"Nähen mit Jersey" von Pauline Dohmen ist auf Anhieb Spitzenreiter bei den Amazon-Vorbestellungen. Im Interview mit Lesering enthüllt die Autorin, was das neue Näh-Buch bieten wird und warum sie nicht nur Leserinnen ansprechen will.
Lesering.de: Dass Sie alle aktuellen Bestseller im Vorverkauf bei Amazon hinter sich lassen, ist ein riesiger Erfolg. Warum ist Nähen für Kinder aus Ihrer Sicht so ein riesiges Thema bei Müttern?
Pauline Dohmen: Ich denke, das liegt vor allem daran, dass viele Mütter in der Elternzeit erstmals (wieder) Zeit zum Handarbeiten finden. Kinderkleidung braucht relativ wenig Stoff und ist recht schnell genäht, also perfekt als Einstieg in die Nähwelt.
Recycling-Projekt: Papas abgelegtes Shirt
Lesering.de: Bei "Nähen mit Jersey" werden Mütter zu Designerinnen. Was ist eigentlich der wesentliche Reiz, Sachen selber zu machen? Die Kreativität, die Individualität oder dass man einfach Geld spart?
Pauline Dohmen: Auf jeden Fall Kreativität und Individualität. Vielen ist die Kleidung im Laden zu langweilig oder gender-konform, triste Farben und unpraktische Schnitte scheinen für Kinder wenig geeignet. Außerdem macht es Freude, eben nicht die fünfte gleiche Jacke am Haken der Kindergartengarderobe zu sehen, sondern einzigartige Designerstücke für die eigenen Kinder zu entwerfen.
Hochwertige oder seltene Stoffe können allerdings sehr teuer sein, Geld sparen durch selber nähen gelingt am besten durch Recycling-Projekte: Papas abgelegtes Shirt macht sich super am Nachwuchs. Aber natürlich ist das Selbermachen auch eine im Verhältnis preiswertere Möglichkeit, Alternativen zu den gewöhnlichen Modeketten zu finden.
Lesering.de: Wie selbsterklärend ist Nähen mit Jersey? Welche Voraussetzungen muss man handwerklich mitbringen? Oder: Eignet es sich sogar für Männer?
Pauline Dohmen: Nähen mit Jersey richtet sich an alle, die Lust haben, bequeme Kinderkleidung aus Jerseystoffen zu nähen, auch an absolute Näh-Neulinge und unbedingt auch an Männer.
Im Buch befindet sich ein sehr ausführlicher und reich bebilderter Grundlagenteil, in dem der Leser zunächst eine Einführung in Stoffkunde und Arbeitsmaterial erhält. Anschließend werden alle Grundtechniken für die im Buch enthaltenden Modelle Schritt für Schritt erklärt: Das Zusammensetzen der Basisschnitte, Bündchen oder Einfassungen anbringen, Gummiband einnähen oder hübsche Akzente mit Taschen, Paspeln oder Schleifchen setzen, all das sollte nach der Lektüre auch Nähanfängern gelingen.
Fortgeschrittene können sich dabei Ideen für eigene Kreationen auf Basis der vielfältigen Grundmodelle im Buch holen und sich designtechnisch richtig austoben.
Erste Näherfolge kommen schnell
Lesering.de: Welches Schnittmuster würden Sie Einsteigerinnen aus Ihrem Buch empfehlen?
Pauline Dohmen: Die Modelle im Buch sind in Schwierigkeitsgrade von 1 bis 3 eingeteilt. Für absolute Nähanfängerinnen eignen sich zunächst die Modelle mit Schwierigkeitsgrad 1, zum Beispiel ein süßes Babyset aus Halstuch und Knotenmütze oder eine Beanie mit Schlupfschal für die Großen. Auch eine mitwachsende Bündchenhose ist sehr gut für den Einstieg geeignet. Schnell genäht und im Alltag unverzichtbar, sodass man sich tagtäglich an den ersten Näherfolgen erfreuen kann.
Lesering.de: Was hat Ihnen die Idee dazu gegeben, mit dem Nähen anzufangen? Und was war der Grund, Ihre Erfahrungen weiterzugeben? Wurden Sie entdeckt, oder haben Sie selbst den Bedarf entdeckt?
Pauline Dohmen: In meiner Familie wurde schon immer genäht, meine Mama hat mich als Kind bei den ersten Schritten an der Nähmaschine begleitet, zusammen haben wir großartige Ballkleider für meine Barbiepuppen designed und genäht oder auch einen Cordrock für mich.
Später habe ich immer wieder genäht, aber wie die meisten Mütter hat auch mich die Näherei in der ersten Elternzeit völlig in ihren Bann gezogen. Von Anfang an habe ich dabei eigene Schnittmuster entwickelt. Gleichzeitig wuchs die Nähszene im Internet und als sich die Anfragen nach den Schnitten zu den online gezeigten Modelle häuften, habe ich mich 2011 entschieden, die ersten E-Books zu veröffentlichen.
Über die Jahre kamen allerhand Schnittmuster dazu und schnell habe ich mich auf Kinderkleidung aus Jerseystoffen fokussiert.
Dass ein Buch zu diesem Thema im Handel irgendwie fehlt, habe ich selber festgestellt. Ich liebe Handarbeitsbücher, aber die verfügbaren Nähbücher beinhalteten meist eher Schnittmuster für Accessoires oder Kleidung aus Webstoffen. Meine Idee war, ein Buch mit einer Art Grundausstattung für den kindlichen Kleiderschrank zu verfassen. Ein solches, welches man mit zum Nähkurs oder zum Nähtreffen nehmen kann und darin für alle Lebenslangen die passenden Schnittmuster für all die tollen Jerseystoffe findet, ohne stapelweise Zeitschriften oder Papierschnitte wälzen zu müssen.
Ich denke, diese Idee umzusetzen ist mit Hilfe des tollen Teams beim Frechverlag hervorragend gelungen.
Lesering.de: Vielen Dank für das Gespräch!