Die Suche nach den Gefühlen Seite 5

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Das Licht ist hell und blendet mich. Ich kneife die Augen zusammen und schaue mich um. Die hellen Farben, Geräusche und Gerüche sind überwältigend. Die Gefühle, die damit einhergehen, überfordernd. Du spürst, wie meine innere Unruhe leicht steigt und drückst meine Hand. "Entspann dich. Der Aufstieg ist das schwerste und den hast du hinter dir." Langsam gehen wir den Weg entlang, der uns vom dunklen Loch wegführt. Wir erreichen das hohe schwarze Tor und gehen hindurch. Sorgfältig drückst du das Tor hinter uns ins Schloss und streckst deine Hand aus. "Gib mir den Schlüssel." Ich greife in meine Hosentasche, ziehe einen goldenen Schlüssel hervor und reiche ihn dir. Du schliesst ab und rüttelst an den Gitterstäben, um sicher zu gehen, dass das Schloss verriegelt ist. Du willst mir den Schlüssel zurückgeben. Erschrocken weiche ich zurück und hebe abwehrend die Hände. "Nein, behalte du ihn." Deine Augenbrauen ziehen sich zusammen. Du kommst auf mich zu und ziehst mich in deine Arme. Über deine Schulter hinweg kann ich den Weg zurück zum Abgrund sehen.

Angst steigt in mir auf und ungewohnterweise auch Trauer. Schnell schliesse ich die Augen. Ich spüre, wie sich eine Träne aus meinem Augenwinkel löst und über meine Wange läuft. Deine Hände legen sich sanft auf meine Schultern und du schiebst mich vorsichtig ein Stück von dir weg. Mit ernstem Blick siehst du mich an. "Ich kann nicht darauf aufpassen. Du wirst das selbst tun müssen." Mit einer Entschlossenheit, die ich noch nie in dieser Form von dir gesehen habe, nimmst du meine Hand und drückst den Schlüssel hinein. "Und wenn ich zurück will?" Ich schaue zurück zum Abgrund. Dieses Mal muss ich den Blick zwar nicht mehr abwenden, jedoch überkommt mich erneut ein mulmiges Gefühl. Du schaust ebenfalls zurück und sagst: "Dann meldest du dich bei mir." Wir sehen uns wieder schweigend in die Augen. "Danke." Meine Stimme ist kratzig und ich räuspere mich. Ich will viel mehr sagen, aber das Einzige, was ich noch rausbringe, bevor meine Stimme bricht, ist: "Deine Begleitung war heilsam." Du schweigst. Ich weiss instinktiv, dass du die Tragweite hinter diesen Worten verstanden hast. "Melde dich auch bei deinen Sonnenmomenten bei mir", sagst du. Als Antwort lächle ich wohlwollend und küsse dich sanft auf die Lippen. Ich werfe einen letzten Blick zurück zum Abgrund und lasse sanft deine Hand los. Dann drehe ich mich um und gehe in die entgegengesetzte Richtung davon.


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