer was! Einmal war ich mit meinem Mann an einem menschenleeren Ostseestrand. Wir breiteten unsere Decke aus, sprangen aus allen Kleidern und gleich ins Wasser. Weit vom Ufer entfernt schwimmend sahen wir ein Paar ankommen. Obwohl der Strand mindestens 3 km lang war, platzierten sich die beiden nur wenige Meter neben unserer Decke. Als wir aus dem Wasser kamen, stand da mein damaliger Chef in weißer Feinrippunterhose vor mir...!

Den schönen Toni traf ich nie an einem Strand, aber Personen des öffentlichen Lebens möchte ich nicht unbedingt dort treffen, auch nicht in der Sauna...

Habe allerdings mit Bedauern vernommen, dass Herr Hofreiter bereits einiges an der Länge seiner Haare gelassen hat, als er im Fernsehen über die gescheiterten Koalitionsgespräche mit der Kanzlerin berichtete. „Na was denn“, sagte mein Mann zu meiner haarigen Bemerkung, „Ist doch normal, dass man vorher zum Friseur geht, wenn Mutti einlädt...“

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